Schimmel-Flügel mit Sonnenschaden / Resonanzboden-Rissen

J

jsger

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Hallo zusammen,

ich beabsichtige den Kauf eines Schimmel-Flügels.
Das Modell ist wohl 150 T, Bj. 1981.

Der Flügel wurde vom Vorbesitzer über einen Zeitraum von wohl mindestens 10 Jahren unsachgemäß aufgestellt und offenbar permanent in der direkten Sonneneinstrahlung platziert.

Dadurch ist eine Seite des satinierten Mahagonis praktisch komplett ausgebleicht.
Natürlich betrifft es nicht nur die äußere Hülle, sondern es wurden aus Haarrisse im Resonanzboden festgestellt.

Bilder davon sind beigefügt, bessere kann ich leider nicht beibringen.

Nun sind Haarrisse immer so eine Sache - sie sind problematisch, aber nicht sofort "lebensbedrohlich" für den Flügel.
Einer verläuft allerdings tangential zur Verschraubung.

Und bekommt man die Mahagoni-Lasur eigentlich einfach so ausgebessert? Der Rest des Flügels sieht an für sich gut aus.
Kann man den partiell neu lasieren und satinieren? Oder muss die Abschleifung, Lasur, Politur, Satinierung immer komplett für das ganze Instrument durchgeführt werden?
Muss das in einer Werkstatt erfolgen oder kann man solche Arbeiten auch sozusagen "ambulant" durchführen?
Weil jeder Transport eines Flügels treibt die Kosten ja weiter nach oben. Zahlreiche Klavierbauwerkstätten in meiner Umgebung bieten eine Überarbeitung der Holzschäden
beispielsweise nicht an, da hab ich gestern schon einige angefragt.

Da es eilig ist, wäre ich für schnelle Hilfe sehr dankbar.
 

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Darf ich fragen, weshalb es eilig ist? In der Regel ist es immer nur für den Verkäufer eilig, denn der will ja das Instrument loswerden. Dh gerade, wenn es für ihn wegen Umzug oder so dringend werden würde, wäre das ja eher noch ein Grund, den Preis nach unten zu drücken.
Gerade mit einem beschädigten Instrument, das schon über 40 Jahre auf dem Buckel hat und bei dem das Holz durch die unsachgemäße Aufstellung vermutlich ganz schön gelitten hat, wird der Verkäufer nicht viele Kaufinteressenten haben, die es für dich eilig machen sollten, sofort zuzuschlagen 😅

Ich bin kein Klavierbauer, mein Bauchgefühl sagt aber trotzdem "Finger weg". Aber wenn das Preisangebot so gut ist und die optischen Unzulänglichkeiten des Instruments keinen Einfluss auf deine potentielle Kaufentscheidung haben, würde ich dir raten, vor der Zusage einen Klavierbauer zu beauftragen, mit dir noch einmal den Flügel in Augenschein zu nehmen. Das wird dich einmalig etwas über 100 Euro kosten und er kann dir dann sagen, was da vllt noch alles im Argen ist. Saiten, Mechanik, Hämmer... die Resorisse könnten die Spitze eines größeren Eisberges sein. Oder der Flügel könnte sich als tolles Schnäppchen erweisen. Deine Fotos zentrieren sich hier ja leider nur auf das Optische und den Reso. Das Innenleben ist hier ja leider nicht erkennbar.
 
Und bekommt man die Mahagoni-Lasur eigentlich einfach so ausgebessert?
so wie es aussieht, ist der Flügel mit Polyesterlackierung.
Die Beschichtung müßte man entfernen, dann könnte man das Holz nachbeizen und farblich anpassen,
sowie eine neue Polyesterbeschichtung aufbringen.
Das geht leider nicht ohne entsprechene Werkstattausrüstung.
 
Der T-150 ist doch nur 150cm lang, oder? Das heißt, der Bassbereich klingt bauartbedingt unsauber und blechern. Würde ich niemals kaufen.
 
Darf ich fragen, weshalb es eilig ist? In der Regel ist es immer nur für den Verkäufer eilig, denn der will ja das Instrument loswerden. Dh gerade, wenn es für ihn wegen Umzug oder so dringend werden würde, wäre das ja eher noch ein Grund, den Preis nach unten zu drücken.

Der Preis ist schon etwas nach unten korrigiert worden, die Beschädigungen wurden dabei berücksichtigt.
Der Flügel wird nicht vom Besitzer direkt, sondern im Auftrag verkauft (wohl aus Nachlass von einer verstorbenen Person, weshalb auch keine große Vorgeschichte bekannt ist).
Daher ist die Sache zeitlich dringlich.

Hinzu kommen 3 Dinge, die für mich genau diesen Flügel interessant machen:

1. Er ist von SCHIMMEL - als großer Udo-Jürgens-Fan mein absoluter Lieblingshersteller, noch vor Steinway, auch wenn dessen Klang natürlich das non-plus-ultra ist und Schimmel eher eine Mischung aus "solide" und "verträumt" ist. Ich hatte vor Jahren auch mal die Möglichkeit einen originalen schwarzen Tournee-Flügel von Udo Jürgens zu kaufen, der als Leihinstrument von Schimmel ihm und anderen Künstlern zur Verfügung gestellt wurde; ich hab mich damals - auch aufgrund des Preises - dann dagegen entschieden bzw. hab nicht rechtzeitig zugesagt. Ich trauere dieser Gelegenheit ein bisschen hinterher.
Der Mahagoni-Flügel 174 T mit Empire-Füßen (auch ganz wichtig, denn Chippendale kann ich nicht leiden ;-) ) war allerdings immer mein absolutes Lieblingsmodell von Schimmel. Es gab schon in den 90er Jahren keine Musikmesse in Frankfurt, wo ich nicht das Ding umgarnt habe oder mir zumindest im Pianosalon Kataloge davon mitnahm.
Neu war der allerdings auch preislich mit glaube ich 52.000 DM eine hohe Hausnummer, weshalb er bis heute nicht bei mir steht.
Der hier angebotene Stutzflügel 150 T, sozusagen der Baby Grand, wirkt zwar jetzt nicht so imposant wie der 174er, ist aber trotzdem sehr schön.:herz:

2. Er ist Baujahr 1981, so wie ich. :-) Man hat sozusagen gleich einen mentalen Bezug.

3. Last but not least: Ich bin ein großer Fan von Nachhaltigkeit und Erhalt von soliden Sachwerten, vor allem aus deutscher Produktion.
Niemand würde einfach so eine Mercedes S-Klasse der Baureihe W108 entsorgen, egal, wieviel Rost er hat.
Natürlich muss man Geld reinstecken, keine Frage. Allerdings ist es ein Unterschied, ob sich eine Normalperson sowas als aufzupolierendes Hobby in die Garage stellt und es ist ein Fass ohne Boden oder ob das der Vizevorsitzende der Deutschen Bank tut.
Wenn dann der Restaurateur plötzlich feststellt: Es kostet ein paar tausend mehr, dann sagt der eine am Telefon: "Ach du Sch..., auf was hab ich mich da bloß eingelassen?", der andere sagt: "Ja ok, machen Sie halt!"

Es kann sein, dass wenn ich den Flügel jetzt nicht nehme, ihn jemand anderes kauft und sich über ein Schnäppchen freut und es für überschaubare Beträge instandsetzen lässt, vor allem, wenn der Resonanzboden nicht wirklich stark beschädigt ist, was auf den Bildern ehrlich gesagt für mich noch nicht so dramatisch aussieht. Es gibt Leute, die spielen selbst mit Rissen, wo man Papier durchschieben kann, mit sowas problemlos weiter, es gibt Pianisten, die nehmen bereits Abstand, wenn sich bereits Risse andeuten.

Es kann aber auch sein, dass - selbst wenn das Ding gut sein sollte ! - man aufgrund des Aufwands sagt: Das Ding wird zerlegt und kommt auf den Sperrmüll. Das ist nicht ganz unwahrscheinlich, oder sogar eine wahrscheinlichere Variante als dass er für ab 1 EUR angeboten wird, weil sobald eine Firma ins Spiel kommt, die das verkauft, kann sie die Entsorgung abschreiben/absetzen. Dabei wird dann oft ein fiktiver Wert angenommen, der das Instrument noch wert sein könnte (so ein Schätzwert liegt dann deutlich höher). Das ist evtl. lukrativer als ihn auf Ziel zu verkaufen, zumal das Ding statt im privaten Wohnzimmer nun auch Lagerraum in Anspruch nimmt und somit auch dahingehend "kostet".

Oft gute spielbare Klaviere, Seiler, Grotrian, usw. werden ja bei kleinanzeigen.de für 400 oder 500 EUR VB angeboten und finden trotzdem keinen Käufer. Nach drei Monaten Inserat wird dann runtergegangen auf "300€ fest oder wir entsorgen es" --> und nicht selten wird es dann tatsächlich entsorgt.
Ich habe jetzt erst vor kurzem aus dem näheren Umfeld miterlebt, wie jemand ein Klavier jener Marke dort wie Sauerbier anbot und mit dem Preis kontinuierlich runterging. Eine Studentin wollte es ggf. für 1 EUR symbolisch übernehmen, hat aber sich dann wegen der Transportkosten selbst zu dem Preis dagegen entschieden. Ich weiß jetzt nicht, was damit genau passiert ist, ob es noch irgendwo eingelagert wurde.

Bei Privatpersonen ist das also ähnlich, wie beim Gewerbe: Entsorgen ist oft die wirtschaftlichere Variante. Deshalb kommen manche auch auf eine sehr clevere Idee: Sie spenden es an Schule, Kindergarten, usw. und lassen sich eine Zuwendungsbescheinigung über einen fiktiven Wert ausstellen (z.B. 1000 oder 1500 EUR; das prüft ohnehin keiner nach, wenn es an den Gemeinnutz geht) und das kann man dann halt steuerlich absetzen und hat unterm Strich mehr, als wenn man das Instrument für 300 EUR verkauft hätte.

Ich weiß aber nicht, was so eine Neulasur/Ausbesserung allein der optischen Schäden kostet, hab noch nicht mal einen Anhaltspunkt.

so wie es aussieht, ist der Flügel mit Polyesterlackierung.
Die Beschichtung müßte man entfernen, dann könnte man das Holz nachbeizen und farblich anpassen,
sowie eine neue Polyesterbeschichtung aufbringen.
Das geht leider nicht ohne entsprechene Werkstattausrüstung.

Muss das für den gesamten Flügel erfolgen? Muss der dazu aufwendig zerlegt werden? Oder geht eine Teilausbesserung?
Ist ja beim Auto auch ein Unterschied, ob nur der Kotflügel grundiert und lackiert wird oder ich die ganze Kiste neu lackieren muss.
Das eine kostet 600-800 EUR, das andere 3000-4000 EUR.
Auf den ersten Blick: Mit was für Kosten muss man laut den Bildern in Bezug nur auf das optische rechnen?
Hat das schon mal jemand von euch machen lassen, großflächig Sonnenbleiche ausgebessert?
 
Das kann ich am Montag/Dienstag erst sagen.

Erst mal geht es für mich darum, schnellen Rat einzuholen, mit was ich überschläglich kostenmäßig zu rechnen habe, wenn ich die sichtbaren Schäden in Bezug auf Gehäuse und ggf. Resonanzboden ausbessern lassen muss und ob das schon mal jemand gemacht hat.
Auch welche technischen Möglichkeiten bestehen (Teilausbesserung oder Generalüberholung).
 
Der Preis ist schon etwas nach unten korrigiert worden, die Beschädigungen wurden dabei berücksichtigt.
Der Flügel wird nicht vom Besitzer direkt, sondern im Auftrag verkauft (wohl aus Nachlass von einer verstorbenen Person, weshalb auch keine große Vorgeschichte bekannt ist).
Daher ist die Sache zeitlich dringlich.

Hinzu kommen 3 Dinge, die für mich genau diesen Flügel interessant machen:

1. Er ist von SCHIMMEL - als großer Udo-Jürgens-Fan mein absoluter Lieblingshersteller, noch vor Steinway, auch wenn dessen Klang natürlich das non-plus-ultra ist und Schimmel eher eine Mischung aus "solide" und "verträumt" ist. Ich hatte vor Jahren auch mal die Möglichkeit einen originalen schwarzen Tournee-Flügel von Udo Jürgens zu kaufen, der als Leihinstrument von Schimmel ihm und anderen Künstlern zur Verfügung gestellt wurde; ich hab mich damals - auch aufgrund des Preises - dann dagegen entschieden bzw. hab nicht rechtzeitig zugesagt. Ich trauere dieser Gelegenheit ein bisschen hinterher.
Der Mahagoni-Flügel 174 T mit Empire-Füßen (auch ganz wichtig, denn Chippendale kann ich nicht leiden ;-) ) war allerdings immer mein absolutes Lieblingsmodell von Schimmel. Es gab schon in den 90er Jahren keine Musikmesse in Frankfurt, wo ich nicht das Ding umgarnt habe oder mir zumindest im Pianosalon Kataloge davon mitnahm.
Neu war der allerdings auch preislich mit glaube ich 52.000 DM eine hohe Hausnummer, weshalb er bis heute nicht bei mir steht.
Der hier angebotene Stutzflügel 150 T, sozusagen der Baby Grand, wirkt zwar jetzt nicht so imposant wie der 174er, ist aber trotzdem sehr schön.:herz:

2. Er ist Baujahr 1981, so wie ich. :-) Man hat sozusagen gleich einen mentalen Bezug.

3. Last but not least: Ich bin ein großer Fan von Nachhaltigkeit und Erhalt von soliden Sachwerten, vor allem aus deutscher Produktion.
Niemand würde einfach so eine Mercedes S-Klasse der Baureihe W108 entsorgen, egal, wieviel Rost er hat.
Natürlich muss man Geld reinstecken, keine Frage. Allerdings ist es ein Unterschied, ob sich eine Normalperson sowas als aufzupolierendes Hobby in die Garage stellt und es ist ein Fass ohne Boden oder ob das der Vizevorsitzende der Deutschen Bank tut.
Wenn dann der Restaurateur plötzlich feststellt: Es kostet ein paar tausend mehr, dann sagt der eine am Telefon: "Ach du Sch..., auf was hab ich mich da bloß eingelassen?", der andere sagt: "Ja ok, machen Sie halt!"

Es kann sein, dass wenn ich den Flügel jetzt nicht nehme, ihn jemand anderes kauft und sich über ein Schnäppchen freut und es für überschaubare Beträge instandsetzen lässt, vor allem, wenn der Resonanzboden nicht wirklich stark beschädigt ist, was auf den Bildern ehrlich gesagt für mich noch nicht so dramatisch aussieht. Es gibt Leute, die spielen selbst mit Rissen, wo man Papier durchschieben kann, mit sowas problemlos weiter, es gibt Pianisten, die nehmen bereits Abstand, wenn sich bereits Risse andeuten.

Es kann aber auch sein, dass - selbst wenn das Ding gut sein sollte ! - man aufgrund des Aufwands sagt: Das Ding wird zerlegt und kommt auf den Sperrmüll. Das ist nicht ganz unwahrscheinlich, oder sogar eine wahrscheinlichere Variante als dass er für ab 1 EUR angeboten wird, weil sobald eine Firma ins Spiel kommt, die das verkauft, kann sie die Entsorgung abschreiben/absetzen. Dabei wird dann oft ein fiktiver Wert angenommen, der das Instrument noch wert sein könnte (so ein Schätzwert liegt dann deutlich höher). Das ist evtl. lukrativer als ihn auf Ziel zu verkaufen, zumal das Ding statt im privaten Wohnzimmer nun auch Lagerraum in Anspruch nimmt und somit auch dahingehend "kostet".

Oft gute spielbare Klaviere, Seiler, Grotrian, usw. werden ja bei kleinanzeigen.de für 400 oder 500 EUR VB angeboten und finden trotzdem keinen Käufer. Nach drei Monaten Inserat wird dann runtergegangen auf "300€ fest oder wir entsorgen es" --> und nicht selten wird es dann tatsächlich entsorgt.
Ich habe jetzt erst vor kurzem aus dem näheren Umfeld miterlebt, wie jemand ein Klavier jener Marke dort wie Sauerbier anbot und mit dem Preis kontinuierlich runterging. Eine Studentin wollte es ggf. für 1 EUR symbolisch übernehmen, hat aber sich dann wegen der Transportkosten selbst zu dem Preis dagegen entschieden. Ich weiß jetzt nicht, was damit genau passiert ist, ob es noch irgendwo eingelagert wurde.

Bei Privatpersonen ist das also ähnlich, wie beim Gewerbe: Entsorgen ist oft die wirtschaftlichere Variante. Deshalb kommen manche auch auf eine sehr clevere Idee: Sie spenden es an Schule, Kindergarten, usw. und lassen sich eine Zuwendungsbescheinigung über einen fiktiven Wert ausstellen (z.B. 1000 oder 1500 EUR; das prüft ohnehin keiner nach, wenn es an den Gemeinnutz geht) und das kann man dann halt steuerlich absetzen und hat unterm Strich mehr, als wenn man das Instrument für 300 EUR verkauft hätte.

Ich weiß aber nicht, was so eine Neulasur/Ausbesserung allein der optischen Schäden kostet, hab noch nicht mal einen Anhaltspunkt.



Muss das für den gesamten Flügel erfolgen? Muss der dazu aufwendig zerlegt werden? Oder geht eine Teilausbesserung?
Ist ja beim Auto auch ein Unterschied, ob nur der Kotflügel grundiert und lackiert wird oder ich die ganze Kiste neu lackieren muss.
Das eine kostet 600-800 EUR, das andere 3000-4000 EUR.
Auf den ersten Blick: Mit was für Kosten muss man laut den Bildern in Bezug nur auf das optische rechnen?
Hat das schon mal jemand von euch machen lassen, großflächig Sonnenbleiche ausgebessert?
Danke für die sehr ausführliche Antwort! Hast du denn die Möglichkeit gehabt, ihn abzuspielen? Wo bewegt sich der Flügel preislich?

Ich hab vorhin mal bei Kleinanzeigen geschaut, ob ich den finde, weil man hier ja keine Fotos des Innenlebens sieht (und ich Langeweile hatte :D), diese Schimmel-Stutzflügel mit diesem Furnier gibt's doch zuhauf und alle im unteren vierstelligen Bereich angesiedelt.

Du wirst den Flügel ja hoffentlich nicht "blind" kaufen. Gefällt dir das Instrument und es ist dir den veranschlagten Preis wert, schlag halt zu 😃 (auch wenn ich von privat vor dem Kauf immer einen Klavierbauer draufschauen lassen würde, der dir das realistisch einschätzen kann, wie teuer der wird). Egal, wieviel der Flügel kostet, so ein Schimmel Stutzflügel aus den 80ern mit Resoriss, sonnenausgeblichenen Stellen und diesem komischen Furnier ist nicht gerade als Rarität anzusiedeln, bei der man schnell zuschlagen muss.
 
Da es eilig ist, wäre ich für schnelle Hilfe sehr dankbar.

Der Resonanzboden ist durch - des ist kein Haarriß mehr.

Es kann sein, daß aufgrund diesen Schadens der Stegdruck nicht mehr vorhanden ist.

Den Resonanzboden zu spanen, ist eine sehr kostspielige Angelegenheit, da hierfür die Saiten und die Gußplatte abgenommen werden müssen.

Dies bedeutet dann auch einen kompletten Neubezug nebst neuer Wirbel.

Den Flügel sollte sich erst einmal ein Klavierbauer anschauen, ob die Schäden vertretbar sind oder ob in kürze bzw. in absehbarer Zeit eine entsprechende Überholung von Nöten ist.

Die Optik ist eine ganz andere Sache - das läßt sich zwar auch richten, erfordert aber ebenfalls einen 4 stelligen Betrag.
 
Danke für die sehr ausführliche Antwort! Hast du denn die Möglichkeit gehabt, ihn abzuspielen? Wo bewegt sich der Flügel preislich?

Ich hab vorhin mal bei Kleinanzeigen geschaut, ob ich den finde, weil man hier ja keine Fotos des Innenlebens sieht (und ich Langeweile hatte :D), diese Schimmel-Stutzflügel mit diesem Furnier gibt's doch zuhauf und alle im unteren vierstelligen Bereich angesiedelt.

Du wirst den Flügel ja hoffentlich nicht "blind" kaufen. Gefällt dir das Instrument und es ist dir den veranschlagten Preis wert, schlag halt zu 😃 (auch wenn ich von privat vor dem Kauf immer einen Klavierbauer draufschauen lassen würde, der dir das realistisch einschätzen kann, wie teuer der wird). Egal, wieviel der Flügel kostet, so ein Schimmel Stutzflügel aus den 80ern mit Resoriss, sonnenausgeblichenen Stellen und diesem komischen Furnier ist nicht gerade als Rarität anzusiedeln, bei der man schnell zuschlagen muss.

Naja, Rarität ist halt relativ. Wenn es ein Mahagoni sein soll, idealerweise von 1981, dann wird es trotzdem schwierig, den zu finden.
Interessanterweise bietet jemand exakt ein weiteres solches Modell derzeit an, für ca. 8000 EUR:


Hier werden exakt die gleichen Fehler gemacht, wie bei meinem anvisierten:
Wenn man sich da Bild 2/8 anschaut, dann steht das Ding permanent in der prallen Sonne, ohne Schutz.
Die Schäden, die hier entstehen, werden dieselben sein, die man auf den oben gezeigten Bildern von meinem sieht - eine ganze Seitenfront komplett ausgeblichen.
In der Anzeige heißt es auch schon: Lichtausbleichungen, Kleine Lack- / Furnierschäden.
Kein Wunder, bei der "Pflege" bzw. dem Standort.

Wie es innendrin aussieht, kann man auch hier nicht feststellen. Vielleicht hat der Resonanzboden auch schon gelitten. Wenn ich mich auf so ein Angebot einlassen würde, stünde ich evtl. vor denselben Problemen, nur mit dem Unterschied: Zu einem noch sehr viel höheren Preis.
Meiner soll mit 2500 EUR ein Bruchteil dessen kosten.

Wenn ich einfach nur einen sehr günstigen Schimmel-Flügel haben will, dann könnte ich auch diesen nehmen:
1100 EUR und das als Verhandlungsbasis. Wahrscheinlich auch sachgemäß aufgestellt. Sagt mir allerdings nicht so zu. Vom Holz nicht, vom Baujahr nicht, aber gut wird der vermutlich sein.

Der Resonanzboden ist durch - des ist kein Haarriß mehr.

Es kann sein, daß aufgrund diesen Schadens der Stegdruck nicht mehr vorhanden ist.

Genau das ist das, was ich lesen (oder besser gesagt nicht hoffte zu lesen) wollte.
Wenn der Riss schon auf den ersten Blick so groß ist, dass er nur sehr aufwendig zu reparieren ist, dann ist das natürlich traurig. Weil so ein wirtschaftlicher Totalschaden kommt im Prinzip einem Todesurteil für das Instrument gleich. :cry:
Ich kann das ja persönlich gar nicht beurteilen.

Den Resonanzboden zu spanen, ist eine sehr kostspielige Angelegenheit, da hierfür die Saiten und die Gußplatte abgenommen werden müssen.

Dies bedeutet dann auch einen kompletten Neubezug nebst neuer Wirbel.

Den Flügel sollte sich erst einmal ein Klavierbauer anschauen, ob die Schäden vertretbar sind oder ob in kürze bzw. in absehbarer Zeit eine entsprechende Überholung von Nöten ist.

In Kürze oder absehbarer Zeit ist auch immer relativ. Ich plane ehrlich gesagt keine großen Summen die nächsten 5-7 Jahre da reinzustecken.
So eine Art SmartRepair, also mit kleinem Aufwand eine Wiederherstellung der vollen Funktionsfähigkeit, wenn auch nicht 100% top, gibt es hierfür nicht?

Die Optik ist eine ganz andere Sache - das läßt sich zwar auch richten, erfordert aber ebenfalls einen 4 stelligen Betrag.

Vierstellig bewegt sich zwischen 1000 oder 9999. Ein Tausender wäre auf jeden Fall dafür noch zu verkraften.
 
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kommt im Prinzip einem Todesurteil für das Instrument gleich. :cry:
Ich kann das ja persönlich gar nicht beurteilen.
Naa, es ist kein Todesurteil für das Instrument.

Es sind alles Dinge die sich richten lassen - kost halt a bisserl was.

Ein Klavierbauer vor Ort, kann es sehr viel besser einschätzen , als es uns hier an Hand von Bildern möglich ist.
 

Mehrere tausend Euro da und mehrere dort … und es bleibt trotzdem ein Stutzflügel mit seinen klanglichen Kompromissen.
 
Aber wenn die Kosten so ausufernd sind, wer investiert das dann noch?
Wer wenig Geld hat, eher nicht und wer vermögender ist, kauft sich lieber gleich ein neues/neueres.
Das kommt dann auf das Instrument, den Namen und den ideellen Wert an. Ein Klavierbauer meinte vor ein paar Jahren (kostet jetzt vermutlich eher noch mehr) zu mir, man könne mit circa 6000 Euro pro Posten rechnen, wenn ein Flügel komplett überholt werden würde, 6000 Mechanik, 6000 Akustik, 6000 Lackierung (Bechstein-Klavierbauer).
Das lohnt sich natürlich nicht unbedingt bei jedem Flügel. Und so ein Stutzflügel mit 150 Länge ist sowieso super unattraktiv für die meisten, weil der Bass da so schwächelt. (Abgesehen davon, dass deiner natürlich nicht komplett überholungsbedürftig sein wird)

Diese Komplett-Überholungen oder auch ausufernden Kosten beim Ausspanen von Resonanzböden und Neubezug der Saiten usw ergeben dann Sinn, wenn es sich um einen namenhaften Hersteller mit guter Substanz handelt oder wenn das Instrument sowieso schon im eigenen Besitz ist und/oder es einen ideellen Wert hat. Einen Flügel günstig kaufen und dann überholen lassen (beim Ausspanen sprach Henry davon, dass dann auch ein Neubezug der Saiten gemacht wird) hast du ja eine totale Wundertüte und weißt gar nicht, ob dir der Klang danach gefällt, was meiner Meinung nach der viel wichtigere Grund ist als ob der Hersteller passt oder das Baujahr zum eigenen Geburtsjahr😅

Eine ähnliche Liebe, wie du sie zu der Marke Schimmel verspürst, empfinde ich übrigens für Bechstein-Flügel, weil die entweder neueren Modells oder die aufgearbeiteten mir immer total gefallen haben. Ich habe allerdings auch in Kaufabsicht mehrere unbearbeitete vpn privat angespielt, die alle gruselig klangen 😅
 
Zuletzt bearbeitet:
Steinway, ... dessen Klang natürlich das non-plus-ultra ist
Das ist zumindest umstritten.

Bei einem mehrere Jahrzehnte alten Instrument, insbesondere wenn es schlecht behandelt wurde, ist die Marke nicht so relevant. Ich erwarte, dass der Klang nicht deinen Vorstellungen entsprechen wird.

Es ist nicht zwingend notwendig, einen Resonanzbodenriss zu reparieren. Wenn der Klang noch passt und keine Nebengeräusche entstehen, gibt es wichtigere Baustellen.
 
Es ist nicht zwingend notwendig, einen Resonanzbodenriss zu reparieren. Wenn der Klang noch passt und keine Nebengeräusche entstehen, gibt es wichtigere Baustellen.

Das kann aber - wie schon erwähnt - nur ein Klavierbauer vor Ort entscheiden.

Was wir sehen, ist ein durchgehender Riß; dieser kann sowohl zum Druckabfall geführt haben oder hat keine nennenswerten Auswirkungen.

Genau so wie für den Zustand der Wirbel, reicht hier Bildmaterial einfach nicht aus.

Daß der Baß bei den meisten Stutzflügeln häßlich klingt, ist richtig aber nicht zwingend.
 
Ich würde vorschlagen: wenn der Flügel dir nach dem anspielen wirklich sehr gut gefällt und du mit den optischen Fehlern leben kannst, dann kannst du ihn kaufen. Allerdings vorher noch mit einem Klavierbauer hinfahren und checken lassen, ob alles andere in Ordnung ist. Wenn dir der Klang gefällt, dann sind auch die Resonanzbodenrisse nicht wirklich von Bedeutung.

Wenn dich die Optik tatsächlich stört: Finger weg! Das ist so richtig teuer. 4.000 € wurden ja schon genannt. Nicht ganz unrealistisch. Mit beizen wohl auch mehr. Und dafür geht der vermutlich nach Polen. Transport also hinzu.
 
Es kann aber auch sein, dass - selbst wenn das Ding gut sein sollte ! - man aufgrund des Aufwands sagt: Das Ding wird zerlegt und kommt auf den Sperrmüll. Das ist nicht ganz unwahrscheinlich, oder sogar eine wahrscheinlichere Variante als dass er für ab 1 EUR angeboten wird, weil sobald eine Firma ins Spiel kommt, die das verkauft, kann sie die Entsorgung abschreiben/absetzen. Dabei wird dann oft ein fiktiver Wert angenommen, der das Instrument noch wert sein könnte (so ein Schätzwert liegt dann deutlich höher). Das ist evtl. lukrativer als ihn auf Ziel zu verkaufen, zumal das Ding statt im privaten Wohnzimmer nun auch Lagerraum in Anspruch nimmt und somit auch dahingehend "kostet".
Kannst du das an einem konkreten Zahlenbeispiel mal genauer erläutern?
Es ist doch gar keine Firma, die den Flügel gerade verkauft, oder? Oder meinst du, wenn eine Firma diesen Flügel für ganz kleines Geld einkauft (sagen wir 300 €) und ihn dann entsorgt, hat die Firma einen steuerlichen Vorteil, weil die Firma einen fiktiven Wert von 6.000 € ansetzt?
 

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