Hallo Fabian,
da cor. Allerdings: woher weiß man im voraus, daß einem der KL liegt, und das richtige Händchen hat, genau mit "mir" als Schüler optimal zurechtzukommen, sich auf mich einzustellen, mich weder zu über- noch zu unterfordern, und mir den lebendigen Spaß an der Sache am Brennen und Lodern zu halten? *Smiley* Das weißt Du erst nachdem Du mal etliche Wochen probiert (=investiert) hast.
Die mögliche Lösung: als Schüler aktiv seine Wünsche einbringen - dem KL lernen, was man will und was genau einen glücklich macht (*). Das gemeinsam erarbeiten - falls es an dieser Stelle überhaupt "haken" sollte. Man liest hier oft von "verlorene Zeit bei einem KL gewesen, weil..." - allerdings schreiben natürlich hauptsächlich diejenigen mit negativen Erfahrungen ;) - alle anderen die (sehr) zufrieden sind, haben keinen Anlaß zu posten.
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Das wollte ich ein wenig differenzieren.
Klar, man kann als Kunde auch seine Vorstellungen und Richtungen mitbestimmen, gleich gar als erwachsener Kunde. Nur gebe ich zu bedenken, dass es manchmal gewisse Schwierigkeiten bei diversen Lektionen geben kann, wo man innere Widerstände durchbrechen muss, was nicht angenehm und lustig ist. An diesen Stellen ist es völlig kontraproduktiv, sich durch einen Richtungswechsel (zB Neues Stück) aus der Situation zu mogeln. Der Kunde kann in solchen Phasen durchaus den Eindruck erhalten, er arbeitet umsonst, er geht keinen Schritt voran oder sogar zurück, der Klavierunterricht bringt ihn nicht weiter, er sieht kein Ziel. Das ist eben die Crux. Manchmal geht es um mentale Fortschritte, wie man sich zB geistig emotional mit dem Ton verbindet um das Spiel zu verbessern, doch da helfen keine Anweisungen in Punkto Fingersatz, Lautstärke, Tempo usw. Da geht es um andere Dinge.
Nehmen wir zB an, eine Stelle funktioniert nicht. Die KLK verlangt halbes Tempo. Das ist aber nicht soooo einfach. In der Ausbildung muss man erst lernen, auch mal ein Stück wieder langsam zu spielen um überhaupt an den Punkt zu kommen, wo man sein Spiel verbessern kann. Und wenn es sein muss, wird das Tempo eben noch mal halbiert. Das macht überhaupt keinen Spaß denn der Azubi stößt an seine Grenzen: die Finger wollen schneller spielen und der Geist schafft es nicht, diesen Drang zu kontrollieren und das Ohr will etwas "sinvolles" hören und nicht diese vereinzelten Töne. Da ist eine Mechanik am Werk die nichts mit der Person an sich zu tun hat aber manche können diesen Mechanismus einfach nicht in den Griff kriegen. Dann erleben sie Machtlosigkeint, Ohnmacht. Das macht wirklich keinen Spaß - also kommt der Ruf nach einem neuen Stück oder halt etwas anderes. Bei diesem "Mitgestalten" des Unterrichtes muss ich als KLK immer abwägen, wie strapazierbar der Kunde ist. Muss denn jeder lernen, die Hände unterschiedlich laut zu spielen?!? Nehme ich doch einfach ein Stück, bei dem das egal ist, oder beide Hände gleich laut gespielt werden oder sich immer abwechseln. Dann stellt sich wieder Kundenzufriedenheit ein und der Kunde kommt wieder.
Doch das ist auf Dauer vielleicht auch eine Mogelpackung: wie helfe ich dem Kunden dabei, sich selbst zu betrügen und den Eindruck zu erhalten, er mache schnelle und große Fortschritte... wie gesagt, man kann das mal einige Zeit durchaus mitmachen (zwecks Motivation) aber irgendwann kommt dann die Frage: auf welchem Niveau will der Kunde denn spielen? Leichte Stücke richtig gut oder schwere Stücke huddelig?
Am Ende des Tages ist auch DAS bei Erwachsenen die Entscheidung des Kunden. Die einen wollen nur nett Töne runter drücken und sich dabei gut und entspannt fühlen, den anderen geht es um die Musik und um die Überwindung der eigenen inneren Widerstände, die Musik "richtig" zu interpretieren.
Bei ersteren nehme ich das Honorar als Schmerzensgeld um den Verlust meiner Lebenszeit zu ertragen. Bei den anderen ist es mir eine Freude behilflich zu sein und biete gute Qualität zu einem guten Preis an.