Die Einspielungen sind unter den vielevielen 9-2, die ich kenne, eher unter die "Zögerlichen" einzureihen. Und ich bin bei denen, die einen besseren Fluss befürworten. Das ... Zöö...gerli...che ist auch etwas un...gleichmä...ßig, das geht anderes und was besser.
Genereller Punkt ist, auch nachzulesen im Eigeldinger (frz. und engl. greifbar), dass die linke Hand durchläuft mit einem absolut sauberen Takt, und dass das Rubato, wenn denn man es macht, nicht einfach wahllos eingestreut wird, sondern zu einer Aussage kommt.
Die Aussage sollte nicht sein, hey, ich bin klein, mein Herz ist rein, spiele ALLES iwie zögerlich ein. ..
Das nervt den Zuhörer, insbesondere die, die das Ding aus dem FF kennen, weil sie es selber spielen.
Das Ding wäre sehr erheblich besser noch, wenn es mit 120% speed gemacht wird, und mal versuchsweise auf irgendwel...ches Rubatieren tutti completti verzichtet wird, und Rubato erst - und dann - eingesetzt wird, wenn man zu "Aussagen" kommen wiil - UND kann, und nicht der Verdacht keimt, entweder ist alles rubato, mal schneller mal langsamern, aber ein Plan sei eher nicht dahinter, sondern der Verdacht Unvermögen, oder ein fehles Verständnis dessen, was Chopin mit Rubato machte.
Betreffs Digi hätte ich noch einen bedingten Tip, wenn denn überhaupt noch Digi gespielt wird, und ohne Detailkenntnis des Typs. Viele, ganz viele Anschlagsdynamiken bei Digis laufen nach dem ADSR-Schema, Attack, Sustain, Decay, Release, und oft kann man die Parameter einstellen. Das Starkbetonte auf 1 und auch alles andere könnte ... besser werden, wenn man mal Decay oder Sustain etwas verlängert. Falls das zu machen geht. Suchen in der Anleitungs ggfs., und bissele was ausprobieren. Es muss - auch auf einem Digi - besser "gebunden" sein, viel mehr legato. Meine ich. Die Koryphäen hier mögen mir widersprechen, ich bin nur ein blutiger Amateur.
Der Eigeldinger allerdings ist auch aus dem Grunde hoch interessant, weil sich in ihm etliche Varianten finden - auch welche, die man sich in der Öffentlichkeit und "für Offizielles" (Aufnahmeprüfungen) nicht zu machen traut.
Es ist DAS Stück Chopins mit den allermeisten "zugelassenen" Varianten ... ...
Und der Fan genau dieses Stückes sollte noch zweidrei weitere Infos haben:
Durch die etlichen Variationen ist eben dieses Stück eine einzigartige Chance, die Arbeitsweise Chopins näher zu durchleuchten.
Dann hat er Variationen teils zugelassen, die zum Zeitpunkt der Komposition (1828/29) noch gar nicht machbar waren, z.B. hohe Läufe herunter vom As, das damals noch gar nicht auf den Klaviaturen war, die nur herauf zum F oder G gingen. Ich habe da die Variation vom Tomas Akte Tellefsen im Visier.
Und die 9-2 ist im Ansatz erstmal "geklaut" - Chopin nahm ein Thema einer Field-Nocturne auf, die ersten zweidrei Takte ...
Field hatte das Metier "Nocturne" erfunden..., und der noch sehr junge Chopin zeigte der Fachwelt gleich mal, wo nun der Hammer hängt betreffs Nocturnes, vielleicht Einstieg in den Abstieg von Field in der Wertschätzung der Musikwelt. Der fast 30 Jahre ältere Field hatte im jungen Chopin gleich mal seinen Meister gefunden. Er ist irgendwie danach nie mehr richtig auf die Beine gekommen und wenige Jahre später gestorben (1837).
Und wer sich krass vernarrte in dieses Stück, der mache sich unbedingt auch mal die moderneren Variationen zugänglich.-Ich habe da den niederländischen Hammerklavier-Spezialisten Bart van Oort im Ohr. Fantastisch, was der noch weitergehend an Fioraturen macht - ich war bislang nichtmal in der Lage, das zu notieren ...