verstehe nicht, wie es gut klingen soll, wenn man noch in den Anfaengen mit einem Stueck ist.
Ich versuche mal eine Übesequenz für die 8. Invention zu skizzieren:
1. Ich betrachte den ersten Takt: nur Rechte nur Achtel. Auftaktiger Sprung vom Grundton zur Terz (f-a), auftaktiger Sprung vom Grundton zur Quinte (f-c) , auftaktiger Sprung vom Grundton zur Oktave (f-f),
noch habe ich keinen Ton gespielt!
Ich betrachte die Abstände und meine Hand und beschließe den FS 1-2-1-3-1-5 zu nehmen. Ich versuche mir die drei Sprünge melodisch und auf den Tasten vorzustellen und spiele (langsam!) den ersten Sprung, das Risiko ist so vorbereitet Null, er wird gelingen, ebenso der zweite und der dritte Sprung. Dann setze ich die drei Elemente zusammen und kann den ersten Takt der Rechten perfekt spielen. Zum Spaß kann ich den ersten Takt ein oder zwei Mal wiederholen, aber nicht öfter. Vielleicht probiere ich auch etwas zügiger aber immer unterhalb der Schwelle, wo es riskant wird.
2. Takt: wieder zunächst Betrachtung und Meditation: a.) drei 16tel: e-d-c
b.) vier 16tel: d-c-b-a
c.) drei 16tel b-a-g
d.) Zielton Achtel f
Ich spiele nicht!!! Bei Betrachtung der Tasten finde ich den FS für a.) 3-2-1, für b.) 4-3-2-1, für c.) 4-3-2 und für d.) 1
Erst jetzt spiele ich langsam die Gruppen mit Denkpause. Hier gibt es ein kleines Problem! Immer beim Übergang von einer Gruppe zur nächsten zieht sich die Hand leicht zusammen um mit dem vierten Finger die nächste Position zu erreichen. Dazu übe ich langsam:
1. d-c-d mit 2-1-4 und
2. c-d-c mit 1-4-3.
Bitte nicht 30 Mal, sondern 2 oder 3 Mal!
Um den ganzen Takt langsam, sicher und gleichmäßig zu spielen brauche ich einige Wiederholungen, aber wenn ich konzentriert bin reichen einige wenige aus. Dazu singe ich (laut oder nur innerlich!) diese nette absteigende Linie mit und verfolge, wie Bach hier den Dreiklang, den er im ersten Takt nach oben gestiegen ist, sanft wieder heruntergleitet!.
Der dritte Takt ist kürzer und geht nur bis zu Taktstrich; Erarbeitung analog zum ersten.
Der vierte Takt ist - wie der 5. und 6. volltaktig.
Ich sehe sofort, dass eine Viertongruppe dreimal wiederholt wird. Die Töne sind leicht zu lesen: Terz und Quinte des Tonika Dreiklangs, dazwischen das b''.
Hier kann man sich für verschiedene FS entscheiden, ich bevorzuge 2-5-3-5. Jetzt stelle ich meine Hand leicht auf die entsprechende Position und spiele mit sanfter Unterarm-Rotation den Takt, wobei ich a-c mit etwas tieferem Handgelenk und b-c mit etwas höherem Handgelenk zum Klingen bringe. Ein paar wenige Versuche - langsam! - zeigen mir wie es am bequemsten geht.
So erforsche ich Takt für Takt die Rechte bis zur ersten Kadenz zur Eins von T. 12.
Ebenso die Linke.
Dann lehne ich mich bequem zurück, bin zufrieden mit mir und mache was anderes.
Am Folgetag wird genau dieses Prozedere nur noch halb so viel Zeit benötigen. Ich kann dann auch mit Links beginnen und das Tempo minimal steigern. Und wenn ich Zeit und Lust habe den nächsten Abschnitt erforschen (z. B. bis T. 20).
Wenn weniger als während der Hälfte der Zeit meines Übens Töne erklingen, habe ich gut geübt. Dies gilt natürlich nur in dieser ersten und sehr wichtigen Phase des Kennenlernens.
Erst wenn Violine (RH) und Cello (LH) ihre Parts sicher beherrschen beginne ich mit einem ähnlichen Verfahren das Zusammenspiel zu organisieren. Wenn man so übt, spielt man im Idealfall niemals falsch und immer mit Sinn! Vor allem aber vermeide ich die geistlose Selbstdressur zum Automaten, der nicht wahrnimmt und kontrolliert, was seine Hände produzieren.