... am Rande des guten Geschmacks und darüber

Dann war es wohl „Lovestory“. Die Ähnlichkeit ist jedenfalls frappierend. Ein Fall von Plagiat? Oder „künstlerische Umformung“?
 
Manuel Ponce,

dieses Intermezzo Nr. 1 habe ich erst kürzlich im Konzert gehört, es hat mir gut gefallen und da hat mich "Ponce" interessiert. Die Intermezzi Nr. 2 und Nr. 3 sind wohl nicht so beliebt wie die Nr. 1, ich schaue da einfach in den Nennungen bei Youtube nach.
Aber von den Konzertetüden werde ich mir zwei anlachen.

Walter
 
Die wahrscheinlich bekannteste von Franz Liszt:


Stimmt. Der Anlass war eine Trauerfeier, in deren Vorfeld ich den Wunsch angetragen bekam, Musik des Lieblingskomponisten vom Verstorbenen zu spielen. Was spielt man dann auf der Orgel, wenn der Komponist Chopin heißt und dieser gar nichts Originales für Orgel geschrieben hat? So was eben...!

Ein anderes Mal wiederholte sich dieses Szenario mit Gustav Mahler und ein weiteres Mal mit Opernkomponisten des Verismo und so weiter. Da gibt es noch nicht einmal irgendwelche Transkriptionen - lediglich Klavierauszüge. Geht aber noch - Sachen von Tina Turner auf der Kirchenorgel erforderten mehr Kreativität, weil die Verstorbene auf etlichen ihrer Konzerte war und sie förmlich vergötterte. Da sollte man sich etwas einfallen lassen, damit "Simply the Best" nicht wie eine Mischung aus Leierkasten von der Kirmes und Heimorgel aus den 1970ern klingt.

LG von Rheinkultur
 
Mir fallen noch zwei Stücke ein, die manche hier eventuell auch an der Grenze oder sogar jenseits des guten Geschmacks sehen: „Clair de lune“ von Debussy und die „Pavane pour une infante defunte“ von Ravel. Über letztere hat Ravel ja selbst ein abfälliges Urteil gefällt, weil ihm das Stück dem Stil Chabriers zu ähnlich sei.

(Und damit stellt sich eigentlich schon die nächste Frage: Ist Chabriers Musik an der Grenze des guten Geschacks?)
 

Ich halte beide Stücke in diesem Faden für fehlplatziert. Claire de lune ist vielleicht etwas überspielt, aber das macht das Stück nicht schlechter.
Die Pavane ist raffiniert, wenn man sie nicht zu langsam und sehr leichtfüßig spielt - sich an Ravels Kommentar haltend, dass hier ‚die Prinzessin gestorben ist und nicht die Pavane‘. Wobei der Prinzessinen-Titel ja eh nur ein Witz war und mit der Musik gar nichts zu tun hat. Ich spiele die Pavane jedenfalls gerne, obwohl der Klaviersatz recht unpianistisch ist.
 
Mir fallen noch zwei Stücke ein, die manche hier eventuell auch an der Grenze oder sogar jenseits des guten Geschmacks sehen: „Clair de lune“ von Debussy und die „Pavane pour une infante defunte“ von Ravel. Über letztere hat Ravel ja selbst ein abfälliges Urteil gefällt, weil ihm das Stück dem Stil Chabriers zu ähnlich sei.

(Und damit stellt sich eigentlich schon die nächste Frage: Ist Chabriers Musik an der Grenze des guten Geschacks?)

Claire de lune ist halt etwas salonhaft, eigentlich die ganze Suite bergamesque, eventuell auch das Nocturne oder die Arabesken. Die Pavane genau so.
Ich finde die Stücke aber nicht musikalisch minderwertig. Auf jeden Fall 5 Ligen über Gebet einer Jungfrau. Allerdings auch 3 Ligen unter Images, Miroirs oder Gaspard de la nuit.

Es gab mal ein Video mit dieser Pianistin, die meist halbnackt auf Youtube für Klicks sorgt mit Reverie oder Claire de lune. Da war sie halbnackt als Engel, ich finde es gerade nicht, das war auf jeden Fall grenzwertig.

Edit:
Ich hab es:
 
Claire de lune ist halt etwas salonhaft, eigentlich die ganze Suite bergamesque, eventuell auch das Nocturne oder die Arabesken. Die Pavane genau so.
Ich finde die Stücke aber nicht musikalisch minderwertig. Auf jeden Fall 5 Ligen über Gebet einer Jungfrau. Allerdings auch 3 Ligen unter Images, Miroirs oder Gaspard de la nuit.
Der Amateur ist indes glücklich, daß es überhaupt etwas Spielbares von Debussy gibt. Was ja bei Ravel nicht unbedingt der Fall ist. Wäre lt. Deiner Aussage allerdings eine Diskussion wert, ob Debussy und Ravel generell in der gleichen Liga spielen.
 
Der Amateur ist indes glücklich, daß es überhaupt etwas Spielbares von Debussy gibt. Was ja bei Ravel nicht unbedingt der Fall ist. Wäre lt. Deiner Aussage allerdings eine Diskussion wert, ob Debussy und Ravel generell in der gleichen Liga spielen.

Ich finde, Ravel ist knapp vorne, aber L'isle joyeuse, Images, einige Préludes und auch Estampes sind meiner Meinung nach schon ganz große Klasse.
Und unspielbar ist Ravel auch nicht unbedingt. Oiseaux tristes habe ich glaube ich ganz gut gespielt und Une barque sur l'Océan zumindest nicht ganz schlecht, auch wenn mich das schon an meine Grenzen bringt. Valles de cloches hätte ich für noch etwas einfacher gehalten.
 
Ich dachte, es geht um Stücke, die einmal und auch für eine gewisse Zeit populär waren und dann doch in Vergessenheit gerieten.

In Vergessenheit ist es zwar nicht geraten, aber Beethoven op. 26 soll in den 1920ern viel (vor)gespielt worden sein und ist nun wieder nur noch Kennern bekannt.

Derartige Schwankungen in der Werksrezeption selbst von bekannten guten Werken finde ich sehr spannend.

Mahler war auch lange fast vergessen, die Renaissance seiner Symphonien kam erst in den 1970ern.

Ich versuche für mich persönlich zu ersinnen, was vor vierzig Jahren rauf und runter gespielt wurde, heute aber nicht mehr...:konfus:
 
Zurück zum Thema, aussortierte Musik:

Per Lassen: Crescendo

Fibich: Stimmung aus Op.41 Nr.139, 4. Heft

Mozart: kleine Nachtmusik, vor allem der erste Satz – abgenudelt und hyperbekannt, aber trotzdem gut! – Aber: welches Kammermusikorchester hat die Serenade auf seinem Programm? („Bäh, das doch nicht, da singt doch jeder mit!“)

Saint-Saens: der Schwan – obwohl, ich mag eigentlich den ganzen Zirkus (Carneval).

Satie: Gymnopädien

Elgar: Pomp and Circumstance, wir erheben uns über eine ganze Nation, wenn wir diese Märsche unmöglich finden.

Moszkowski: Die Jongleurin

In Sammelbänden sind zum Teil einst berühmte Stücke enthalten. Gottschalk habe ich in Tongers Album zum ersten Mal kennen gelernt mit dem sterbenden Poeten.

Was ist Kitsch – oder: was ist „zu Recht“ vergessen? – Das kommt auf den Standpunkt an. Können – vor allem wir Deutsche – uns anmaßen, über den Geschmack anderer Nationen zu urteilen? Ich glaube, wir hatten diesen Faden schon einmal.

Vielleicht sollten wir auch an den Rat Papa Leopolds denken, (besonders, wenn wir auf Konzerteinnahmen angewiesen sind):

Papa Leopold an Wolfgang Amadeus:

„Ich empfehlt dir Bey deiner Arbeit nicht einzig und allein für das musikalische, sondern auch für das ohnmusikalische Publikum zu denken, - du weist es sind 100 ohnwissende gegen 10 wahre Kenner, - vergiß also das so genannte populare nicht, das auch die langen Ohren Kitzelt.“

Ich freue mich, dass es mit „meinem“ Faden weiter gegangen ist! :-)

Walter
 
Zuletzt bearbeitet:
btw: Monsieur haben Clair de lune komponiert, also ungefähr Klarer Mond, und nicht Klara vom Mond.
 

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