Beethoven op. 2,1

Ich hab auch mal ne Frage zum genauen Notentext des ersten Satzes.

In T.140 (und an analogen Stellen) Ganz am Ende der Reprise steht streng nach Noten der Akkord des-f-as-h mit der Anmerkung, dass das as in der Originalausgabe fehlt. Gerade mit dem fehlenden as müsste es sich doch hier um einen Dv handeln?! Man könnte jetzt anfangen und meinen das sei eben Beethovens Genius, aber mal ehrlich, h-des-f macht wenig Sinn.

Also müsste vor dem des ein Auflösungszeichen stehen. Ist aber keins da (auch in der von J.Gedan verlinkten Erstausgabe seh ich da kein Auflösungszeichen). Fehler in der Ausgabe ?

lg marcus
 
Da das as sowieso in der Oberstimme liegt, ist es irrelevant, ob es in der Originalausgabe in der linken Hand fehlt.
"Gerade mit dem fehlenden as müsste es sich doch hier um einen Dv handeln?!" Es handelt sich auch mit dem as um einen Dv, und der Akkord des-f-as-h macht durchaus Sinn, es ist ein Dv mit tiefalterierter Quinte -- ein Akkord, der bei Beethoven alltäglich ist und hier wohl auch unzweifelhaft hingehört.
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Jörg Gedan
http://www.pian-e-forte.de
 
Der Grundton wäre g. Man hätte also als unverkürzten Dv: g-h-d-f-as.
d ist Quinte und wird tiefalteriert und der Grundton wird weggelassen -> h-des-f-as

lg marcus

Aha, danke, ich bin nicht drauf gekommen :)

Ich hab zu dieser Sorte von Akkorden meine eigene Theorie: ich seh sie als
erweiterten Trugschlußakkord, also Dreiklang auf 6.Stufe (in f-moll ist das Des-dur), dann mit Sixte ajoutée, und diese dann erhöht ;)
 
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Aha, danke, ich bin nicht drauf gekommen :)

Ich hab zu dieser Sorte von Akkorden meine eigene Theorie: ich seh sie als
erweiterten Trugschlußakkord, also Dreiklang auf 6.Stufe (in f-moll ist das Des-dur), dann mit Sixte ajoutée, und diese dann erhöht ;)
Interessanterweise hören sie sich ja wie Dominantseptakkorde an. Dann müsste bloß das h ein ces (Des7) sein.
Ich finde die gehörte kleine Sept widerspricht etwas der subdominantischen Sixte ajoutée, meinst du nicht?
Eine erhöhte Sixte ajoutée klingt ja nach kleiner Septim und damit dominantisch :p

So für heute sind alle Klarheiten beseitigt :D
 
So für heute sind alle Klarheiten beseitigt :D

Noch nicht ganz :D

Interessanterweise hören sie sich ja wie Dominantseptakkorde an. Dann müsste bloß das h ein ces (Des7) sein.

Also nach meiner Privattheorie (auf die sich seltsamerweise niemand einlassen will - die Riemann-Mafia hat perfekte Arbeit geleistet :) ) handelt es sich bei dem h um eine hochalterierte Sexte(!), (aus b wird h), die sich dann auch pflichtgemäß zum C hin auflöst. Schließlich ist h der leiterfremde Ton in f-moll, nicht des.
Als Septime ces müßte sich der Ton ja zum b auflösen.

Warum es die Sixte ajoutée nur auf der Subdominante geben soll, versteh ich auch nicht. Ich denke, es gibt sie bei der Tonika und beim Trugschluß genauso. Der Trugschluß ist überhaupt der große Haken an Hugo Riemanns Harmonielehre.
 
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Die Sixte ajoutée macht einen Klang immer subdominantisch. Die Subdominante mit hochalterierter Sexte kommt aber eigentlich nur als Durchgang und nicht oft vor. Von welcher Tonart sollte es hier denn Subdominante sein? Wäre es eine mit Grundton des, müßte sie eigentlich nach Es-dur, bzw. Es-dur-4-6 aufgelöst sein, d.h. auf
des-f-as-h müßte
es-es-as-c' folgen.

Außerdem findest du die verkürzte Doppeldominante mit tiefalterierter Quinte in jedem Harmonielehre-Buch als solche beschrieben. Funktionsbezeichnung ist:

DDv
5>

Der Klang ist zwar mehrdeutig, aber hier ist er eindeutig doppeldominantisch und wird auch immer so benutzt, d.h. immer entsprechend aufgelöst (auf DD folgt D, bzw. D46), allen "eigenen Theorien" zum Trotz und der "Riemann-Mafia" zur Genugtuung.

Wo soll der Haken sein beim Trugschluß?
 
Außerdem findest du die verkürzte Doppeldominante mit tiefalterierter Quinte in jedem Harmonielehre-Buch als solche beschrieben.

Hugo Riemann sei dank :D

Vor Riemann sicher nirgends.


Der Trugschluß ist ja ganz einfach der Dreiklang auf der 6.Stufe der Tonleiter.

Da Riemann aber alles auf seine 3 Grundfunktionen T, S und D zurückführen will/muß, ist der Trugschluß in Dur die Tonika-Parallele, in Moll der Tonika-Gegenklang - ein ganz seltsames Konstrukt, das wohl extra zu diesem Zweck (die 6.Stufe in Moll künstlich in eine Beziehung zur Tonika zu bringen) erfunden wurde.



Interessant finde ich, was wikipedia zu verminderten Akkorden allgemein schreibt

http://de.wikipedia.org/wiki/Verminderter_Akkord#Vergleich_der_Benennungssysteme

Achtung: OPERA zeigt die # und b bei den Akkordbezeichnungen nicht richtig an!

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Ich sehe gerade, daß es zu dem "verminderten Septakkord mit tiefalterierter Quint" schon einen speziellen Thread gibt, und zwar hier:


German Sixth
 

"...in Dur die Tonika-Parallele, in Moll der Tonika-Gegenklang - ein ganz seltsames Konstrukt..."
In Dur sind eben die Parallelen die Vertreter der Hauptfunktionen, in Moll sind es eher die Gegenklänge. Das gilt nicht nur für den Trugschluß. So findet man erweiterte Kadenzen in Dur häufig als Tp-S-D-T, in Moll eher als tG-s-D-t. Hätte man dem in der Terminologie Rechnung tragen wollen, so hätte man in Moll die Gegenklänge als Parallelen bezeichnen müssen, doch dann wäre a-moll die Parallele zu C-dur, aber F-dur die Parallele zu a-moll, und das wäre auch etwas konfus gewesen. Ansonsten kann man auf den Begriff "Gegenklang" meistens auch verzichten. Richtig ist, daß es einfacher zu merken ist, daß der Trugschluß V-VI heißt statt D-Tp oder D-tG.

Keine Theorie beschreibt etwas umfassend und vollständig. Allgemein bekannt für die Begrenztheit der Funktionstheorie sind Quintfallsequenzen mit Septakkorden (Vivaldi), wo der Septakkord auf der zweiten Stufe auftaucht, für den es in diesem Zusammenhang eigentlich keine sinnvolle Funktionsbezeichnung gibt. Ebenfalls bekannt ist die unzulängliche Bezeichnung des verminderten Septakkordes zur Bachzeit, dem man einen weggelassenen Grundton andichtet, obwohl er im Barock ein eigenständiger Klang ist und nicht von einem anderen abgeleitet.

Trotz mancher Unzulänglichkeit beschreibt die Funktionstheorie die Zusammenhänge aber noch am sinnvollsten, deswegen hat sie sich ja gegen alles andere durchgesetzt. Da der verminderte Septakkord selten anders als dominantisch gebraucht wird, ist er als Dv noch am treffendsten benannt. (Die Begriffe "Dominante" und "Subdominante" stammen übrigens nicht von Riemann, sondern finden sich schon bei Rameau.)

Wenn der Wikipedia-Artikel ausgerechnet Akkorde wie den Tristan-Akkord als Beispiele anführt, bei denen "die Funktionstheorie ihre Vorteile realisieren" kann, scheint mir das ziemlich an den Haaren herbeigezogen, denn über kaum einen Akkord waren sich die Theoretiker je weniger einig. Die Grenzen der Funktionstheorie beginnen ja gerade da, wo Klänge nur noch vagieren und die eindeutige Schlußkadenz allmählich aufgegeben wird. Schon Chopins e-moll-Prélude ist kaum noch mit eindeutigen Funktionsbezeichnungen zu beschreiben (aber auch nicht überzeugend mit einer anderen Theorie -- auf die Haydnspaß-Theorie wartet man noch).

Unsinn ist übrigens, daß, wie Wikipedia behauptet, cis-e-g-b nach F-dur aufgelöst werden kann und dann als T 7b 9b bezeichnet wird (außerdem müßte er noch als verkürzte Tonika bezeichnet werden). Zwar kann er so umgedeutet werden (cis wird zu des), aber dann ist er Zwischendominante zu F-dur und nicht Tonika und sollte auch nicht mit T bezeichnet werden. Daß die Generalbaßbezifferung übers cis einfach 7b schreibt, ist zwar richtig, aber auch dann ist natürlich nicht egal, ob das cis ein des ist, denn auch im Barock hat jede enharmonische Schreibweise natürlich ihre eigene Bezifferung: cis-e-g-b ist Sept-, cis-e-fisis-ais ist Terzquart-Akkord.
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Jörg Gedan
http://www.pian-e-forte.de
 

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