(Zitat: Gomez de Riquet):
"Um Ihnen mal argumentativ unter die Arme zu greifen: Sie wissen so gut wie ich, daß Neue Musik ein Quotenkiller ist. Das auf Repertoire-Stücke versessene Konzertsaalpublikum hat sie nie geliebt. Ihr Anteil in den Konzertprogrammen schrumpft beständig. Mit der Verrentung ihrer Alt-Adorniten haben die Rundfunkanstalten zugleich die Neue Musik aus den Programmen gekippt. Kaum einer der großen Verlage druckt das Zeug noch. Der Austausch (im wahrsten Wortsinne) von Musikern, Kritikern und Zuhörern in Witten, Darmstadt und Donaueschingen gleicht den geheimen Zusammenkünften von Illuminaten. Aber das sagt nichts über die Qualität dieser Musik aus.
Was Sie, Herr Schmitt, umtreibt, ist Ärger über die mangelnde Wertschätzung jener Art von Musik, die Sie als die wahre zeitgenössische Musik empfinden (tonal, modulierend, spirituell), und Neid auf die hohe Wertschätzung, die der Neuen Musik (nichtmodulierend, atonal, teuflisch) durch die Fachwelt zuteilwird. Aber das können Sie und ich nicht ändern. Das kriegen Sie aus den Musikgeschichtsbüchern nicht raus.
Was Sie tun können: Schreiben und fördern Sie doch weiterhin jene Art von Musik, die Ihnen zusagt. Wozu leben wir denn im Pluralismus? Die Zeiten des "neuesten" und "höchstentwickelten Materialstands" sind längst vorbei. Alles existiert neben allem - gleichberechtigt. Auch letzteres müssen Sie halt aushalten.
MfG
Gomez
Hallo Herr Gomez de Riquet,
meine ursprüngliche Absicht habe ich schon im Kommentar #73, Punkt 3, #77, #83, die ersten beiden Sätze, dargelegt.
Die ganze Diskussion fing an, weil Demian freundlicherweise meinen Artikel, der nicht in einer Fachzeitschrift, sondern einer spirituellen, erschienen ist, empfohlen hat. Von daher ist er so formuliert, dass er für die entsprechenden Zielgruppe verständlich sein soll. -
Sie schreiben ja selbst in Ihrer "Argumentationshilfe", wie es um die Neue Musik steht; es entspricht völlig meiner eigenen Beobachtung. Und so habe ich den ganzen Artikel darauf verwendet, die
Gründe dafür darzulegen, wie sie sich aus meiner Sicht darstellen. Denn entweder ist das Publikum zu dumm, wenn es diese Musik nicht hören will, oder es vermisst etwas, was in der Musik der Zeit davor enthalten war.
Und finden Sie nicht selbst auch, dass das immerhin ein hochinteressantes Thema ist, worüber es sich lohnt, einen Artikel zu schreiben? Vor allem für die Menschen, denen immer suggeriert wird, sie seien zu ungebildet, um Neue Musik zu verstehen. -
Ärger ist übrigens nicht unbedingt der richtige Ausdruck: ich finde es schade, bin aber auch überzeugt, dass das Zeitalter der völligen Atonalität im letzten Abschied begriffen ist. Und für
Neid auf die Wertschätzung dieser Musik durch die Fachwelt fehlt
mir absolut die Wertschätzung für diese Fachwelt. Das ist eine recht überschaubare Szene, wirklich nicht allzu groß.
Was Sie im letzten Absatz schreiben - das tue ich. Wenn Sie den ursprünglichen Artikel und meine Beiträge genau lesen, nehme ich mir letztlich nur das Recht auf eine eigene Meinung heraus, die aber hier manchen nicht passt und dementsprechend mehr oder weniger freundlich kommentiert wird.