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Ich frage mich, ob manche Komponisten absichtlich Schwierigkeiten in ihre Stücke eingebaut haben, um den Ausdruck zu verstärken. Ich meine damit nicht Liszt in seiner Kompositionsweise oder Etüden von Chopin.
Sondern denke eher an Stellen, die im Publikum gar nicht als schwierig oder besonders virtuos auffallen. Die man durch relativ einfache Methoden im Klaviersatz vereinfachen könnte, ohne das Klangergebnis sehr stark zu verändern.
Beispiel: Beethoven op. 2,3, Sonate C-Dur, 1. Satz, jeweils die "Schüttel-Oktaven" am Ende der Exposition und Reprise. Man hätte, wie mir ein Professor mal sagte, auch einfach rechts und links abwechselnd Oktaven spielen lassen können, im Tempo hört sich das ähnlich an. Besagter Professor fragte mich, warum Beethoven das wohl nciht getan hat?
Ähnliche Stellen gibt es auch in Klavierkonzerten. Ich habe ja nicht von allzu vielen eine entsprechende Kenntnis, aber sehr häufig ist es so, dass das Orchester den größten Teil des fein ausgeklügelten Klavierparts überdeckt und hauptsächlich nur noch die Melodie herausklingt. So z.B. bei Tschaikowsky in den Seitenthemen und immer dann, wenn das Klavier das Tutti-Orchester "begleitet". Bei Rachmaninov ist es vermutlich noch krasser.
Meine Überlegung: Durch stärkeren körperlichen Einsatz verändert sich das Ausdrucksgefühl. Überspitzt gesagt könnte man vieles auch einfach in Doppeloktaven laufen lassen, aber das wäre "zu einfach", um entsprechende musikalische Gefühle aufkommen zu lassen. Wenn der Klaviersatz voll angelegt ist, so dass man die ganze Zeit alle Hände voll hat, greift man tief in das Geschehen hinein.
Vielleicht ist auch das ein Unterschied zwischen Mozart und Tschaikowsky. Die Musik ist natürlich eine komplett andere, aber auch das Spiel- und Körpergefühl.
Mozart ist sehr filigran und zerbrechlich, wie ein Zuckerguss, bei Tschaikowsky fühlt es sich eher so an, als würde man beherzt in etwas großes, saftiges hineinbeißen.
Und auch bei Beethoven - wäre das Ende nicht zu belanglos, wenn man es "einfach so" hinunterhauen könnte?
Das ist nicht so leicht zu beschreiben, ich hoffe, man versteht, was ich meine. Bin mal gespannt, was andere dazu denken.
Grüße
Stilblüte
PS: Und nochmal: Virtuosität als Selbstzweck meine ich nicht, das kommt in allen Epochen (auch Mozart, Beethoven, Tschaikowsky) natürlich ebenfalls vor, ist schön, macht Spaß und klingt toll.
Sondern denke eher an Stellen, die im Publikum gar nicht als schwierig oder besonders virtuos auffallen. Die man durch relativ einfache Methoden im Klaviersatz vereinfachen könnte, ohne das Klangergebnis sehr stark zu verändern.
Beispiel: Beethoven op. 2,3, Sonate C-Dur, 1. Satz, jeweils die "Schüttel-Oktaven" am Ende der Exposition und Reprise. Man hätte, wie mir ein Professor mal sagte, auch einfach rechts und links abwechselnd Oktaven spielen lassen können, im Tempo hört sich das ähnlich an. Besagter Professor fragte mich, warum Beethoven das wohl nciht getan hat?
Ähnliche Stellen gibt es auch in Klavierkonzerten. Ich habe ja nicht von allzu vielen eine entsprechende Kenntnis, aber sehr häufig ist es so, dass das Orchester den größten Teil des fein ausgeklügelten Klavierparts überdeckt und hauptsächlich nur noch die Melodie herausklingt. So z.B. bei Tschaikowsky in den Seitenthemen und immer dann, wenn das Klavier das Tutti-Orchester "begleitet". Bei Rachmaninov ist es vermutlich noch krasser.
Meine Überlegung: Durch stärkeren körperlichen Einsatz verändert sich das Ausdrucksgefühl. Überspitzt gesagt könnte man vieles auch einfach in Doppeloktaven laufen lassen, aber das wäre "zu einfach", um entsprechende musikalische Gefühle aufkommen zu lassen. Wenn der Klaviersatz voll angelegt ist, so dass man die ganze Zeit alle Hände voll hat, greift man tief in das Geschehen hinein.
Vielleicht ist auch das ein Unterschied zwischen Mozart und Tschaikowsky. Die Musik ist natürlich eine komplett andere, aber auch das Spiel- und Körpergefühl.
Mozart ist sehr filigran und zerbrechlich, wie ein Zuckerguss, bei Tschaikowsky fühlt es sich eher so an, als würde man beherzt in etwas großes, saftiges hineinbeißen.
Und auch bei Beethoven - wäre das Ende nicht zu belanglos, wenn man es "einfach so" hinunterhauen könnte?
Das ist nicht so leicht zu beschreiben, ich hoffe, man versteht, was ich meine. Bin mal gespannt, was andere dazu denken.
Grüße
Stilblüte
PS: Und nochmal: Virtuosität als Selbstzweck meine ich nicht, das kommt in allen Epochen (auch Mozart, Beethoven, Tschaikowsky) natürlich ebenfalls vor, ist schön, macht Spaß und klingt toll.