Bei welchen Anlässen/Gelegenheiten spielt ihr vor?

P

Pianist685

Guest
Mich würde interessieren, bei welchen Anlässen oder Gelegenheiten ihr etwas auf dem Klavier vorspielt und was für Zuhörer ihr dabei habt. Ich spiele wohl für einen Amateur relativ gut, aber keiner will es hören, egal ob ernste Musik oder Unterhaltungsmusik. Es gibt ja auch ein Überangebot perfekter Aufnahmen aller nur denkbaren Musikstücke auf einer Fülle medialer Kanäle (ein Bekannter sagte mal: "Du kannst Klavier spielen, ich kann Youtube"). Auch treffe ich immer wieder auf die Einstellung, das Klavier sei uncool und nicht "geil", wie zum Beispiel die E-Gitarre. Eine andere Meinung aus einer Musikschule: "Klavierspielen ist etwas für Kinder und Jugendliche, Erwachsene machen das nicht mehr."

Als Ratschläge bekam ich bisher, in Einkaufszentren oder Bars zu spielen oder auf Hochzeiten. In allen diesen Fällen ist der Pianist aber nur irgendein Fuzzy im Hintergrund, der für eine Geräuschuntermalung sorgt, und diese Rolle lehne ich für mich ab.

So spiele ich praktisch nur alleine für mich, was ja auch ganz schön ist, aber eben eine einsame Angelegenheit. Wie ist das bei euch?
 
"Klavierspielen ist etwas für Kinder und Jugendliche, Erwachsene machen das nicht mehr."

:lol:Das habe ich ja noch nie gehört. Wie gut, dass es noch Pianisten gibt, die nicht in jugendlichem Alter und in kurzen Hosen auf den Bühnen und Podien dieser Welt zu sehen sind:-D.
Hast Du schon mal überlegt, zu einem der diversen Treffen, die sich hier im Forum ja großer Beliebtheit erfreuen, zu kommen? War ein regelmäßiges Treffen nicht sogar in Hamburg angedacht? Ansonsten einfach selber so etwas initiieren:super:.

Viele Grüße
Christian
 
Also ich hab einfach einen kleinen Saal mit Flügel privat angemietet und meine Familie, Freunde und Arbeitskollegen eingeladen und auch wenn die normalerweise keine Klassische Musik hören... sie kommen doch fast immer alle, wenn auch nur aus reiner Neugierde was die Christina die ganze Zeit so macht und ob das wirklich stimmt, dass die Klavier spielen kann... (und mit deren kleinen Spendenbeitrag konnte ich dann die Saalmiete inklusive Flügelstimmen bezahlen).
Jetzt haben meine Eltern und ich unser Wohnzimmer renoviert und können da bis zu 46 Stühle aufstellen. Das Einweihungskonzert war gut besucht (über 50 wollten kommen!). Mit 1 oder 2 Ausnahmen waren das Menschen, die sich in keinster Weise für klassische Musik oder Klaviermusik interessieren und die normalerweise kein Geld ausgeben würden für ein Konzert. Aber alle waren begeistert und jeder möchte das nächste Mal wieder eingeladen werden.
Ich weiß nicht, wie viel du dir zutraust, aber probier es einfach mal. Erarbeite dir ein schönes, abwechslungsreiches Konzertprogramm auf deinem Niveau und dann probier es einfach aus.
Und lass dich nicht von irgendwelchen Prognosen und Kommentaren davon abbringen. Wenn es dann so weit ist, wird es sich zeigen, ob deine Musik andere Menschen begeistert und im besten Falle berührt oder nicht.
Abgesehen davon schließe ich mich Christians Beitrag an. :-)

PS: Bei jenem letzten Konzert war eine Nachbarin da, die im Voraus meinte: Eigentlich mag sie solche Musik nicht und es interessiert sie auch überhaupt nicht... aber sie kommt doch mal vorbei, um sich das anzuhören. Spätestens in der Pause wird sie aber gehen.
Am Schluss gab sie mir die Hand und war ganz erstaunt, wie gut ihr es gefallen hat...
 
Ich organisiere ca. 2mal jährlich kleine Konzerte in unserer Kirchengemeinde (dort steht, wie aufmerksame Leser wissen, ein schöner Bösendorfer-Flügel ;-)) und wirke bei diesen mit. Die Konzerte sind meistens recht gut besucht und unser Pfarrer und unser Kantor freuen sich auch, weil der Spendenerlös für die Kirchenmusik unserer Gemeinde verwendet wird. :-)
 
Als ich noch als Chorleiter aktiv war, habe ich meine Chöre entweder selber begleitet oder hab einen Bekannten darum gebeten - kennst du einen Chor, den du begleiten könntest bei einem Konzert? Wäre ein Anfang...
Oder du sattelst auf Organist um, da geht's nicht ohne öffentliches Spielen ;-)
 
Da sind ja in wenigen Stunden schon einige sehr hilfreiche Vorschläge gekommen, vielen Dank. Mal sehen, was noch so geantwortet wird.

Hast Du schon mal überlegt, zu einem der diversen Treffen, die sich hier im Forum ja großer Beliebtheit erfreuen, zu kommen? War ein regelmäßiges Treffen nicht sogar in Hamburg angedacht? Ansonsten einfach selber so etwas initiieren
Ja, ich habe mich ja schon bei Stegull als Interessent für ein Treffen in Hannover und bei Dimo für ein Treffen in Mainz gemeldet. Das Hamburger Treffen hat leider überhaupt nicht funktioniert, ich hatte, nachdem trialogo aus der Sache ausgestiegen ist, dazu eine private Unterhaltung mit den Hamburger Clavionisten geführt, es ist dann aber nur zu einem Treffen mit einem einzigen gekommen, die anderen wollten alle nicht, weil es zu viel Aufwand und Zeit erfordert.
 
Ich spiele vor, wenn ich Lust dazu habe oder wenn man mich dazu zwingt (mit Geld). Im Idealfall kommt beides zusammen.
 
Ich organisiere ca. 2mal jährlich kleine Konzerte in unserer Kirchengemeinde (dort steht, wie aufmerksame Leser wissen, ein schöner Bösendorfer-Flügel ;-)) und wirke bei diesen mit. Die Konzerte sind meistens recht gut besucht und unser Pfarrer und unser Kantor freuen sich auch, weil der Spendenerlös für die Kirchenmusik unserer Gemeinde verwendet wird. :-)
Hm, wir könnten doch im Rahmen des Kammermusikwochenendes ein Konzert veranstalten. Dann könnten mein Mann und ich auch die Schumann-Sonate spielen.
Das hat ja wegen Kinderstress und gebrochenem Handgelenk in Zwickau nicht sollen sein.
Ich würde gerne mal wieder auftreten
 
Ich spiele seit 5 Jahren un meiner Schule in der "Bigband" wo ich hauptsächlich das Klarinette spielen beigebracht bekommen habe. seid 3 Jahren spiele ich da auch Klavier und ich spiele seitdem regelmäßig 2 mal pro Jahr bei den Konzerten mit. Mal als Orchesterbegleitung, mal ein Solostück.
Abgesehen davon spiele ich regelmäßig in unserer Bibliothek in überaum (an einen tollen Bechstein) und ab und zu in der Stadt.
 
Mein Kollege wurde ende Februar in den Ruhestand verabschiedet. In dem Klubhaus, wo die Feierlichkeit stattfand, stand ein Flügel, schon etwas betagt, einigermaßen gestimmt und ich habe einfach drauflos gespielt. Ohne Ankündigung, ohne besondere Aufmerksamkeit. Die stellte sich während des Spielens ein. Die Gespräche verstummten, man hörte mir zu und es gab auch anerkennenden Beifall. Allerdings spielte ich nichts Klassisches, etwas Boogie Woogie und die Ballade Pour Adeline war auch dabei. Es hat einfach zu diesem Anlass gepasst. Das Klavierspiel stand nicht im Mittelpunkt, es lief nebenbei. Vielleicht war auch das der Grund, warum ich mich kaum verspielt habe. Bei meinem eigenen Geburtstag war ich viel nervöser und es lief längst nicht so gut.

Gruß,
Tastensucher
 

Hi,

Ich spiele regelmäßig der Familie vor, die Nachbarn hab ich schon mal eingeladen und Clavio-Treffen sind Gelegenheiten. Und neuestens spiele ich fremden Leuten beim Einkaufen vor: ein Klavierladen hat in einem Einkaufszentrum bei mir um die Ecke ein Klavier aufgestellt, und ich nutze so oft wie es geht die Möglichkeit mein Repertoire dort zu spielen. Die Reaktion der Leute ist total interessant! Es gibt wenige, die mich überhaupt ansprechen, dann immer mit positiven Kommentaren. Und dann gibt es die, die verstohlen minutenlang hinter den Regalen lauschen, sich aber nichts anmerken lassen. Ich fühle mich dann schon ziemlich exotisch... [emoji41]
Viele Grüße
KrautundRueben
 
Ich spiele seit 5 Jahren un meiner Schule in der "Bigband" wo ich hauptsächlich das Klarinette spielen beigebracht bekommen habe. seid 3 Jahren spiele ich da auch Klavier.
Das finde ich schön - tja, wenn man noch zur Schule geht, hat man dort natürlich Möglichkeiten. So jung wäre ich auch gern wieder.

Ich habe damals auch in der Schul-Bigband gespielt, aber die Sachlage war da anders. Pianisten gab es zuhauf, aber die Bläser waren knapp. Mit der Klarinette, meinem zweiten Instrument, wollte der Musiklehrer mich aber nicht haben, weil die in der klassischen Bigbandbesetzung gar nicht auftaucht (nur stellenweise beim Miller-Satz oder als Solo-Instrument bei Artie Shaw oder Benny Goodman). Ich habe mir dann mit einem Leihinstrument der Schule selbst Tenorsaxophon beigebracht und damit im Saxophonsatz mitgespielt. Lang ist's her.
 
Das finde ich schön - tja, wenn man noch zur Schule geht, hat man dort natürlich Möglichkeiten. So jung wäre ich auch gern wieder.

Ich habe damals auch in der Schul-Bigband gespielt, aber die Sachlage war da anders. Pianisten gab es zuhauf, aber die Bläser waren knapp. Mit der Klarinette, meinem zweiten Instrument, wollte der Musiklehrer mich aber nicht haben, weil die in der klassischen Bigbandbesetzung gar nicht auftaucht (nur stellenweise beim Miller-Satz oder als Solo-Instrument bei Artie Shaw oder Benny Goodman). Ich habe mir dann mit einem Leihinstrument der Schule selbst Tenorsaxophon beigebracht und damit im Saxophonsatz mitgespielt. Lang ist's her.

Ja meine Schulzeit ist in 2 Monaten auch erstmal vorbei.
Danach möchte ich erstmal meine Ausbildung zum Chemielaboranten machen und danach das Klavier Studieren (habe ja noch 4 Jahre zeit).
 
Ich begleite mit dem Klavier einen Kinderchor in der Pfarrei und hab hier monatlich "Vorspielen" im Rahmen von gestalteten Gottesdiensten.

Ansonsten spiel ich mit dem Klavier weniger öffentlich, dafür aber an der Kirchenorgel.

Bei Geburtstagen im Verwandtenkreis oder Zusammenkünften von Mitmenschen älterer Generation (z.B. Seniorentreffen im Verein) hab ich ab und an mal mein Akkordeon oder die Steirische dabei und spiel bisschen Hintergrundmusik. Dann aber mehr niederbayerische Volksmusik.

Einen "heimlichen" Zuhörer hab ich mit dem ebenfalls im Haus lebenden Opa meines Freundes - unter meinem Musikzimmer steht im Garten seine Lieblingsbank - dort sitzt er besonders gern wenn ich bei offenem Fenster übe :-)
 
Ein Klavierladen hat in einem Einkaufszentrum bei mir um die Ecke ein Klavier aufgestellt, und ich nutze so oft wie es geht die Möglichkeit mein Repertoire dort zu spielen.
Im Alstertal Einkaufszentrum (AEZ) in Hamburg, wo ich wohne, steht ein Schimmel-Flügel. Bei einem Einkauf habe ich einmal den Deckel hochgeklappt und nur einige Akkorde angeschlagen, um zu sehen, ob das Instrument gestimmt ist und wie es klingt. Es dauerte keine zehn Sekunden, da kam ein Wachmann vom AEZ und machte mich rüde an, ob ich wohl etwas begriffstutzig sei, das Instrument sei doch mit einem Seil abgesperrt und nur für Veranstaltungen da, und wenn ich noch einmal darauf spielen würde, würde er mir Hausverbot erteilen. Seitdem kaufe ich da nicht mehr ein.
 
@Pianist685 Sowas erzählt man heutzutage am besten gleich in Echtzeit einem Multiplikatormedium (z. B. Twitter) und schaut dann zu, wie die zuständigen Marketingkasper (also diejenigen, die den Flügel dort haben aufstellen lassen) anfangen zu rotieren. Nicht vergessen die Smartphone-Kamera mitlaufen zu lassen, kommt immer gut.:-D

Daß du dort nicht mehr einkaufen gehst, bekommt im Massengeschäft kein Mensch mit.
 
Da ist es mit dem Klavier, über das ich geschrieben habe, besser . Da steht sogar ein Schild dran, das zum Spielen einlädt. Allerdings ist das Klavier eine alte klapprigen Krücke. ..
 
Im Alstertal Einkaufszentrum (AEZ) in Hamburg, wo ich wohne, steht ein Schimmel-Flügel. Bei einem Einkauf habe ich einmal den Deckel hochgeklappt und nur einige Akkorde angeschlagen, um zu sehen, ob das Instrument gestimmt ist und wie es klingt. Es dauerte keine zehn Sekunden, da kam ein Wachmann vom AEZ und machte mich rüde an, ob ich wohl etwas begriffstutzig sei, das Instrument sei doch mit einem Seil abgesperrt und nur für Veranstaltungen da, und wenn ich noch einmal darauf spielen würde, würde er mir Hausverbot erteilen.
Im Zweifelsfall immer erst versuchen, einen potenziellen Ansprechpartner zu finden und sich erkundigen, ob man mal spielen darf, um sich solche unerfreulichen Erlebnisse zu ersparen. Wenn es gut läuft, ergibt sich sogar die Gelegenheit, ganz offiziell dort spielen zu können, dann auch gegen Bezahlung. Einfach so ans Instrument gehen und losspielen, davon rate ich ab. Selbst nach langjähriger Berufspraxis auf dem Terrain der Piano-Livemusik frage ich grundsätzlich immer erst vorher nach - vor allem dann, wenn es irgendwelche "Sicherungsmaßnahmen" wie einen Aufsteller "Bitte nicht berühren" gibt. Ähnliches gilt auch, wenn ich mit meinen Chören auf Reisen bin und irgendeine Institution besichtige, wo man gut auftreten könnte, zum Beispiel eine bekannte Kirche. Wenn nicht ohnehin ein (zwangsläufig öffentlicher) Auftritt für uns organisiert wurde, ist eine Nachfrage bei Aufsichtspersonal oder Besucherführung obligatorisch. Dann ist man immer auf der sicheren Seite und niemand empfindet eine solche Darbietung als störenden Akt der Selbstdarstellung.

Das interessiert das Wachpersonal des Einkaufszentrums aber nicht. Eher schon die Betreiber des Unternehmens, die natürlich an gutem Umsatz und zufriedener Kundschaft interessiert sind. Piano-Livemusik in solchen Häusern erfüllt meist die Funktion der "Verkaufsförderung", da sich positiv angesprochen fühlende Kundschaft dort länger aufzuhalten pflegt und die Konsumfreudigkeit zunimmt. Deshalb ist dort weniger ein "Konzertieren" als vielmehr ein subtiler Dialog mit den anwesenden Personen gefragt, da die Leute ja nicht primär wegen der Klaviermusik kommen. Dazu habe ich in diversen Fäden schon einiges geschrieben. Wer "konzertieren" möchte und daran interessiert ist, dass man ihm aufmerksam zuhört, hat dazu besser passende Gelegenheiten an Orten, die ohnehin für Konzerte genutzt werden oder sich zumindest dafür eignen würden.

@Pianist685 Sowas erzählt man heutzutage am besten gleich in Echtzeit einem Multiplikatormedium (z. B. Twitter) und schaut dann zu, wie die zuständigen Marketingkasper (also diejenigen, die den Flügel dort haben aufstellen lassen) anfangen zu rotieren. Nicht vergessen die Smartphone-Kamera mitlaufen zu lassen, kommt immer gut.:-D
Solche Videos gibt es zuhauf auf YouTube & Co. - ja und? Braucht keiner. Natürlich beabsichtigen die "Marketingkasper" damit höhere Umsätze - das ist ja ihr Job, für den sie auch Investitionen tätigen müssen: Beschaffung und Pflege des Instruments und die Verpflichtung qualifizierter Instrumentalisten. Dafür muss ja schließlich auch zunächst bezahlt werden, bis hoffentlich höhere Umsätze in der Kasse landen. Und die zuständigen Auftraggeber, die beispielsweise mit den Künstlern das Honorar aushandeln, haben auch eine Chefetage über sich, wo man kaufmännisch denkt und das auch tun muss, damit der Laden läuft.

Zum Thema: Hast Du schon mal neben den schon genannten Spielorten in Pfarrgemeinden schon mal an Senioren- oder Pflegeeinrichtungen gedacht? Gerade da sind künstlerisch tätige Personen durchaus willkommen, die für das oftmals sehr dankbare Publikum dort musizieren oder sogar in der Lage sind, diese Menschen aktiv mit einzubeziehen, zum Beispiel mit ihnen etwas zu singen. Auch dazu habe ich an anderer Stelle bereits einiges geschrieben. Allerdings erhält der zuständige Sozialdienst auch dort meist viele Initiativangebote professioneller Künstler und viele externe Kräfte sind dort ehrenamtlich oder nur für kleine Aufwandsentschädigungen tätig, was man bei der Frage nach der Bezahlung im Hinterkopf haben sollte.

LG von Rheinkultur
 

Zurück
Top Bottom