So, ich versuch's noch einmal. Im wesentlichen stimmt das Ergebnis mit dem ersten Versuch überein; ein paar Details sind verlorengegangen, ein paar dazugekommen.
(...) wie es z.B. Distler bei Weihnachts- und Kirchenliedern gemacht hat.
Damit befassen wir uns dann in so 10-11 Monaten. :D
Und da ist es völlig klar, dass sich "nieder auf mein" harmonisch in der Dominante bewegt. "mein" ist sogar in diesem Kontext die None, die sich einen Ganzton tiefer in die Quinte der Tonika auflöst. Wir haben also in diesem Takt harmonisch einen Dominantseptnonenakkord und der hat eine viel höhere Spannung als die diese Spannung auflösende Tonika auf "Fuß".
Jetzt mal konkret pariert (und mich damit angreifbar gemacht, aber seis drum wenn es der Sache dient): Wenn ich aber nun das Lied nicht mit T D T - T D T unterlege, sondern in der ersten Hälfte sowas wie T S D verwende, zieht das Argument nicht mehr so. Es sind dafür noch nicht einmal großartige Verrenkungen nötig. (Sp statt S wäre auch charmant – da müßte ich noch nicht mal zusätzliche Töne erfinden. :cool:)
Ich habe derartige Varianten auch am Klavier nachvollzogen, bekam als Ergebnis lediglich Sophisterei (WWSD*): Ich kann für beide Auffassungen eine gleichermaßen plausible Version spielen, die die jeweilige Überzeugung stützt.
Vielleicht läßt sich das ja noch vertiefen, "Vogel mit Variationen" sozusagen. (Haltet mich aber bitte auf, sollte ich mich zu sehr hinreißen lassen. Spätestens wenn ich mit 'ner Zwölftonreihe unterm Arm daherkomme, ist jegliche Gewaltanwendung gerechtfertigt.:D)
Interessant ist aber, wie unterschiedlich doch offensichtlich diese Melodie gehört wird. Ich höre bei dieser Art von Musik immer das harmonische "Gerüst" mit, das von der Melodie nicht getrennt werden kann wie die zwei Seiten einer Medaille. Um zu hören, wie ich und vermutlich auch PP es hören, könntet ihr die Melodie mal mit Akkorden unterlegt spielen, vielleicht wird es dann klarer.
Hier schummelst Du aber ein wenig: Ich wollte ja gerade infragestellen, daß die Melodie die vorgegebene Harmonisierung so eindeutig erzwingt. (Also nicht: Buhuu, ich kann mir keine Harmonien vorstellen, aber ihr müßt, buhuhuu, Verständnis für mich haben und auch auf die Akkorde verzichten, jawollja! :D) Aber bloß weil da jemand ein C7 hinschreibt, muß ich das ja noch lange nicht einfach so glauben...
Interessant ist aber, wie unterschiedlich doch offensichtlich diese Melodie gehört wird.
(...)
Die Offenheit der Melodie, die ihr bei "Fuß" empfindet und weshalb ihr dort gern mehr betonen würdet, liegt also daran, dass dort die (höhere) Quinte der Tonika verwendet wird und nicht wie am Schluss der (tiefere) Grundton.
Insbesondere hier gehst Du meines Erachtens nach fehl. (Das wäre ja genau so ein Fall von "Tenorintelligenz"...Mist, keine Grinseköppe mehr...) Denn bei dieser Variantenbildung:
Leichter fällt die Betonung des -c, wenn man die Note davor abändert und nicht -d singt, sondern auf dem -g bleibt.
empfinde ich im Gegensatz zum Orignal (mit dem Sprung zum d) die (aufsteigende!) Quarte zum c ganz klar als Entspannung. Nix mit leichterfallen.
Es kann natürlich sein, daß ich hier komplett daneben liege und der armen, unschuldigen Volksliedmelodie etwas aufzwinge, das sie überhaupt nicht möchte. :grinsekoppnachwahl:
(*) What would Sokrates do?