Das hat mit Bachs Musiknicht das geringste zu tun. Völlig an der Musik vorbei.
Es gab vor Jahren mal eine Dokuserie "A mzeica lesson with" .
Eine Folge war mit dem kurz danach verstorbenen Cembalospieler Scott Ross. Er zeigte wirklich anschaulich, dass nach seiner Auffasung Glen Gould von Bach nichts versteht. Ich muss ihm Recht geben.
Die Invention ist so runtergerotzt...aber vielleicht finden ja einige das Überschlagen toll, weil Glen Gould draufsteht. Besonders ab der Mitte wird es völlig beliebig.
"When I hear nutcases like Glenn Gould who do: [plays staccato version of
J.S. Bach'sPartita no. 1, BWV 825,
Allemande], I say he understood nothing of Bach's music! I've listened carefully to his records: he didn't understand. He was very brilliant; I respect him up to a certain point. For me, the fact that an artist doesn't appear in public poses a problem. But at least he was a guy with the courage not to do things like other people. All the same, he was wide off the mark, so wide off the mark that you'd need a
747 to bring him back. I'm hard on Glenn Gould. Well, he's dead now, so I won't attack a colleague.
[1]"
Da spricht ein Zeitgenosse Bachs - oder nicht? Leider haben wir noch keine Zeitmaschine, um den Meister selbst befragen zu können. Und selbst wenn obläge es immer noch uns, den Notentexte gemäß unseren Vorstellungen zu interpretieren. Der beliebte Trugschluss, nur der Künstler selbst als 'Autor' (auctoritas) sei letzte Autoriät der Werkinterpretation ist ein hartnäckiges, aber heute obsoletes Überbleibsel der Epoche der 'Kunstreligion'.
Wie dem auch sei. Alles nur Vermutungen. Geschmacksurteile. Neid gar in diesem speziellen Fall? Gould ist auf jeden Fall sehr viel interessanter als Schiff, und hat Richter etwa mehr von Bach verstanden, obwohl er ihn heftig 'romantisiert' hat?
Und welche Relevanz hat die 'historische Aufführungsspraxis'? Relevanz für Historiker vielleicht, oder für Geschichtsfetischisten?
Und eventuell für Leute, denen der Notentext als 'heilige Schrift' gilt, vor allem bei Bach. Selbst wenn in dem "Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen" (ach ja der Sohn, der muss es ja wissen!) interessante Dinge über die richtige Aufführung stehen - die Welt hat sich seitdem weitergedreht, auch musikalisch.
Wir haben vielleicht anatomisch dieselben Ohren wie die Barockler, aber nicht psychisch.
Zum einüben der Invention (ich hab die a-Moll auch neulich angefangen): Generell übe ich die Inventionen zu Beginn immer ohne Artikulation - sind ja so auch schon schwer genug. Wenn dann alles flüssig sitzt kann man anfangen, sich über Legato Staccato Portato etc. Gedanken zu machen (obwohl es im Urtext so gut wie keine Aufführungsanweisungen gibt). Es wird aber öfters vorgeschlagen (z.B. von Fritz Emonts in seinem schönen Lehrwerk des polyphonen Klavierspiels), die 8tel portato/staccato und die 16tel legato zu spielen - als Interpretationsvorschläge wohlgemerkt!
Ansonsten übe ich solche Stücke immer rückwärts bzw. nicht-linear: zuerst suche ich mir die schwierigsten Passagen raus, da diese natürlich mehr Aufmerksamkeit erfordern. Warum sollte man leichte Passagen genauso intensiv üben wie die schweren?
Fast nie spiele ich das Stück von Beginn an, da dies die Gefahr birgt dass man den Anfang viel häufiger spielt als den Schluss. Deshalb auch das 'Rückwärts-Üben. Zudem hat das den schönen Nebeneffekt dass man nicht auf 'unbekanntes' Terrain hin spielt, sondern eher weiß "Hurra, den Schluss kann ich ja schon längst". Mir hilft das sehr.
Gerade bei den Inventionen bietet es sich darüber hinaus an, linke und rechte Hand getrennt zu üben, dann fällt das anschließende 'Zusammensetzen' beider Hände leichter.