Blackout beim Vorspiel- wie vermeiden?

Stilblüte

Super-Moderator
Mod
Dabei seit
21. Jan. 2007
Beiträge
11.516
Reaktionen
17.494
Ich hoffe, so einen Thread gibt es noch nicht...

Also:
jedem ist es doch sicher schon einmal passiert, dass er ein Stück ziemlich gut konnte, und plötzlich beim Vorspiel steigt man an den einfachsten Stellen aus.

Meiner Ansicht nach liegt das einfach daran, dass man das Stück nicht im Kopf, sondern in den Fingern hat- d.h. wenn man gelassen und entspannt ist, spielen sie einfach von alleine, ohne dass man viel denkt - ist man aber im Stress, achtet man auf alles, und auf einmal fällt dem Gehirn auf, dass es gar nicht weiß, was die Finger gerade spielen- und schon ist man draußen.

Schön und gut, zu dieser Erkenntnis bin ich nun gelangt, aber wie kann man genau dies verhindern?
Dazu gibt es einen Haufen Übungen, die ich in diesem Thread gerne sammeln würde. Wer eine hat, bitte anfügen. Ich fange mal mit einigen an (in irgendeinem Thread wurden schonmal ein paar genannt, ich weiß allerdings nicht, welcher).

- erst die Hände einzeln üben, dann zusammen- und wenn man das Stück mit beiden Händen richtig kann, mal wieder die Hände einzeln spielen.

- Mit geschlossenen Augen spielen- die Stellen, die man falsch spielt, sind auch mit offenen Augen noch nicht so sicher.

- eine Hand normal spielen lassen, die andere spielt "imaginär" ohne Ton auf den Tasten oder dem Oberschenkel, dann gar nicht, dann wieder mit Ton.

- Üben, dass man in jedem beliebigen Takt des Stückes sofort einsteigen und weiterspielen kann.

- von "hinten" üben: erst den letzten Takt, dann den vorletzten und letzten usw.

- versuchen, sich das Tastenbild zu merken

- das Stück auswendig können und beim Vorspiel mit Noten spielen

(- für die, die es können: Die gesamten Noten auswendig lernen, sodass man das Stück hinschreiben könnte- ist wohl die sicherste und wirkungsvollste Methode, allerdings unheimlich zeitaufwendig und schwierig. Das können wohl nur Pianisten...)

so das fällt mir gerade ein.
Warte gespannt auf Ergänzungen!

liebe Grüße

Stilblüte
 
jedem ist es doch sicher schon einmal passiert, dass er ein Stück ziemlich gut konnte, und plötzlich beim Vorspiel steigt man an den einfachsten Stellen aus.

Meiner Ansicht nach liegt das einfach daran, dass man das Stück nicht im Kopf, sondern in den Fingern hat...

Genau so ist es. Dennoch muss man sagen, dass wir Menschen sind und keine Computer. Selbst mit best möglicher Vorbereitung kann niemand einen "Blackout" oder "Fehler" beim Vorspielen völlig ausschließen.
Schallplatten, CDs usw. setzen meiner Meinung nach unmenschliche Maßstäbe an die Perfektion.

Das einzige was man tun kann ist die Vorbereitung weiter zu optimieren.

(- für die, die es können: Die gesamten Noten auswendig lernen, sodass man das Stück hinschreiben könnte- ist wohl die sicherste und wirkungsvollste Methode,

Auch hier stimme ich dir zu. Hier haben wir schon mal darüber gesprochen.

...allerdings unheimlich zeitaufwendig und schwierig. Das können wohl nur Pianisten...)

Hast du es schon mal ausprobiert?
Schau mal unter Analyse.
 
es stimmt, ich habe es noch nie ernsthaft versucht.
Ich könnte mal mit einem leichten Stück (wie dem genanngen) beginnen.

Irgendwie schiebe ich das aber immer vor mir her, weil ich mir denke, dass ich es vielleicht doch nicht gebrauchen kann für die Stücke, die ich im Unterricht spiele. Bei der Ballade ist es wohl schon zu spät- die habe ich wahrscheinlich schon viel zu oft gespielt. Aber wie könnte man so etwas auswendig lernen? Das stelle ich mir unheimlich schwer vor...
Oder die beiden unten genannten Ravelstücke. Ich habe inzwischen (endlich!!!) beide Noten und versuche vorsichtig, sie zu üben (GASPARD kann ich schon die ersten zwei Seiten *freu*). Aber wie kann man so etwas vor dem Spielen auswendig lernen...?

:confused:etwas ratlos

Stilblüte
 
es stimmt, ich habe es noch nie ernsthaft versucht.
Ich könnte mal mit einem leichten Stück (wie dem genannten) beginnen. ... Irgendwie schiebe ich das aber immer vor mir her

Leg einfach los. Die ersten 8 Takte!

Ich bin gespannt, werde wieder nachfragen! ;)

Bei der Ballade ist es wohl schon zu spät- die habe ich wahrscheinlich schon viel zu oft gespielt.

Auswendiglernen mußt du die Ballade nicht mehr, aber du kannst den Notentext weiter festigen, indem du dir Strukturen klar machst. Mach die Augen zu und sag dir die Noten vor, du wirst merken, welche Noten du im Kopf hast und wo die "Finger" spielen. Wenn es irgendwo "klemmt" schau in die Noten usw.

Diese Arbeit ist tatsächlich anstrengend, denn sie fordert volle Konzentration, aber irgendwann muss man damit anfangen, man wird dann mit mehr Übung immer schneller.

Aber wie könnte man so etwas auswendig lernen? Das stelle ich mir unheimlich schwer vor...
Oder die beiden unten genannten Ravelstücke. Ich habe inzwischen (endlich!!!) beide Noten und versuche vorsichtig, sie zu üben (GASPARD kann ich schon die ersten zwei Seiten *freu*). Aber wie kann man so etwas vor dem Spielen auswendig lernen...?

:confused:etwas ratlos

Stilblüte

Ich weiß es ehrlich gesagt auch nicht. Ich könnte GASPARD wahrscheinlich nicht ausschließlich so lernen. Ich heiße ja auch nicht Gieseking. In der Praxis wird man nicht ausschließlich á la Leimer/Gieseking arbeiten, das ist auch nicht nötig.

Aber mit etwas einfacheren Stücken kriege ich es hin und man kann ja immer besser werden. (wenn man Zeit hat zu üben)
 
Hier mein Input dazu:

Also ich bin nun, weiss Gott, kein guter Vorspieler. Bevor ich aber ein Stück soweit auswendig lerne dass ich die Noten aufschreiben könnte, würde ich eher versuchen mental so an mir zu arbeiten dass der STRESS beim Vorspielen minimiert wird und man daher im Prinzip beim Vorspiel gleich gut ist wie im stillen Kämmerlein (Idealfall). Noten auswendig lernen würde heissen nur die Symtome zu bekämpfen -- besser ist es aber, IMHO, die Ursache zu bekämpfen.

Dazu hilft es wenn man sich in der finalen Phase des Übens zuhause einmal vorstellt man würde vor Publikum spielen. Dann hilft es wenn man sich einfach ein paar Leute einlädt (Nachbarn etc.) zu einem kleinen Minivorspiel sozusagen. Schrittweise müsste man dann so weit kommen dass der Stress beim eigentlichen Vorspielen minimiert wird.

Das ist übrigens nicht auf meinem Mist gewachsen sondern ich habe das einmal im Buch "With my own two hands" (keine Ahnung wie es auf Deutsch heißt, vermute so ähnlich) gelesen das ich für sehr gut halte was diese und ähnliche Probleme betrifft.

Ciao // Tom
 
Ich habe inzwischen (endlich!!!) beide Noten und versuche vorsichtig, sie zu üben (GASPARD kann ich schon die ersten zwei Seiten *freu*). Aber wie kann man so etwas vor dem Spielen auswendig lernen...?

Warum willst Du es überhaupt auswendig lernen? Ist ja nichts Schlechtes die Noten vor sich zu haben -- auch beim Vorspiel. Ich verstehe sowieso nicht ganz warum Pianisten immer auswendig spielen müssen und alle Musiker anderer Instrumente die Noten vor sich haben dürfen.

Mittlerweile beobachte ich auch in Konzerten berühmter Pianisten dass schön langsam davon abgegangen wird, respektive es nicht mehr umbedingt zum guten Ton gehören MUSS auswendig zu spielen.

Tom
 
Hier mein Input dazu:

Also ich bin nun, weiss Gott, kein guter Vorspieler. Bevor ich aber ein Stück soweit auswendig lerne dass ich die Noten aufschreiben könnte, würde ich eher versuchen mental so an mir zu arbeiten dass der STRESS beim Vorspielen minimiert wird und man daher im Prinzip beim Vorspiel gleich gut ist wie im stillen Kämmerlein (Idealfall). Noten auswendig lernen würde heissen nur die Symtome zu bekämpfen -- besser ist es aber, IMHO, die Ursache zu bekämpfen.

Dazu hilft es wenn man sich in der finalen Phase des Übens zuhause einmal vorstellt man würde vor Publikum spielen. Dann hilft es wenn man sich einfach ein paar Leute einlädt (Nachbarn etc.) zu einem kleinen Minivorspiel sozusagen. Schrittweise müsste man dann so weit kommen dass der Stress beim eigentlichen Vorspielen minimiert wird.

Das ist übrigens nicht auf meinem Mist gewachsen sondern ich habe das einmal im Buch "With my own two hands" (keine Ahnung wie es auf Deutsch heißt, vermute so ähnlich) gelesen das ich für sehr gut halte was diese und ähnliche Probleme betrifft.

Ciao // Tom

Im wesentliche stimme ich dir zu, Tomi,
möglichste optimale Einstudierung (Noten im Kopf haben, nicht nur in den Fingern) ist aber Schritt 1 zur Stressminimierung.

Wenn man mäßig vorbereitet den ersten "Blackout" im Hauskonzert hat, geht das ganze nach hinten los und man züchtet geradezu das Lampenfieber. (Ich spreche aus Erfahrung)

Viel vorspielen ist sicher die Lösung des Problems, aber erst wenn die Vorbereitung stimmt.
 
Im wesentliche stimme ich dir zu, Tomi,
möglichste optimale Einstudierung (Noten im Kopf haben, nicht nur in den Fingern) ist aber Schritt 1 zur Stressminimierung.

Ja stimmt schon, Noten im Kopf haben aber nicht so weit dass man das ganze Stück auch aufschreiben könnte -- möchte wissen wer in der pianistischen Oberliga das wohl kann?

Viel vorspielen ist sicher die Lösung des Problems, aber erst wenn die Vorbereitung stimmt.

Ja das ist klar. Durch viel Vorspielen wird man von mal zu mal routinierter und hat dann im Lauf der Zeit weniger Stress damit. Und das man sich dafür trotzdem gut vorbereiten muss ist auch klar. Nur halt das ganze Stück soweit auswendig zu können dass man die Noten aufschreiben könnte, halte ich für übertrieben.

Ciao // Tom
 
es ist klar, dass immer beides dazugehört beim Vorspiel:
die Nerven müssen ruhig bleiben und das Stück muss gut sitzen.

Was nützt ein sicheres Auto, wenn man fährt wie ein Besoffener?
Was nützt ein sicherer Fahrstiel, wenn die Kiste auseinanderfällt und die Bremse nicht funktioniert?

Ich finde, der Vergleich passt gut. Die besten Nerven helfen nichts, wenn man das Stück nicht kann- man fängt dann zwar nicht an zu zittern und kann überhaupt nicht mehr weiterspielen oder macht sich nichts aus den Fehlern, aber ist das so gut? Und natürlich ist es auch schlecht, wenn die Nervosität das Vorspiel 50 % schlechter macht.

Ich denke auch, dass es eine etwas unrealistische, vielleicht utopische Vorstellung ist, so schwere Stücke auswendig zu lernen bevor man sie spielt.
Andererseits hätte ich vor 5 Jahren auch nicht gedacht, dass ich jetzt spiele, was ich spiele.
Man fängt immer klein an ;)
Und man hat sicherlich auch eine gute Übung gemacht, wenn man ein einfaches Stück auswendig lernt...
Werde es mal versuchen, sobald ich Zeit finde.

liebe Grüße

Stilblüte
 

Zurück
Top Bottom