Wenn ich Diskussionen lese, in denen eine Partei - selbst wenn es gerechtfertigt sein sollte - spottet und gleichzeitig bei mir auch das Gefühl aufkommt, dass weniger diskutiert wird, um den anderen zu überzeugen, als ihm vorzuführen, wie dämlich seine Argumente sind, frage ich mich immer:
Warum diskutiert diese Partei eigentlich?
Um den anderen zu überzeugen, ihm eine neue Meinung (und in diesem Fall auch eine neue, wirklich hörenswerte Musikwelt) nahezubringen und ihm somit zu seinem Glück zu verhelfen? Um etwas dabei zu lernen? Oder um das eigene Ego zu polieren, und sich selbst – und augenscheinlich auch dem anderen und allen anderen – die eigene Überlegenheit zu demonstrieren?
Ja, Paul Schmitts Thesen entsprechen auch nicht meiner Meinung. Ja, ich finde auch, dass er sich einige Argumente und Tatsachen zurechtlegt, um seine Thesen zu stützen. Aber mit Spott, Sticheleien und Monologen wird nur selten jemand überzeugt.
Wenn es wirklich die Absicht wäre, der anderen Partei die eigene Meinung nahezubringen, wären hier andere Methoden zweckmäßiger: Man könnte sich in den anderen einfühlen, verstehen worauf die Meinung fußt und dann hier mit seiner Argumentation ansetzen.
Umgekehrt verhält man sich, wenn man das nicht tut, eigentlich gar nicht so anders wie der, dem man Unverständnis und Dummheit vorwirft. Paul Schmitt wirft einigen von uns sicher auch Unverständnis und Dummheit vor. Aber dadurch, dass man versteht, worauf Meinungen und Gedanken anderer wirklich fußen, kann man auch immer einiges lernen. Selbst wenn die andere Meinung erstmal wenig sinnvoll erscheint: Eine Diskussion, in der man selbst nicht bereit ist, seine eigene Meinung zu überdenken, kann keine sinnvolle Diskussion sein.
Ich bin jedenfalls der Meinung, dass dieses von mir angeprangerte Verhalten die Wurzel vielen Übels im zwischenmenschlichen Kontakt und somit auch auf der Welt ist (Mimimi). Empathie, Menschenkenntnis und Einfühlungsvermögen sind meines Erachtens absolut unterschätzte Qualitäten: Die, welche über sie verfügen und gut einsetzen, können oftmals viel "erreichen" (und das meine ich nicht im manipulativen Sinne). Die, welche sie nicht haben, vermissen sie auch nicht und es genügt ihnen meist, sich durch die eingebildete Überlegenheit anderen gegenüber zu definieren und zu rechtfertigen.
AfD-Wähler haben z.B. auch irrige Thesen, die aber auf bestimmten Erfahrungen und Ängsten beruhen. Womit wäre nun unserer Politik mehr geholfen: Indem wir uns über die Thesen lustig machen und diese als faschistoid und irrig bezeichnen und unsere Überlegenheit zelebrieren, oder indem wir uns mit den Sorgen und Ängsten der Menschen beschäftigen?
Und jetzt hier in diesem Fall: Womit wäre mehr erreicht? Wenn die andere Partei anfangen würde sich mit "atonaler" Musik zu beschäftigen? Oder wenn die andere Partei beleidigt von dannen zieht? Letzteres befriedigt den Urmensch in uns, es gibt uns das Gefühl gewonnen zu haben. Aber mit ersterem hätten wir wirklich etwas erreicht. Auch wenn wir dann vielleicht auf die Befriedigung der Überlegenheit hätten verzichen müssen.
Aber gut, da mit Monologen noch niemand überzeugt wurde, beende ich mal meinen Monolog. Die, die ich mit diesen Zeilen ansprechen wollte, nehmen mir das sicher nicht übel und dürfen mich auch gerne als "selbsternannten Moralapostel" verspotten
. Ich finde es ja auch selbst immer doof, wenn andere Leute erwachsenen Menschen irgendwie reinreden.