Abends üben: wie Kräfte mobilisieren?

  • Ersteller des Themas Pianojayjay
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Auf die Mittagspause zu verzichten, bedeutet aber, sich selber dem Erschöpfungszustand näher zu bringen. Ich halte den Verzicht auf Pausen auf Dauer für schädigend.

Gibt es bei Juristen eigentlich nur die Extreme der Überarbeitung und der Unterarbeitung? Ich habe schon von mehreren Rechtsanwälten gehört, dass die Arbeit so unglaublich einnehmend ist.

Und dann gibt es ja noch die Abmahnanwälte, die das Geld (nicht ihr Geld) im Schlaf einnehmen (nicht verdienen).
 
Wie sind eigentlich die Örtlichkeiten beim Büro? Gibt es da nicht vielleicht auch einen Übekeller/Dachboden, wo man sich in einer verlängerten Pause hin verkrümeln kann? Bei meiner Tochter im studentischen Lernraumbereich (Informatik) wurde extra ein (gesponserter) Flügel (!) aufgestellt, auf dem die Studenten zur Entspannung spielen dürfen. Sie macht das auch (obwohl sie zuhause eigentlich kaum noch spielt...😭)
Das Problem zuhause ist einfach solange Sohnemann rumtollt gibt es keine Ruhe, Lösung übrigens schnell ein Geschwisterkind, da ist der Spielkamerad immer da.....
 
Auf die Mittagspause zu verzichten, bedeutet aber, sich selber dem Erschöpfungszustand näher zu bringen. Ich halte den Verzicht auf Pausen auf Dauer für schädigend.

Ja, Pausen gehören unbedingt dazu. Und kaum jemand sagt wohl am Ende seines Lebens "Hätte ich doch mehr Zeit am Schreibtisch verbracht".
Wenn man sich über Jahre ein gewisses Pensum (von "Workaholism" möchte ich jetzt gar nicht reden) angewöhnt hat, kann man sich vielleicht gar nicht mehr so recht vorstellen, dass es auch anders gehen könnte. Ich wünsche Dir, @Pianojayjay, und jedem anderen, dem das so geht, dass Du diesbezüglich nicht plötzlich auf kalten Entzug gesetzt wirst, weil der Körper oder die Seele schlapp macht.
Es ist mir bewusst, dass keine:r von uns von außen beurteilen kann, wie Deine Situation ist, und dass mancher Rat auch übergriffig wirken kann, aber gönn Dir bitte wenigstens Deine Mittagspause. Du bist doch auch in einer Hilfsorganisation und weißt, dass wir Führungspersonen da auch die Aufgabe haben, auf unsere Helfer:innen zu achten und sie bei Überlastung aus der Situation zu nehmen. Wir müssen aber auch auf uns selbst achten. Ich arbeite deshalb gerne im Team, denn da weisen wir uns gegenseitig darauf hin, dass jemand vielleicht mal eine Pause braucht.

Und um nochmal den Bogen zur Musik zu schlagen: wenn da in den Noten eine Pause steht, steht die da nicht umsonst. :heilig:
 
Aber ich denke, dass bei dir die Arbeit zuerst kommt und du selbst ganz weiter hinten.
Und wie strukturiert man, wenn man so viel zu tun hat, seine Arbeitsabläufe? Richtig, dafür schuf Gott am achten Tag den Terminkalender! In diesen Terminkalender gehören auch Termine mit Zeit für sich und die eigenen Bedürfnisse. Diese Termine sind genauso wichtig und bedeutend wie die Anliegen anderer, die oft genug unter Zeitdruck eingeliefert werden, weil die betreffenden Personen mit ihrem eigenen Zeitmanagement nicht zurechtkommen und dann sollen ihre vielbeschäftigten Mitmenschen mal schnell retten, was zu retten ist? Gehetzt und dauernd gestört werden ist in dieser Zeit für sich ebenfalls tabu, denn dafür erfand Gott die Mailbox, den Anrufbeantworter und gab dem Menschen die Entscheidungsfreiheit, nicht auf jeden Mist sofort reagieren zu müssen - ebenfalls am achten Tage, leider fehlen dazu die Eintragungen im ersten Buch Mose des Alten Testaments. An anderer Stelle desselben lässt Gott den Prediger Salomo sagen, das ein Jegliches unter der Sonne seine Zeit habe (nachzulesen im Buch Kohelet). Damit ist ausdrücklich Deine Zeit zur Rekreation am Instrument gemeint. Nimm sie Dir, trage Sie in Deinen Kalender ein, sie gehört Dir und steht Dir zu. Alles Gute und frohes Schaffen.

LG von Rheinkultur
 
Lieber Pianojayjay,
wie alt ist denn dein Kind? Vermutlich noch sehr klein... glaub uns Eltern, die dir nur ein paar Jährchen voraus haben: du wirst staunen, wie wahnsinnig schnell dein Kleiner groß wird und plötzlich von Jahr zu Jahr immer weniger Zeit für dich hat und wie traurig du darüber sein wirst! Da hilft eigentlich nur eines: für eine ganz kurze Zeitspanne des Lebens die Ansprüche an die eigene Selbstverwirklichung etwas zurückstellen... dein Kind ist aktuell dein größtes Hobby und denk daran, dieses Hobby DARFST du nur wenige Jahre deines Lebens ausüben! Ich dachte auch, ich muss jetzt auch noch zu Beruf und Kindern Gitarrenunterricht weiter machen. Das war Blödsinn und hat mich der Gitarrenmeisterschaft nicht näher gebracht, nur dem Burnout. Jetzt ist meine "Kleine" 7 und ich kann mit ihr zusammen Klavier spielen. Jetzt haben wir ein gemeinsames Hobby, sehr schön! Freu dich drauf und entspann dich!!!
 
Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass der Verzicht auf Pausen die Lösung sein kann.

Ich befürchte, Du musst der Wahrheit ins Auge sehen: Du setzt aktuell andere Prioritäten in Deinem Leben. Da ist für's Klavier einfach keine Zeit. Irgendwann ist alles durchoptimiert (ob das sinnvoll ist, sei dahingestellt) und man kann zusätzliche Zeit nur noch "gewinnen", indem man was anderes weglässt. Pausen und Schlaf sind dabei allerdings dauerhaft keine Option.

Also: Gibt es etwas in Deinem Leben, worauf Du für's Klavier verzichten könntest? Dann mach das. Falls nein: Siehe oben.

So oder so: Ich wünsche Dir, dass Du einen Weg findest, bei dem Du zufrieden bist.
 
Nee, du musst dich von der irrigen Vorstellung befreien, dass du möglichst "ganz viel Zeit" mit deinem Sohn verbringen musst, weil er "ein Recht darauf hat". Vollkommener Unsinn. Ich wiederhole: Du bist nicht der Spielkamerad. Und auch kein Entertainer.
Da ich mich in einer ähnlichen Situation wie @Pianojayjay befinde, fühle ich mich angesprochen.

Ich wünschte mir mehr Zeit mit meinem Vater in meiner Kindheit. Das ist mein Ausgangspunkt zum Gedanken, dass mein Kind ein Recht auf Zeit mit seinem Vater hat. Das hat auch nicht damit zu tun, der Spielkamerad von ihm zu sein oder sein Entertainer.

Ich sehe das eher so, dass sich die Situation wegen der Einschränkungen zwecks der Corona-Pandemie so erschwert hat, dass die Kleinen mit den anderen seltener zusammenkommen können. Genauso falsch wäre es meiner Ansicht nach, die Mutter mit der Aufgabe allein zu lassen. Schlussendlich sind wir eine Familie, keine Zweckgemeinschaft.

Indem Sinne wünschte ich mir auch Vorschläge, dass man ruhig an die Tasten kommen kann, ohne seine Werte auf den Kopf stellen zu müssen.
 
Übrigens habe ich bei mir selbst die Erfahrung gemacht, dass ich wesentlich (!) mehr Energie und ein verringertes Schlafbedürfnis habe, seitdem ich auf jeglichen Zuckerkonsum verzichte und Kohlenhydrate vor allem zum Frühstück, mäßig am Mittag und gar nicht am Abend esse. Vielleicht kannst du das ja auch mal probieren?
 
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Welche Tipps oder Ratschläge habt ihr um dann nochmal die letzten Kräfte für 1-2 Stunden zu mobilisieren?

Da bleiben wohl nur illegale Substanzen:008:.

Das Problem der fehlenden Zeit für das Wünschenswerte ist doch der Normalfall für Millionen von Arbeitnehmern und natürlich *Innen:004:, der Tag hat halt nur 24 Stunden und man ist gezwungen, Prioritäten zu setzen. In den Buchhandlungen werden doch zig Regalmeter mit Literatur über die sogenannte Work-Life-Balance gefüllt, ein Phänomen unserer Wohlstandsgesellschaft. Ich verstehe, ehrlich gesagt, die Erstellung des Themas nicht:016:.
 
Am Wochenende komme ich ebenfalls wenn überhaupt erst abends dazu, sofern die Energie noch reicht.

Blöde Frage: Warum? Mir will partout nichts einfallen, das man am Wochende zu fixen Zeiten erledigen müsste. DAS ist immer nur eine Frage der Prioritäten. Lernfähgkeit und Aufnahmekapazität sind in ausgeruhtem Zustand dramatisch besser. Du wirst wahrscheinlich deutlich größereFortschritte machen (und damit deine Zeit erheblich besser nutzen), wenn du mindestens einmal die Woche konzentriert üben kannst.
 

An der Würzburger Musikhochschule gab es einen Geigen-Prof ( Russe) der den Studenten zu sagen pflegte: " Missen Sie iben 24 Stunden am Tag, wenn das nicht reichen, nehmen Nacht dazu."..
Die Idee, am späten Abend im ermüdeten Zustand noch intensiv zu üben, hört sich überhaupt nicht gesund an. Wenn schon Musik, dann einfach nur spielen, und das eigentliche Lernen in den ausgeruhten Phasen veranstalten.
Wenn vorübergehend doch geübt werden soll, hilft höchstens autogenes Training. Man kann damit im besten Fall ca. 2 Stunden Schlaf ersetzen, ist aber alles andere als eine Dauerlösung.
 
Ich glaube, dass sich viele von Euch in meine Situation hinein versetzen können. Unser Sohn ist knapp 2 1/2, "terrible two" wie man so schön sagt. Wir haben unseren Ablauf im Büro gestrafft, die MiPa nutzen wir zum arbeiten damit wir keine Telefonate in der Zeit annehmen müssen. Wenn ich 30, 45 oder 60 Minuten Pause mache, dann muss ich es hinten dran hängen. Früher habe ich immer morgens vor der Arbeit geübt, das geht nur mit Kind nicht mehr. Und abends will er Zeit mit mir verbringen, die Mama hat er nach dem Kindergarten. Spielen, Spielplatz, Schwimmen gehen, was Papa und Sohn halt so machen. Bis er dann im Bett liegt und schläft ist es halt einfach irgendwann 20:30 oder 21 Uhr. Und erst dann ist es möglich zu üben. Dass das Klavier ein wenig würde zurück stecken müssen mit Kind, das war mir klar. Aber es hat mir immer die mentale Energie gegeben, die ich für mich brauche. Vor der Geburt habe ich morgens von 7-8:30 geübt und wusste, der Tag kann bringen was er will, ich habe geübt. Wie es morgens mit Kleinkind aussieht bis alle fertig und versorgt sind, brauche ich Euch nicht sagen. Und dann geht es auch schon los Richtung KiTa und dann weiter ins Büro....
 
Wir haben unseren Ablauf im Büro gestrafft, die MiPa nutzen wir zum arbeiten damit wir keine Telefonate in der Zeit annehmen müssen. Wenn ich 30, 45 oder 60 Minuten Pause mache, dann muss ich es hinten dran hängen.

Würde ich darauf so detailliert antworten, wie es mich in den Fingern juckt, würde das den Rahmen eines Klavierforums sprengen. Aber... vielleicht magst Du über diese "Straffung" noch einmal nachdenken. Sowas geht nicht lange genug gut. Wenn eine:r meiner Mitarbeiter:innen anfängt, die Mittagspause zum Arbeiten zu nutzen, läuft etwas ganz gewaltig schief. Und das geht gar nicht. Ich lasse auch nicht zu, dass die Leute ihren Tag so versuchen zu bewältigen.
Arbeit muss in so einem Fall anders strukturiert werden. Vielleicht bleibt auch mal etwas liegen. Vielleicht nimmt man auch nicht mehr jeden Auftrag an oder stellt noch jemanden ein. Oder holt sich jemanden von außen, der mal auf die Abläufe schaut und Vorschläge macht. Oder...

Pausen sind zum Durchschnaufen da, nicht zum Durcharbeiten. Und Essen am Schreibtisch gibt nur Flecken auf Papier und Krümel in der Tastatur.
 
Ich finde es auch völlig legitim, Sprechzeiten anzubieten und außerdem Zeiten festzulegen, in denen man eben wegen Arbeitsbewältigung nicht zu erreichen ist. Es kann doch nicht sein, dass man potenziellen Anrufern gegenüber eine Mittagspause vortäuschen muss, um in dieser Zeit ungestört arbeiten zu können. Das bedeutet ja auch, dass die Leute vor einer Mittagspause Respekt haben und ihr eine Relevanz einräumen, die ihr selbst euch nicht gestattet. Verkehrte Welt...
 
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Ihr dürft gerne denken, ich sei auf der Brennsuppn dahergschwommen. Selbständigkeit muss nicht automatisch Selbstausbeutung bedeuten, auch wenn viele das so leben und das völlig normal finden.

Zum Thema Übezeit finden ist ja schon einiges gesagt worden. Da ich verschiedene Tätigkeiten ausübe, arbeite ich u.a. mit "Terminen mit mir selbst", wie auch von @Rheinkultur schon als Möglichkeit genannt. Das klappt natürlich nicht immer perfekt, aber im Großen und Ganzen funktioniert es.
 

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