Ansprüche an Klavierlehrer

Hallo Fortepiano,

ich finde, du machst dir zu viele Gedanken.

Was kann ein KL tun, um seinen SchülerInnen diesen Vergleich und dadurch entstehende negative Energien zu vermeiden?

Jeder Mensch vergleicht sich bewusst oder unbewusst mit andern Menschen gerade und vor allem dann, wenn man etwas möchte, was der andere schon hat/kann.

Ist doch auch logisch. Der andere kann etwas was ich auch können möchte. Also vergleiche ich mich mit ihm um festzustellen, was er anders macht/gemacht hat. Wenn der andere nicht kann was ich können möchte verliere ich das Vertrauen, dass die Person mich überhaupt an mein Ziel bringen kann.

Ob durch diesen Vergleich am Ende negative Gefühle oder Missgunst entstehen, hängt von der jeweiligen Persönlichkeit ab. Die Gesunde Reaktion auf einen solchen Vergleich ist Ansporn und Nachahmung. Das ist aber einfach nichts, was du groß beeinflussen können wirst und auch nichts, was in deiner Verantwortung liegt.

Es liegt allerdings in deiner Verantwortung, mit deinen Schülern Ziele zu definieren und ihnen dabei zu Helfen, diese zu erreichen. Dazu gehört auch das Hinweisen auf Fehler und die Anleitung zur Korrektur. Wer sich dadurch gestört fühlt, sollte noch einmal in sich gehen, ob man wirklich einen Lehrer möchte.

Dazu sei aber gesagt, dass auch ich, wenn ich gerade mal wieder versuche 5 Dinge gleichzeitig zu tun und noch auf eine sechste Sache hingewiesen werde die ich falsch gemacht habe, ich im Eifer des Gefechts auch schonmal einen Kommentar abgebe, den man als "schnippisch" missverstehen könnte.

Ich kenne das aber auch von mir und deshalb habe ich meiner Lehrerin auch klar gemacht, dass ich ihr um jeden Kommentar dankbar bin. Natürlich beschwert man sich wenn es sehr schwer wird und wenn das Gehirn schon bei 150% läuft und noch etwas dazu kommt. Aber solche intensiven Übeeinheiten, die mich an meine Grenzen bringen, bringen mich in kurzer Zeit sehr viel weiter vorwärts.

Das alles hängt aber auch damit zusammen, dass ich meiner Lehrerin mitlerweile blind vertraue. Zum Einen zeigt mir ihr Klavierspiel immer wieder, wie weit ich noch von meinen Zielen weg bin. (Nicht, dass ich jemals ihr Niveau erreichen könnte. Das ist einfach Magie!) Es ist sogar so, dass je mehr ich lerne, desto mehr erkenne ich, was ich alles noch nicht kann. Aber zum Anderen zeigt es mir auch, dass ich noch Jahrelang von ihr lernen kann. Und auch wenn mir meine Fortschritte (wie das sicher bei allen! Schülern gleich ist) nicht schnell genug sind, hat bisher jede Übung das gewünschte Ergebnis gebracht und das gesetzte Ziel erreicht.

Lange Rede kurzer Sinn: Ich bin der Überzeugung, dass es für das Lehrer/Schüler-Verhältnis von essentieller Bedeutung ist, dass der Schüler sich mit dem Lehrer vergleicht.

Im Übrigen würde ich mich nicht all zu sehr darum sorgen, ob dein Blattspiel "perfekt" genug ist. Wer solche Anforderungen an seinen Lehrer stellt soll zu den massenabfertigenden "Rattenfängern" gehen. Es geht doch um Musik.

Ich wünsche dir ein entspanntes Unterrichten.

Viele Grüße,

Jan
 
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Hallo,

ich sehe das genauso wie Jan.

"Ob durch diesen Vergleich am Ende negative Gefühle oder Missgunst entstehen, hängt von der jeweiligen Persönlichkeit ab."

Ich vergleiche mich übrigens nicht mit meiner Klavierlehrerin, das geht ja auch nicht. Vergleichen tu ich mich eher mit ihren Schüler, und ja, da kommt schon mal frustation auf wenn ich sehe, was die Zwerge im Alter von 10 Jahren spielen können ;-) Aber das motiviert mich auch wieder....

Ich vergleiche mich nicht mit ihr, ich bewundere sie.
 
[QUOTE="JanS, post: 476549, member: 12409"

dass es für das Lehrer/Schüler-Verhältnis von essentieller Bedeutung ist, dass der Schüler sich mit dem Lehrer vergleicht.

Jan[/QUOTE

Das sehe ich völlig anders: Ich vergleiche mit in keinster Weise mit meiner KL (und auch nicht mit anderen Klavierspielern, auf welchem Niveau sie auch immer spielen mögen). Trotzdem - oder: gerade deswegen - komme ich mit meiner KL bestens klar.

Ich messe mich an den Ansprüchen, die ich an mich selbst habe.

Ich bin nicht im Geringsten der Meinung, dass Vergleiche essentiell für ein L-S-Verhältnis sind.
 
Hallo Klafina,

Das sehe ich völlig anders: Ich vergleiche mit in keinster Weise mit meiner KL (und auch nicht mit anderen Klavierspielern, auf welchem Niveau sie auch immer spielen mögen).

Ich bin nicht im Geringsten der Meinung, dass Vergleiche essentiell für ein L-S-Verhältnis sind.

natürlich habe ich die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen und es gibt sicher noch andere Wege, aber lass mich mal ein einfaches Beispiel machen:

Ich spiele meinem Lehrer eine Phrase vor, an der ich gearbeitet habe. Dann Spielt mein Lehrer die Phrase so, wie er sie spielen würde. In dem Moment vergleiche ich seine Version mit meiner Version, einfach nur um feststellen zu können, ob ich diese Art auch erstrebenswert finde. Erster Vergleich.

Finde ich seine Art die Phrase zu spielen besser, muss ich herausfinden, was mein Lehrer anders macht als ich. Ganz einfach weil ich es ihm sonst nicht gleich tun kann. Dazu Vergleiche ich genau das was er in der Phrase macht mit dem was ich tue, denn nur so kann ich herausfinden, was ich ändern muss. Hier gibt es ganz viele Vergleiche. Wie ist seine Körperhaltung und wie ist meine? Ist sein Tempo anders? Atmung? Anschlag? Betonung? Dynamik? etc... Sagen wir mal, zweiter Vergleich.

Stelle ich nun fest, dass ich garnicht dazu in der Lage bin zu tun, was mein Lehrer macht, was mache ich? Ich werde Üben müssen. Wie übe ich? So wie mein Lehrer es vor macht. Dazu muss ich wieder vergleichen, wie mein Lehrer Übt und wie ich übe um festzustellen, ob ich das schon richtig mache oder ob ich noch etwas anders machen muss. Auch hier vergleiche ich wieder sehr viel. Wie macht mein Lehrer diese Übung (bzw. hat sie in der Vergangenheit gemacht) um auf den Stand zu kommen auf dem er ist? Wie oft, in welcher Intensität, welche Bewegungen usw. usf. Wäre der dritte Vergleich.

Und auch wenn ich die Phrase nicht spielen möchte wie mein Lehrer es vorschlägt, habe ich eine bestimmte Vorstellung im Kopf. Auch dann wird mein Lehrer mir zeigen, wie ich meine Wünsche umsetze, was ich wiederum Nachahme. Dazu muss ich wiederum das was er mir zeigt mit dem Vergleichen wie ich spiele, um die Unterschiede herauszufinden.

Ja, viele von diesen Vergleichen wird immer auch der Lehrer selbst erarbeiten und dem Schüler das Ergebnis (die Korrektur des Schülers) vermitteln. Trotzdem muss der Schüler das auch nachvollziehen und gerade Erwachsene werden ganz natürlich selbst diese Vergleiche anstellen. Ganz einfach weil man das Lernen schon gelernt hat.

Ich glaube von jemandem Lernen bedeutet ständiges Nachahmen (auf verschiedensten Ebenen) und das geht nur, wenn ich weiß, was derjenige anders macht als ich. Und das finde ich heraus indem ich sein tun mit meinem Vergleiche.

Viele Grüße,

Jan
 
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Hallo Klafina,



natürlich habe ich die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen und es gibt sicher noch andere Wege, aber lass mich mal ein einfaches Beispiel machen:

Ich spiele meinem Lehrer eine Phrase vor, an der ich gearbeitet habe. Dann Spielt mein Lehrer die Phrase so, wie er sie spielen würde. In dem Moment vergleiche ich seine Version mit meiner Version, einfach nur um feststellen zu können, ob ich diese Art auch erstrebenswert finde. Erster Vergleich.

Finde ich seine Art die Phrase zu spielen besser, muss ich herausfinden, was mein Lehrer anders macht als ich. Ganz einfach weil ich es ihm sonst nicht gleich tun kann. Dazu Vergleiche ich genau das was er in der Phrase macht mit dem was ich tue, denn nur so kann ich herausfinden, was ich ändern muss. Hier gibt es ganz viele Vergleiche. Wie ist seine Körperhaltung und wie ist meine? Ist sein Tempo anders? Atmung? Anschlag? Betonung? Dynamik? etc... Sagen wir mal, zweiter Vergleich.

Stelle ich nun fest, dass ich garnicht dazu in der Lage bin zu tun, was mein Lehrer macht, was mache ich? Ich werde Üben müssen. Wie übe ich? So wie mein Lehrer es vor macht. Dazu muss ich wieder vergleichen, wie mein Lehrer Übt und wie ich übe um festzustellen, ob ich das schon richtig mache oder ob ich noch etwas anders machen muss. Auch hier vergleiche ich wieder sehr viel. Wie macht mein Lehrer diese Übung (bzw. hat sie in der Vergangenheit gemacht) um auf den Stand zu kommen auf dem er ist? Wie oft, in welcher Intensität, welche Bewegungen usw. usf. Wäre der dritte Vergleich.

Und auch wenn ich die Phrase nicht spielen möchte wie mein Lehrer es vorschlägt, habe ich eine bestimmte Vorstellung im Kopf. Auch dann wird mein Lehrer mir zeigen, wie ich meine Wünsche umsetze, was ich wiederum Nachahme. Dazu muss ich wiederum das was er mir zeigt mit dem Vergleichen wie ich spiele, um die Unterschiede herauszufinden.

Ja, viele von diesen Vergleichen wird immer auch der Lehrer selbst erarbeiten und dem Schüler das Ergebnis (die Korrektur des Schülers) vermitteln. Trotzdem muss der Schüler das auch nachvollziehen und gerade Erwachsene werden ganz natürlich selbst diese Vergleiche anstellen. Ganz einfach weil man das Lernen schon gelernt hat.

Ich glaube von jemandem Lernen bedeutet ständiges Nachahmen (auf verschiedensten Ebenen) und das geht nur, wenn ich weiß, was derjenige anders macht als ich. Und das finde ich heraus indem ich sein tun mit meinem Vergleiche.

Viele Grüße,

Jan

Du hast völlig recht, meinst aber Vergleiche mit dem - sachlichen - Ziel, irgendetwas zu verbessern und zu erreichen.
Wenn Du den betreffenden Post der Fadenerstellerin liest, merkst du aber, dass es um Vergleiche geht, die negative Gefühle hervorrufen. Genau das ist ja ihr Problem! Ihr sind die negativen Gefühle, die sich aus dem Vergleich ergeben, unangenehm und nicht der Vergleich an sich.
Und genauso habe ich es auch gemeint.
 
Wobei wir für die Gefühle anderer nicht wirklich verantwortlich sind, sondern nur für uns selbst und unser Verhalten.
Auch wenn ich als Lehrende grundsätzlich versuche, meine Schüler mit Respekt zu behandeln, nicht vor den Kopf zu stoßen und sie so zu ihrem Ziel zu begleiten, dass das für sie "passt", kann es immer mal passieren, dass es eben nicht "passt". Wenn ich das merke oder rückgemeldet bekomme, schaue ich nach anderen Wegen.
Wenn ich aber nur meine, es zu merken, und spreche mein Gegenüber nicht darauf an und ändere meine Herangehensweise oder meine Bewertung der Situation "einfach so", kann es passieren, dass die eingeschlagene Richtung dann eben nicht mehr "passt".
Wenn ich jemand bin, der dazu neigt, zwischen den Zeilen zu lesen oder Zwischentöne zu hören und zu spüren, sollte ich trotzdem immer schauen, ob ich meine Wahrnehmung irgendwie überprüfen kann, um eben nicht das Gras wachsen zu hören, wo einfach nur betoniert ist.
 
Ich denke, wenn sich ein Schüler mit dem KL vergleicht und sich dabei "schlecht" vorkommt, hat das was mit mangelndem Menschenverstand und Selbstbewusstsein zu tun. Natürlich muss der Lehrer (fachlich!!!) viiiiiiel besser sein als der Schüler, sonst könnte/sollte er ja nicht unterrichten. Das muss einem mit gesundem Menschenverstand doch klar sein - und damit muss man doch leben können. Wahrscheinlich hat man selbst doch auch Fähigkeiten, die der KL nicht hat ...
 
Wenn Du den betreffenden Post der Fadenerstellerin liest, merkst du aber, dass es um Vergleiche geht, die negative Gefühle hervorrufen. Genau das ist ja ihr Problem!

Was ich versucht habe auszudrücken ist, dass es nicht die Art des Vergleichs ist, die negative Gefühle hervorruft sondern die Persönlichkeit des Individuums.

Schritt 1: Ich vergleiche etwas (Stelle Unterschiede fest, das ist erstmal ein begreifen der Realität)
Schritt 2: Ich reagiere auf den Vergleich (Entweder mit Ansporn und Nachahmung oder mit negativen Gefühlen oder sonst irgendwie oder vielleicht auch garnicht)

Ich glaube eben nicht, dass die Form von Schritt 1 (sprich die Art des Vergleichs) den Ausgang von Schritt 2 maßgeblich bestimmt, sondern dass die Persönlichkeit jedes einzelnen hier ausschlaggebend ist.

Als Folgerung hat man als Lehrer wenig Einfluss darauf, wie ein Schüler reagiert wenn dieser Feststellt, dass der Lehrer besser Klavier spielt (Überraschung).

Edit: Das geht jetzt vielleicht auch ein bisschen zu weit. Meine Grundaussage ist nach wie vor: Nicht zu viele Gedanken machen und so entspannt wie möglich durch den Unterricht gehen :).

Viele Grüße,

Jan
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich finde die Ausführung von JanS total gut- Lernen basiert nun mal auf Nachahmung, nicht nur beim erlernen eines Instrumentes, das machen Babys schon so.
Ich habe einige Jahre Gesangsunterricht bei einer Lehrerin gehabt, die mit einer speziellen Methodik versucht hat, genau das zu verhindert: dass man sie nachahmt. Angeblich, damit man seinen eigenen Stil findet und ihren nicht imitiert. Ich bekam kaum Feedback (und schon garkein Wertendes!! Das wäre ja wieder einem Vergleich und noch dazu persönlichem Geschmack entsprungen!) und vorgemacht hat sie mir auch nie was. Damit bin ich überhaupt nicht klargekommen. Seit ich zu einer Lehrerin mit "klassischer" Methodik gewechselt bin, habe ich Quantensprünge gemacht. Gerade weil sie mir die Technik so wunderbar deutlich vormacht (und ja, sie ist VIEL besser als ich und das mag und bewundere ich ;-)) und ich durch die Imitation viel schneller lerne als wenn ich mir jede Erkenntnis mühsam selbst erarbeite.

Ich denke beim Klavierspielen würde es mir genauso gehen (da hab ich bislang nur die Variante an KL gehabt, die einem Feedback gibt und einem auch alles "vorturnen" kann, bei denen ich ich auch vergleichend lernen darf).

Aber ich gebe JanS auch recht, was den Charakter angeht- ich kann am besten Kritik von jemandem annehmen, bei dem ich weiß, dass er besser ist als ich. Das tut mir gut und schafft Vertrauen in das, was mir beigebracht wird. Warum sollte ich auf jemanden neidisch sein, der sich im Gegensatz zu mir (!) von Kindesbeinen an auf den Hosenboden gesetzt und ohne Ende fleißig geübt hat? Aber leider gibt es Menschen (und Schüler), die ticken genau anders herum. Ich glaube das kann man als KL nicht (kaum?) beeinflussen.
 
Die Kunst beim Gesangsunterricht besteht darin, dass man mit dem Schüler eine Technik erarbeitet, die zu ihm passt, und ihn nicht einfach nur nachahmen lässt. Nachahmung ist nicht grundsätzlich verkehrt, aber einiges, was beim Singen passiert, sieht man ja von außen gar nicht, das muss also anders gelehrt werden.
Aber das ist ein anderes Thema. :-)
 
...was nicht heißt, dass man den Schüler Feedback-los vor sich hin wurschdeln lässt und er irgendwann garnicht mehr weiß, was richtig oder falsch ist (und ja, eine falsche Technik gibt es auch beim Singen ;-)). Aber du hast recht, das ist hier OT, also sorry und zurück zum Thema :-)!
 

Hali Hallo (Halunken Kennt ihr das Liedchen? Ist mein Lieblingskindersong :-)),

vielen, vielen Dank für die zahlreichen Antworten! Insbesondere die Ausführung von Jan!

Klar, lernt man auch durch Nachahmung, aber es war mir gar nicht mehr so bewusst, weil auch möchte, dass meine SchülerInnen einen eigenen Zugang zum Instrument finden und ihre eigene Art ausbauen können. Ich führe nur etwas vor, wenn es anders wirklich nicht funktioniert.

Vllt habt ihr Recht, dass es einfach eine Charakterfrage ist, wie der Lernende mit Diskrepanzen in seinem Lerprozess umgeht. Die SchülerIn, um die es bei mir aktuell geht, scheint mir wirklich etwas mies unterwegs zu sein. Sie bekommt auch in einem anderen Fach Unterricht von meiner angestellten Lehrkraft. Ich fragte sie, wie der Unterricht läuft. Als Antwort bekam ich "Gut, aber sie weiß, was sie will." und das in so einem abwertenden Tonfall. Das irritierte mich, weil ich Zielstrebigkeit udn Durchsetzungsvermögen für gute Eigenschaften halte und ich hackte noch Mal nach. Dann kam, die Lehrerin sei selbstbewusst, aber das wären ja alle in dem Alter. Wir sind beide wesentlich jünger als sie, ich 20 und die andere 30 Jahre jünger. Ich habe schon zu Beginn gefragt,ob es ein Problem sei und das wurde dementiert. Auch habe ich ihr schon Mal angeboten, Unterricht bei einer anderen KL zu nehmen (ich kenne ja jetzt ein Paar). Aber da kam auch nur "So schnell werden Sie mich nicht los."

Eine der KLs hat mir geraten, etwas autoritärer vor ihr aufzutreten. Generell erkläre ich alles 1000 Mal. Sie fragt sich, ob das nicht als rechtfertigend von dieser SchülerIn aufgefasst wird. Ich soll ihr einfach Anweisungen im strengem Tonfall geben bei Dingen, die ich schon Mal erklärt habe und nicht noch Mal erklären, warum, weshalb.
Das habe ich diese Woche probiert und war schon erstaunt, dass es zu funktionieren schien. Keine Sticheleien, keine Disskussionen, es wurde alles gut umgesetzt, was ich ihr sagte.

Ich versuche es Mal so weiter.

Schöne Ostertage würnsche ich allen! :blume:

LG

Fortepiano
 
Natürlich muss man als Lehrer gucken, wen man als Schüler vor sich hat, und den Unterricht methodisch-didaktisch darauf abstimmen.

Aber man kann es auch übertreiben.

Heutzutage wird oft allzusehr überbetont, wie ach so individuell der betreffende Schüler doch sei, nicht zuletzt vom Schüler selbst. Schüler nehmen sich und ihre Befindlichkeiten und Abneigungen/Präferenzen dadurch zu wichtig, was einem vernünftigen Lernen sowie einem entspannten Lehrer-Schüler-Verhältnis entgegensteht.

Ab und zu muss man sich einfach mal zusammenreißen und das machen, was der Lehrer sagt, peng, aus.
 
Ein weiterer Aspekt ist, ein Lehrer steht für die von ihm verfochtene Methode. Und gibt es Lehrer mit unterschiedlicher Methode, so hat der Kunde die Möglichkeit, denjenigen zu engagieren, der seinen Vorstellungen entspricht.

Für einen bekannten und ausgelasteten Lehrer kann das sogar bedeuten, dass er aufgrund seiner erfolgreichen Methode sich Schüler aussuchen kann, und mit solchen, die seiner Methode gegenüber nicht aufgeschlossen sind, oder nicht mit ihr zurechtkommen , eben nicht ins Geschäft kommt.

Gerade beim privaten Unterricht geht es eben nicht darum, dem Kunden möglichst variable Unterrichtsmodalitäten zu bieten und damit wischi- waschi zu sein, sondern die für den Lehrer erfolgreiche Methode auszubauen und damit eben neue Schüler gewinnen.

Verabschieden muss man sich vom Lehrer, der es allen recht machen kann.
Der eine hat Geduld und Empathie schwärmerischen Jugendlichen mit gewünschtem modischen Stoff es recht zu machen. Der andere eben nicht, er will lieber leistungsbetonten Aufbauunterricht für hungrige Klassikliebhaber mit Potential machen. Der dritte fühlt sich auch ausgelastet mit unermüdlichem Kinderliedergespiel und spielerischem Unterricht für die ganz Kleinen. Der vierte möchte möglichst interessierte Laienspieler, denen es nicht auf Höchstleistung, aber sehr wohl auf komplexe Werkanalyse und Austausch darüber ankommt, sprich angenehme Unterrichtsstunden ausgefüllt mit verständigem verbalen Austausch neben dem Klavierspiel.

Deshalb kann es keine allgemeingültigen Ansprüche an einen Klavierlehrer geben, ein verbogener Klavierlehrer, der sich bemüht kleinen Kindern geduldig die Anfangsgründe beizubringen, anstatt seiner Natur nach lieber eine interessante Stunde mit einem ambitionierten erwachsenen Laien zu verbringen, der die Unterrichtsstunde weniger als zielgerichtete Unterrichtseinheit in einem Lehrplan sieht, sondern vor allem eine anspruchsvolle Stunde mit Niveau als "Freizeitgestaltung" ansieht. Es gibt durchaus Laien, die einen Lehrer zum 4 händigen Spiel bezahlen, nicht um zu lernen, sondern um eine interessante Stunde zu verbringen, welche man eben nicht im Bekanntenkreis ausleben kann - mangels kompetentem Freund, oder aus Scheu vor eigener bescheidener Leistung.
 

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