Beethoven Sonaten, schwierige Anfänge!

  • Ersteller des Themas Alter Tastendrücker
  • Erstellungsdatum

Das ist doch ein nettes Motto!
Ich kann hier ja mal von mir berichten:
Auf die eine oder andere Art sind natürlich alle Beethoven Sonaten schwer und erfordern technisch (nicht alle) und musikalisch (alle!) viel Arbeit. Deshalb bin ich bei Zyklen (selbst bei Brendels Konzertzyklus in Freiburg gab es Sonaten, die offenbar weniger Zuwendung erfuhren) imner misstrauisch.
Ich habe öffentlich nicht alle gespielt, von deren Anfängen kann ich aber berichten:
op. 2,1 wenn man nicht total entspannt ist und/oder der Flügel etwas zäh reagiert ist die erste 16tel-Triole gefährdet
op. 2,2 die Oktaven auf weißen Tasten laden zum Familientreff ein. Später wird es dann richtig fies
op. 2,3 die Terzen!
op. 10,1 mit Verve und Energie gespielt sind die c-Moll Aufgänge nicht ganz einfach.
op. 10,2 die beiden Streicherakkorde und der kleine Flöteneinwurf gehen, aber die direkt folgende Melodie mit allen rhythmischen Feinheiten und den gleichmäßigen Bass sauber zu gestalten und zu pedalusieren ist schon eine Aufgabe. Das Finale auf Anhieb in
im Tempo zu treffen ist auch in beide Richtungen spannend.
op. 10,3 unproblematisch, der Beginn des langsamen Satzes mit den fetten piano Akkorden ist schon schwieriger
op. 13 super Anfang!
op. 22 der erste Aufgang für Leute mit dickeren Fingern sehr nahe bei op. 2,3 risky!
op. 26 mit dem Auftakt und dem ersten Akkord sofort die solenne As-Dur Atmosphäre zu treffen!
op. 27,2 mit einem leichten Daumen eher unproblematisch, Alternative 2-4-5
op.28 wer je das Vergnügen hatte, diese Sonate auf einem schlecht intonierten Flügel mit bollerndem D zu spielen, ...
op. 31,2 benutzerfreundlicher Beginn.
op. 31,3 für kleine Hände (insbesondere wegen des legato von c zu f) unhandlich.
op. 53 warum wohl spielen viele - leider auch renommierte - Interpreten die Achtel am Beginn mezzoforte?
op. 57 wie schon angetönt, die pochenden Triolen müssen schon in den ersten drei Noten fühlbar werden.
op. 78 bereits hier angesprochen, die tendenziell überirdische Schönheit der Einleitung ist eher selten real zu erleben
op. 79 nett!
op. 81a der c-Moll Akkord wird zum Glückspiel, wenn man zu leise beginnt, die Atmosphäre ist futsch wenn zu laut.
op. 90 wenn man die Akkorde gut greifen kann und den Rhythmus gut vorfühlt unproblematisch.
op. 106 Tempo treffen, aber sonst, wenn man nicht meint, man müsse die ersten beiden Anschläge mit links spielen im Vergleich zum Rest harmlos.
op. 111 ich habe die Oktaven immer mit Links gespielt und nicht verteilt, bisher ging es öffentlich imner gut, möge es so bleiben!

Zugabe: wenn man ein paar Monate dran geübt hat und etwa 32 Aufgaben an diesem einen Akkorde erfüllen will, ist der erste Anschlag in op. 58 der ultimative Horrortrip (vor allem, wenn man als Student am Vortag noch Unterricht hatte, der sich 45 Minuten mit der Gestaltung dieses Akkords befasste). Da ist dann völlige Naivität ein hoher Wert!
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Streicherakkorde beide mit Aufstrich gespielt denken.

Ich gebe zu, ich hätte eher Bläserquintettakkorde gespielt.

***
Bei op. 53 den ersten Ton fast sogar schon wie sf zu spielen, ist mir auch schon aufgefallen: wie wenn es ein Anstoßen des Pferdegetrappels (J. Kaiser, dessen Buch ich allerstwärmstenst empfehle, leider nur antiquarisch und dann sehr teuer erhältlich) sein sollte. Für mich kommt Graf Waldstein zu Pferd aber aus dem Nebel herangetrippelt.

Ist dieses "sf" eine Aufführungstradition geworden? Wer könnte es so "als erster" gespielt haben? Edwin Fischer, Schnabel? (bin da kaum bewandert)

***
Was ist mit der anderen Fantasiesonate, op. 27 Nr. 1? die Sechzehntel könnten evtl nicht zu den beiden Vierteln zuvor passen (d.h. die Viertel waren nen Ticken zu schnell angesetzt)
***
Den c-Moll-Aufgang von op. 10 Nr. 1 habe ich noch nie schön gehört. Übel verzogen, mMn de facto sogar überpunktiert ("französisch"). Gummisound, eigentlich hässlich. Bin immer froh, wenn diese zwei Anfangstakte vorbei sind...

***
Die von Strawinsky geliebte Sonate op. 31 Nr. 1 bietet als Tücke die zwei Sechzehntel im ersten Volltakt an. Gerne leicht zu langsam (da zu früh begonnen), um die Eins des T. 2 nicht verfrüht zu erreichen.

***
Bei op. 58 bin ich als Zuhörer vor ca. dreißig Jahren lebenslang geschädigt worden. Es geschah wirklich: ein Handy klingelte just in die lange Halbe rein :-((! Seitdem warte ich bei jeder Aufführung darauf, dass wieder ein Handy reinklingelt.:013: :cry:
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei op. 2,3 bin ich überzeugt, dass fast jede/r, der/die diese Sonate öffentlich spielt die Terzen schon zigfach zu Hause super gespielt hat. Das Problem ist weniger technisch als psychisch!
 

Zurück
Top Bottom