Hallo Michael,
ich beziehe mich mal auf den Schumann.
Ich habe leider keine Ahnung, wie weit man nach einem Jahr (und mit Deinem enormen Übepensum) sein sollte - das ist bei mir zu lange her. Aber ich habe das Schumann-Stück als Kind auf jeden Fall erst erheblich später gespielt (und spiele es noch heute sehr gerne). Also - guter Fortschritt bei Dir.
So weit zu den Blumen ...
Zur Kritik: Wirklich schön finde ich es nicht. Konkret heißt das:
- Das ganze Stück steht in p und am Ende des ersten Teils steht gar ein decr. Das geht leider unter.
- Die Stimmen sind bei Dir alle gleich laut, überhaupt ist alles gleich laut. Darauf wollte vermutlich auch Styx hinaus.
Am wichtigsten ist aber die Oberstimme. Die muss deutlich herausgearbeitet und phrasiert werden, z. B. geht die erste Phrase von T1 bis T2 und hat hat einen kleinen Höhepunkt auf der 2 von T1 oder der 1 von T2 und so weiter. Trotz des "Herausarbeitens" muss die Oberstimme p und sehr kantabel gespielt werden. Am besten, Du übst diese Oberstimme alleine und versuchst, sie so schön wie nur irgend möglich zu spielen. Schließ die Augen und lausche jedem einzelnen Ton.
Am zweitwichtigsten ist die Basslinie. Gerade im Teil 2, wo der Bass in Vierteln läuft, muss der Bass genauso Legato und kantabel gespielt werden wie die Oberstimme. Ich finde, in Teil 2 kann er sogar die Hauptrolle spielen.
Und am zurückhaltendsten (aber nicht unwichtigsten) ist die das Geflecht der Mittelstimme. Die darf nur dahingehaucht sein und definiert die Harmonie, gibt Farbe, aber keine Melodie. Meiner Meinung nach hat jede Triole einen schwachen, eher nur gedachten Schwerpunkt auf der ersten Note und wird dann nach oben hin weggehaucht. Dabei darf der Übergang von der LH zur RH nicht hörbar sein.
Ehrlich gesagt glaube ich, das Stück ist einfach noch zu schwer für Dich. Die Schwierigkeit liegt nicht darin, es notengetreu abzuspielen, sondern in der oben beschriebenen Interpretation.
- Die macht es schwer genug, dass sich weder Valentina Lisitsa noch Martha Argerich noch Vladimir Horowitz zu schade waren, es aufzunehmen.
- Die ist nur durch ein komplexes Zusammenspiel aus Anschlagtechnik, Handhaltung, Armbewegungen und Gewicht auf den jeweils richtigen Fingern zu erreichen (hasi, nicht hauen, ich habs bestimmt blöd ausgedrückt).
Hast Du einen Lehrer? Dann arbeite mit ihm am Ton, nicht nur an der Technik. Du hast keinen? Dann such Dir einen, dass was ich zu beschreiben versuche, kannst Du nicht Autodidaktisch lernen.
Viel Spaß dabei, es macht Spaß, die Klangvielfalt zu entdecken!
Ciao
- Karsten