Grotrian-Steinweg in Schwierigkeiten

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Mitarbeiter hat Theo keine mitgenommen, weil Vater Heinrich keine hatte, außer eben seine Kinder, die mit werkelten.
Pardon, hat er wohl.
Mitarbeiter mitgenommen.

Aber nicht 1850-51 zu seiner eigenen Unternehmensgründung, sondern dann im Herbst 1865, als ihn seine Famillich gen New York bat, und er sowohl seine eigenen Hochklavier-Konzepte mitbrachte, als auch eine ganze Handvoll Klavierbauer der Braunschweiger Bude "C.F. Theodor Steinweg", deren Anteile er gerade verkauft hatte.
 
Quellen gibt es ca. Dutzende. Irgndwo habe ich vor Jahren mal mein komplettes Steinway-Buchinventar hier aufgelistet. Googele mal bitte selber, ansonsten die Quellenangaben in der Wikipedia, ist eh ca. zur Hälfte von mir ... ... ...
Gegoogelt. Ich habe mehrere primäre und sekundäre Quellen gefunden, die in Summe Folgendes darlegen:
- Nach Heinrichs Ausreise 1850 wurde der Steinweg-Klavierbau nicht abgewickelt, sondern bestand weiter
- Theodore übernahm den Steinweg-Klavierbau und führte das Geschäft mit kurzer Unterbrechung in Wolfenbüttel unter eigenem Namen weiter.
- Bis 1850 hat der Steinweg-Klavierbau 480 Tafelklaviere und Flügel hergestellt, akso in netto 13 Jahreb. Da in den ersten 5-6 Jahren die Stückzahl homöopathisch klein gewesen ist, muss Heinrich Mitarbeiter beschäftigt haben, denn seine Söhne waren dafür nicht ausreichend (von den 4 Söhnen waren nur 2-3 handwerklich beschlagen)
- Theodore fertigte nach Heinrichs Ausreise zunächst die gleichen Klaviermodelle wie Vater Heinrich
- Theodore übernahm Heinrichs Produktionsmittel und einige Mitarbeiter
- Theodores Kundenkreis baute zunächst auf dem des Vaters aus, aber mit Absicht der Vergrößerung, daher die Standortwechsel nach Wolfenbüttel und dann Braunschweig

Alle diese Informationen und Hinweise verdichten sich zu der Annahme, dass es sich von Heinrich auf Theodore um einen Betriebsübergang gehandelt hat. Theodores Business ist nicht gänzlich jeu aufgebaut worden, auch wenn der Betrieb unter neuem Namen und Standort von Theodore geführt worden ist. Ohne Heinrichs altem Steinweg-Klavierbau hätte es Theorores Klavierbau nicht gegeben.
Also, wenn es konkrete Belege gibt, die einen vollständigen Neuaufbau nach 1850 belegen, gerne her damit. Ansonsten halte ich derzeit für wahrscheinlich, das die Grotriansche Story mit Gründungsjahr 1835 zutrifft. Zumal es auch unwahrscheinlich ist, das neben Grotrian selbst auch seriöse Sekundärquellen wie die Stadt Braunschweig, der NDR und die Braunschweiger Zeitung alle falsch liegen bzw. schlecht recherchieren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück zur Gegenwart:
Die aktuelle Situation bei Grotrian ist wohl noch desolater als angenommen:
Laut https://www.braunschweiger-zeitung....grotrian-steinweg-in-braunschweig-bleibt.html wurde der letzte Geschäftsführer schon „vor einiger Zeit“ freigestellt. Das heisst, dass die Mitarbeiter vor Ort schon länger keinen Ansprechpartner mehr hatten, weil auch die Kontaktaufnahme zum Eigner in China problematisch gewesen sein soll. Insofern sei die jetzt durch den Anwalt gehaltene Betriebsversammlung „ein Fortschritt“ gewesen, weil seit längerem mal wieder Kommunikation zu den Mitarbeiter stattgefunden haben soll.
Der Anwalt und Insolvenzverwalter haben wohl erklärt, das Parson Grotrian erhalten will und Grotrian eine Zukunft haben soll.
Warten wir es ab…
 
Leider ist der Artkel hinter der Paywall. Aber dass Herr Gritzka schon länger freigestellt sei, wäre eine interessante Neuigkeit, zumal er auf der Website weiterhin im Impressum steht und auch bei Northdata entsprechend geführt wird.
Von Steinberg war in diesem Kontext aber noch keine Hiobsbotschaft zu hören?
 
Die Quelle (Braunschweiger Zeitung) halte ich für seriös und auch die dargestellten Details lassen annehmen, dass diese Informationen smit größerer Sicherheit zutreffen. Allerdings würde ich der Grotrian-Website kein größeres Vertrauen schenken, das diese (außer dem Klavierspielwettbewerb 01/24) schon länger keine Pflege mehr erhalten hat. Neben den veralteten "Neuigkeiten" fällt auf, das die Produkt-Seite ebenfalls nicht mehr aktuell ist. Gemäß offizieller Preislisten hat Grotian schon letztes Jahr den Halbkonzertflügel G-225 aus dem Programm genommen (ist bei diversen Grotian-Händlern nachvollziehbar), steht auf deren Website aber immer noch im Angebot.

Steinberg hängt zwar auch an Parsons, ist aber ein eigenes Unternehmen. Von dort habe ich nichts dementsprechendes gehört.
 
Bei Schimmel sieht es kaum besser aus: von den 120 Mitarbeitern letztes Jahr sind einige abgefunden und andere in eine Transfergesellschaft gewechselt, womit nur noch 50 übrigbleiben werden. Damit schrumpft Schimmel fast auf die Größe Grotrians und vieler andere Klaviermanufakturen. Aber immerhin gebe es dort (im Unterschied zu Grotrian) vor Ort einen chinesischen Geschäftsführer, auch wenn er kein Wort Deutsch spricht: https://www.msn.com/de-de/finanzen/...re-jobs/ar-AA1qXGot?ocid=finance-verthp-feeds

Bei Grotrian scheint es einen Silberstreifen am Horizont zu geben: anscheinend hat sich ein deutscher Investor als Kaufinteressant gemeldet und sich wohl auch schon in einer Betriebsversammlung dort vorgestellt, der auf die Sanierung von maroden Unternehmen spezialisiert sein soll. Ein Kauf ist allerdings erst bei Eröffnung des Involvenzverfahrens möglich, was voraussichtlich kommende Woche passieren soll. Der Plan soll sein, Grotrian im Luxussegment mit Fokus auf Qualität zu erhalten. https://www.braunschweiger-zeitung....grotrian-steinweg-in-braunschweig-kaufen.html
 
Der Plan soll sein, Grotrian im Luxussegment mit Fokus auf Qualität zu erhalten.

War das nicht auch schon der Plan bei Schimmel nach der letzten Insolvenz? Und bewahrheitet hat sich, was Freund Hasenbein seinerzeit treffend anmerkte: "Schimmel ist wie Opel." Solide, aber ohne Ausstrahlung. Mit dem Namen Grotrian steht es besser - unter Klavierfreunden. Aber außerhalb dieser kleinen Gruppe ist er, im Gegensatz zu Schimmel ("meine Oma hatte auch ein ...") nahezu unbekannt. Da braucht der Investor einen sehr langen Atem.
 
Gleich noch eine Anschlussfrage an die Kundigen: Weiß jemand, was aus Niendorf geworden ist? Mir war damals schon ein wenig bang, beim Claviotreffen in Luckenwalde, wo die arme @Stilblüte sich mit dem halbseitig gelähmten Konzerter abmühen musste. Das sah alles nach viel Hoffnung auf schmaler Basis aus. Hoffentlich habe ich mich getäuscht.
 
Mit dem Namen Grotrian steht es besser - unter Klavierfreunden. Aber außerhalb dieser kleinen Gruppe ist er, im Gegensatz zu Schimmel ("meine Oma hatte auch ein ...") nahezu unbekannt. Da braucht der Investor einen sehr langen Atem.
Anscheinend hat Grotrian in den USA noch einen recht guten Namen (der Grundtenor in Pianoworld scheint das zu bestätigen), aber wohl kaum noch Verkäufe. Anscheinend wurde dieser Markt während der Parsonszeit recht vernachlässigt. Zumindest will man da wohl wieder einen stärkeren Fokus hinlegen - wieder, denn vor Parsons, vor allem vor der Finanzkrise, waren die USA ein relativ verlässlicher Absatzmarkt.
 

Warum - liebe moderierende - wird dieses Thema eigentlich nicht mit dem anderen verbunden? Hier geht es schon nicht mehr allein um Grotrian.
:konfus:
 
Gegoogelt. Ich habe mehrere primäre und sekundäre Quellen gefunden, die in Summe Folgendes darlegen:
- Nach Heinrichs Ausreise 1850 wurde der Steinweg-Klavierbau nicht abgewickelt, sondern bestand weiter
- Theodore übernahm den Steinweg-Klavierbau und führte das Geschäft mit kurzer Unterbrechung in Wolfenbüttel unter eigenem Namen weiter.
- Bis 1850 hat der Steinweg-Klavierbau 480 Tafelklaviere und Flügel hergestellt, akso in netto 13 Jahreb. Da in den ersten 5-6 Jahren die Stückzahl homöopathisch klein gewesen ist, muss Heinrich Mitarbeiter beschäftigt haben, denn seine Söhne waren dafür nicht ausreichend (von den 4 Söhnen waren nur 2-3 handwerklich beschlagen)
- Theodore fertigte nach Heinrichs Ausreise zunächst die gleichen Klaviermodelle wie Vater Heinrich
- Theodore übernahm Heinrichs Produktionsmittel und einige Mitarbeiter
- Theodores Kundenkreis baute zunächst auf dem des Vaters aus, aber mit Absicht der Vergrößerung, daher die Standortwechsel nach Wolfenbüttel und dann Braunschweig

Es gibt für die behaupteten 482 angeblich in Seesen hergestellten Klaviere und Flügel keinerlei mir bekannte, reputable Quellen. Nur die Ansage der Familie selber.

Nr. 482 war eh ein Fake, als "Eine Nummer eher" erwischt beim Auflösen der Fabrik an der 4th Ave. 52. bis 53. Straße, das Dingen wurde in New York gebaut, Erweis dafür, dass bei diesen Lieferlisten schon ganz gut min. anfangs geschummelt wurde, um sich als "erfahrener Klavierbauer aus D" zu präsentiern.

Ich hoffe mal, du hast die infernale Suchtechnik von Google per "site:"-Befehl auf Clavio.de selbst angewendet, denn die Liste ist HIER - bei Clavio.

"- Theodore übernahm Heinrichs Produktionsmittel und einige Mitarbeiter"

Sorry - ab hier wird es mir entschieden zu blöde.

Heinrich HATTE keine Mitarbeiter. ... Nur seine Kinder.
Und Theo verschwand aus Seesen, machte eine Weile auf Musikalien-Reparateur in Holzminden.
ERWIESEN.
Ob er da Papas Werkzeuge nutzte - dürfte komplett ungewiss sein. Da die Steinwegs mit dem Erlös des Hausverkaufs auch keine ganz kleinen armen Auswander waren, wäre genausogut auch annehmbar, dass wesentliche Werkzeuge über den Stimmhammer und die Stimmgabel hinaus sich in einer Werkzeugtasche oder einem Koffer auf dem Dampfer "Helene Sloman" hätten befinden können.

Ansonsten kann es "uns hier" doch vollkommen egal sein - ob der Heinrich-Laden um 1850 bei der Auswanderung hier "fortgeschrieben" wurde, oder aufgelöst, oder gen New York transferiert, oder gesplittet wurde - alles wumpe - es sei denn, man sei Grotrian-Mitarbeiter oder -Lobby oder -Anwalt oder beauftragt, den Wert der Assets und der immateriellen Dinge und Werte (Name, Ruf, Geschichte) in Braunschweig-Nord irgendwie publikumswirksam hochzuschwatzen und aufzuplustern.
 
Man könnte ja mal anfangen, die Marke in den relevanten Kreisen angemessen sichtbar zu machen. Es muss ja keine Fernsehwerbung sein. Als ich aktiv nach Instrumenten gesucht habe, ist mir keine einzige Anzeige eines Klavierherstellers unter die Augen gekommen, obwohl es ein Leichtes wäre, die Zielgruppe online anzusprechen. Händler wie Thomann schaffen es ja auch. Stattdessen bekomme ich laufend Werbung für Sachen, die ich gar nicht suche.
 
Wenn ich Investor wäre, ich wüsste was besseres als mein Geld in ein kleines, "wackeliges" Klavierhandwerksunternehmen in einem schrumpfenden und umkämpften Markt zu stecken.
 
Wenn ich Investor wäre, ich wüsste was besseres als mein Geld in ein kleines, "wackeliges" Klavierhandwerksunternehmen in einem schrumpfenden und umkämpften Markt zu stecken.
Kommt drauf an, wie günstig man den Laden bekommt und welche Steigerungen möglich sind. Wer investiert, wo alle anderen auch schon drin sind, erzielt selten große Renditen.
 
Heinrich HATTE keine Mitarbeiter. ... Nur seine Kinder.
480 gebaute Instrumente sprechen dagegen, und die findet man per Google einfach.

Ob er da Papas Werkzeuge nutzte - dürfte komplett ungewiss sein.
Was ich geschrieben habe, sind nicht meine Vermutungen, sondern in der Tat gefundene Quellen.
Ansonsten kann es "uns hier" doch vollkommen egal sein - ob der Heinrich-Laden um 1850 bei der Auswanderung hier "fortgeschrieben" wurde,
Da bin ich völlig d‘accor. Ist mir an sich völlig schnuppe, aber die Diskussion entsprang Ihrer Behauptung in Post #32, dass Grotrians Gründungsjahr nicht 1835 sei, weil Steinwegs Klavierbau 1850 abgewickelt worden sei. Für diese These habe ich genau Null Quellen gefunden und halte sie daher als persönliche Ansicht, nicht aber als historisch belegbares Faktum, solange das nicht mit nachvollziehbarer konkreter Quellenangabe belegt wird. Aber das wäre angezeigt, wenn man die gängige und überall findbare Geschichtserzählung [zu Grotrians Entstehung] in Frage stellt.

oder gesplittet wurde - alles wumpe - es sei denn, man sei Grotrian-Mitarbeiter oder -Lobby oder -Anwalt oder…
Falls das auf mich gemünzt war: muss ich leider enttäuschen, habe keine Verbindung zu Grotrisn oder sonst irgendeinem Hersteller. Bin nur ein Klavierspieler, aber in der Klavierbau-Branche nickt aktiv.
 
Zuletzt bearbeitet:
Gestern erst bei meinen Eltern … der Herr Papa, inzwischen gut 87 Lenze jung, singt noch in einem regionalen Chor im Bass und nutzt den Stingl-Stutzflügel noch zum Einstudieren seines Parts.

Meine Frage nach dem Zustand des Pianos, das meine Mutter mit 17 zum Klavierspielenlernen — schon damals gut gebraucht — bekommen hat: "Gerade noch die zwei wichtigen Oktaven halten die Stimmung, die Mechanik ist eine einfache Wiener Mechanik, der Klavierstimmer hat ihm schon den Totenschein ausgestellt."
 

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