Ausgebildeter Klavierlehrer an Schule als Musiklehrer oder anderer Beruf?

Man sollte Profs an die Hauptschulen schicken. So wie man Ärzte in entlegene Gebiete schickt um sozialen Randgruppen Versorgung zu gewährleisten.
Kennt ihr den Film "Stand and Deliver"? Den gibts leider nur auf Englisch, glaube ich, aber er erzählt die wahre (!) Geschichte von einem erfolgreichen Programmierer, der was wirklich Sinnvolles machen will, seinen gut bezahlten Job aufgibt und Mathe-Lehrer in einer miesen staatlichen Ghettoschule in den USA wird.
Er schafft es, dass diese Ghettokids plötzlich wirklich gut in Mathe werden. Die Abschlussklausuren sind sogar so gut, dass die Schulbehörde sie für Betrug hält und die Schüler diese unter Aufsicht des Schulamtes wiederholen müssen.
 
Ein Freund von mir ist der einzige (!) Musiklehrer an einer Gesamtschule. Seine Schulkonzerte der Schulband und die Orchesteraufführungen sind im Einzugsgebiet von vielen Kilometern legendär und werden in der Presse ausführlich gewürdigt. Damit zieht er sich ein Stück weit seinen eigenen Nachwuchs an, weil über seine bekannten Konzerte musikinteressierte Schüler gern in genau diese Schule wollen. Und wer in seine Band und sein Orchester will, spurt dann auch im Unterricht..
Hat er sich über viele Jahre so aufgebaut. Jetzt ist er in Rente gegangen, mal sehen, ob sein Werk weitergeführt wird...
Dazu sind immens viele zusätzliche UNBEZAHLTE Arbeitsstunden erforderlich, sonst kann man so etwas nicht aufbauen. Ich kenne auch so jemanden; der Zeitaufwand für die ganzen Proben (1x wöchentlich in der AG-Zeit reicht BEI WEITEM nicht) und für die Organisation von Konzerten etc. ist riesig. Viva la musica, Du wirst es bestätigen können.

Letztlich also in solchen Fällen immer quasi eine freiwillige Liebhaberei des betreffenden Lehrers, nicht aber etwas, das als Vorbild für das herhalten könnte, was Musikunterricht normalerweise leisten könnte.
 
Letztlich also in solchen Fällen immer quasi eine freiwillige Liebhaberei des betreffenden Lehrers, nicht aber etwas, das als Vorbild für das herhalten könnte, was Musikunterricht normalerweise leisten könnte.
Das ist richtig und es ist auch nicht immer hilfreich, an den "Wunderkindern" seines Fachs gemessen zu werden. Das sind Ausnahmeerscheinungen, das kann nicht jeder.

Vielleicht kann überdurchschnittlicher Einsatz aber auch einen selbst wieder mehr motivieren und vielleicht kann einen so ein Vorbild etwas aus dem Frust der Hilflosigkeit retten, den Gefallener von seinem Freund beschrieb.
Und manchmal muss es auch nicht das volle Programm sein und es genügt auch schon ein kleiner Impuls, um bei sich selbst und anderen viel zu bewirken. Viele Lehrer, die mir sehr positiv im Gedächtnis geblieben sind, haben das auch mit kleinen Impulsen geschafft.

Der besagte befreundete Lehrer war übrigens auch seine ganze Berufslaufbahn frustriert, dass sein überdurchschnittliches Engagement ausser Ruhm und Ehr nichts eingebracht hat, also dass es für Karriere und Bezahlung keinerlei Rolle spielt, ob sich ein Lehrer engagiert oder nicht.
 
Stellt sich die Frage: Ist das ein OKer oder wünschenswerter Zustand, wenn wirklich vernünftige Arbeit eigentlich nur dann geleistet werden kann, wenn man seine Freizeit auch noch für Arbeit verballert?

Meines Erachtens wäre der Musikunterricht erheblich besser, wenn das praktische Musizieren in Ensembles (also was Dein Kumpel macht) der eigentliche Unterricht wäre, man also die "normalen" 45 Minuten Klassenraumunterricht einfach striche. So wie man in Sport ja auch rumrennt und Bälle wirft statt Sportgeschichte zu lernen und man in Kunst primär Bilder malt oder Skulpturen formt.
 
Meines Erachtens wäre der Musikunterricht erheblich besser, wenn das praktische Musizieren in Ensembles (also was Dein Kumpel macht) der eigentliche Unterricht wäre, man also die "normalen" 45 Minuten Klassenraumunterricht einfach striche. So wie man in Sport ja auch rumrennt und Bälle wirft statt Sportgeschichte zu lernen und man in Kunst primär Bilder malt oder Skulpturen formt.
Das wird auch immer häufiger gemacht. Es gibt immer mehr Schulen, an denen die Schüler aus einem AG-Angebot (Chor, Bigband, Schulband) wählen können - dies wird dann wie „normaler“ Musikunterricht benotet. Das bedeutet reine Praxisarbeit, und z.B. Notenlesen wird nur noch so weit erlernt, wie es dem praktischen Tun dienlich ist. In solch einem Musikunterricht hat man auch fast durchweg motivierte Schüler, die auf genau das Bock haben, was sie gewählt haben.
Ich finde diesen Paradigmenwechsel ja vernünftig, dennoch gibt es Widerstände bei manchen, die z.B. meinen, der Bassschlüssel müsse erlernt werden, auch wenn der Schüler niemals in seinem Leben ein entsprechendes Instrument spielt.
 
... oder meinen, die gesamte Klasse müsse Blockflöte lernen um dem Bildungsziel Noten lesen eine Pseudo-Handlungsorientierung zu verschaffen. Auch im Jahr 2020 von mehreren Kollegen (bzw. deren Kindern) so gehört.
 
die gesamte Klasse müsse Blockflöte lernen um dem Bildungsziel Noten lesen
Das musste ich auch, ich hasse Blockflöte zwar, aber ich habe doch davon profitiert zu einer Zeit, in der meine Eltern mir sonst keinerlei Musikunterricht finanzieren konnten.

An der Schule meines Sohnes gibt es übrigens im jährlichen Wechsel Bläser- und Streicherklassen, bei denen die Schüler ab Klasse 6 statt normalem Musikunterricht 2 Jahre ein Instrument lernen. Die Instrumente werden dazu verliehen, ich glaube sogar kostenlos. Die spielen dann schon nach 3 Monaten alle zusammen im Weihnachtskonzert. Und auch wenn die bis dahin erst ein paar Töne können, wenn alle gut zusammenspielen klingts echt schon gut.
 
Naja, das mit der Blockflöte für alle wird ja jetzt sicherlich aus hygienischen Gründen abgeschafft.

Nicht alles an "Corona" ist schlecht.
 
Naja, das mit der Blockflöte für alle wird ja jetzt sicherlich aus hygienischen Gründen abgeschafft.

Nicht alles an "Corona" ist schlecht.
stimmt, Singen und Blasen gehört ja mittlerweile zu den Hochrisikosportarten, die in der Schule strengstens untersagt sind. Dass uns in diesem Punkt eine Rolle rückwärts erspart bleiben wird, glaube ich erst, wenn ich es sehe.
 
Klar, Blasen entspricht nicht den Hygienekonzepten auf Schultoiletten.
 
Wenn ich je doktorier, (zumindest lautete so einst meine Thesis Skizze) wäre es über "natürliche Autorität". (Und ja, jetzt denkt ihr alle falsch.)

Was ist es was manche Menschen haben (Achtung geht in Richtung Aura), was andere wiederum ggf. wahrnehmen und "wie interagiert / kommuniziert """das""" dann?"
Wir hatten mal einen schon alten, sehr netten Lehrer, der eigentlich auch nicht autoritär aufgetreten ist. Einmal waren es noch 5 min bis zum Unterrichtsbeginn, aber alle waren schon da. Normalerweise geht's dann ja heiß her mit Lärm und Co.; das war da auch erstmal so (Der Lehrer war aber schon anwesend). Und meistens schaukelt sich der Lärm immer mehr auf. Allein aufgrund der Anwesenheit des Lehrers (der auch nichts gesagt hatte, nur auf seinem Stuhl saß ohne sich zu rühren und den Lärm ok fand) wurde es immer leiser, sodass man eine Stecknadel hätte fallen hören können (und das vor Unterrichtsbeginn). Bis der Lehrer fragte warum es so leise sei und dann der Lärmpegel wieder stieg.
Das war wohl deine @Gefallener "natürliche Autorität".
 


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