Hightech in der beschaulichen Oberpfalz

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MartinH

Guest
Man findet eine (dankenswerterweise dort häufig) offene (denkmalgeschützte! und schön erhaltene) Kirche vor, erstmal alles normal, es handelt sich sogar um eine Funtsch-Orgel, bis man dann das Ding auf den Tasten sieht.

Abgesehen davon, dass weder umregistriert noch Pedal gespielt werden kann - offensichtlich ist heutzutage alles möglich. Das eigentlich Indiskutable für eine Kirche ist ja, dass hier eine Maschine menschliche Dienste übernimmt.
Während früher z.T. Ave Maria in evangelischen und Bach in katholischen Kirchen verboten war und man sich in ellenlangen Aufsätzen mit Randthemen beschäftigte, ist heute in Kirchen wirklich komplett alles möglich und erlaubt. Wo bleibt die Richtlinienkompetenz der dafür Verantwortlichen? Obwohl, die würden das noch absegnen und sich wortreich beteiligen, siehe Nagolder Orgelakademie - incl. Orgelsachverständigem.
Fast hätte ich das Ding am praktisch-großen Griff gepackt und....
M.E. gehörte das strikt und ausnahmslos verboten - auf die Gefahr des Einzugs von CD-Spielern (wobei ich CDs, die für diesen Zweck hergestellt wurden, auch inakzeptabel finde).
Ich denke übrigens, dass auch ältere Frauen/Männer als Kirchgänger ohne weiteres ein Manualspiel einfacher Choralsätze lernen könnten, selbst auf diesem wirklich winzigen Weiler (keine 100 Einwohner), schwer ist das ja nun nicht.

PS Bayern scheint mir da allgemein "Vorreiter" zu sein, das sah ich schon mehrmals.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Das eigentlich Indiskutable für eine Kirche ist ja, dass hier eine Maschine menschliche Dienste übernimmt.

1) Angebot und Nachfrage
2) Zuwenig Hintergrundinformationen


Während früher z.T. Ave Maria in evangelischen und Bach in katholischen Kirchen verboten war und man sich in ellenlangen Aufsätzen mit Randthemen beschäftigte, ist heute in Kirchen wirklich komplett alles möglich und erlaubt.

Die Anzahl der Kirchgänger ist rückläufig.
1) So weitermachen wie bisher?
2) Oder versuchen, ein wenig bis viel zu ändern?

M.E. gehörte das strikt und ausnahmslos verboten

Was sagt die Gemeinde dazu? Lieber schweigen, vom Audiostream oder Robo-Organist?

Ich denke übrigens, dass auch ältere Frauen/Männer als Kirchgänger ohne weiteres ein Manualspiel einfacher Choralsätze lernen könnten, selbst auf diesem wirklich winzigen Weiler (keine 100 Einwohner), schwer ist das ja nun nicht.

Wie Du siehst, scheint das offensichtlich nicht statt zu finden. Warum auch immer.


Natürlich halte selbst ich (überzeugter Atheist) einen Menschen zur musikalischen Gestaltung eines Gottesdienstes für angemessen und ich habe auch schon so manchen Gottesdienst musikalisch mitgestaltet (meine Freundin ist Organistin), zweimal sogar an der Orgel (Das war Stress!). Aber wenn keiner da ist, ist keiner da, das macht 5€ in das virtuelle Tautolgiesschwein (analog zum Phrasenschwein).


Oder janz kurz:
Was sind die örtlichen Randbedingeungen und welche Lösung kann man innerhalb dieser Randbedingungen finden?

Grüße
Häretiker
 
offensichtlich ist heutzutage alles möglich. Das eigentlich Indiskutable für eine Kirche ist ja, dass hier eine Maschine menschliche Dienste übernimmt.
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"Joseph Rauch, Kapitular des Reichsstifts Elchingen in Schwaben, hat vor einigen Monaten eine Maschine verfertiget, welche mittelst einer Walze zu einer deutschen Messe, die in 12 verschiedenen Liedern besteht, eine Orgel schicklich mitspielend macht.
Zu Thailfingen, einer eine halbe Stunde von Elchingen entfernten Pfarrey, begleitet dieser unbelebte Organist an Sonn- und Festtagen den Gesang der Kirchengemeinde, und hat sonst nichts nöthig, als daß er von einem in der Musik Unkundigen nach jedem Gesange weiter vorwärts gerückt werde. Das Werk ist ein ganz einfacher Mechanismus, dessen Unterhaltung wenig kostet."
(Der Anzeiger, Ein Tagblatt zum Behuf der Justiz, der Polizey und aller bürgerlichen Gewerbe, wie auch zur freyen gegenseitigen Unterhaltung der Leser über gemeinnützige Gegenstände aller Art. Erster Band, 25. Januar 1791)

Jaja, früher (vor ungefähr 1000 Jahren) hätte es sowas nicht gegeben!

Während früher z.T. Ave Maria in evangelischen und Bach in katholischen Kirchen verboten war und man sich in ellenlangen Aufsätzen mit Randthemen beschäftigte, ist heute in Kirchen wirklich komplett alles möglich und erlaubt.
 
Wird schon in Dom Bédos L’Art du facteur d'orgues beschrieben.
(mit einer ähnlichen Begründung)

Habs auch gleich gefunden:

"Wir werden zeigen, daß es sehr wohl möglich ist, solch eine Walze für jede Art von Orgeln anzuwenden, selbst für Kirchenorgeln. Dies kann für viele ländliche Gemeinden oder Abteien von Nutzen sein, wo es oft schwierig ist, einen einigermaßen guten Organisten zu bekommen."

Ich denke übrigens, dass auch ältere Frauen/Männer als Kirchgänger ohne weiteres ein Manualspiel einfacher Choralsätze lernen könnten, selbst auf diesem wirklich winzigen Weiler (keine 100 Einwohner), schwer ist das ja nun nicht.

So einfach scheint es ja doch nicht zu sein. Dom Bédos schreibt:

"Um sie [die Kunst des Orgelspiels] zu erlernen, braucht man sehr viel Zeit, viel Übung und ein langes Studium. Diese große und mühsame Arbeit, die man auf sich nehmen muß, um eine so schwierige Kunst zu erlernen, hat findige Leute dazu angeregt, ein Mittel zu suchen, wie man Tasteninstrumente spielen könnte, ohne einen großen Teil des Lebens dem Erlernen dieser Kunst zu opfern."
 
So, jetzt fehlen aber noch die Walcker-Organolas, von denen es in Deutschland noch wenige gibt.
Ist aber alles nicht der Rede wert, hat sich nie auch nur ansatzweise durchgesetzt.

Heutzutage könnte das anders aussehen, Holzapfel: mehr als 400 Stück an Gemeinden geliefert.
Einfach würdelos, da würde ich jede handbetriebene Gitarre oder Blockflöte vorziehen.
Im übrigen haben doch so viele Leute etwas Klavierkenntnisse, gerade auch ältere. Die könnten durchaus.
Ist halt ein weiteres Armutszeugnis der Kirchen und ihrer Amtsträger (was manche nicht daran hindern wird, das als Erfolgsgeschichte umzudeuten).
 
Es ist für Späteinsteiger*innen natürlich grundsätzlich möglich, einfache Choräle zu begleiten, aber die Leute, die sich das zutrauen und Spaß daran finden, die muss man auch erstmal haben. Im stillen Kämmerlein mal ein Gesangbuchlied vor sich hin zu spielen ist etwas anderes als das vor Publikum zu machen - noch dazu, wenn besagtes Publikum auch tatsächlich mitsingen soll.

Einerseits wird der (kirchenmusikalische) Qualitätsaspekt regelmäßig betont (auch von Dir habe ich dazu das ein oder andere gelesen) und andererseits soll ein*e Klavierspieler*in mal eben ordentliche Gemeindebegleitung auf der Orgel leisten?
Ich sage nicht, dass man das nicht alles lernen kann. Aber ganz so simpel ist es in der Praxis vielleicht doch nicht. Es gibt viele Menschen, die Hemmungen haben, vor anderen zu spielen. Vor allem, wenn sie es jahrelang nicht gemacht haben.

Ob ein automatisiertes Orgelspiel oder ein Choral ausm CD-Spieler tatsächlich erstrebenswert ist, darüber kann man natürlich diskutieren. Ich mag es eigentlich nicht, aber vielleicht würde es mich weniger kirre machen als die Temposchwankungen, die eine Nebenamtlerin hier in der Region bei wirklich jedem Lied an den Tag legt. Wobei ich ihre Bemühungen grundsätzlich schätze.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Dorforganistin: natürlich bräuchten die "alten KlavierspielerInnen" Unterricht im Choralspiel beim Bezirkskantor, aber dafür ist er doch da. Und das ganze ohne Pedal ist auch nicht so toll (aber so macht das ja der Orgamat), aber immerhin ehrlich. Mich wundert schon, wie man Automatisierung im Gottesdienst (!) neutral oder positiv gegenüberstehen kann.
 
Was weiß ich schon von den Überlegungen, die diese Gemeinde oder andere Gemeinden dazu brachten, sich für so eine Lösung zu entscheiden. Natürlich ist es aus Musikerinnensicht die schlechteste aller Varianten, aber von außen kann und mag ich das im Einzelfall nicht beurteilen.
Und wenn die Leute es gut finden, finden sie es halt gut. Wir haben hier auch eine kleine Gruppe Menschen, die dem Orgelspiel nichts abgewinnen kann und für eine Andacht lieber den CD-Spieler aufstellt. Mit denen kann ich versuchen zu diskutieren. Ich kann es aber auch lassen und meine Energie anderweitig nutzen.
 

Ganz ehrlich, ich hätte dann notfalls noch lieber einen CD-Spieler, gerne auch mit irgendwelchen synthetischen MIDI-Instrumenten, selbst das merkt ja wohl kaum einer. Da weiß man dann, an was man ist.
Bevor ich in einer denkmalgeschützten Kirche mit unendlich viel Handarbeit unserer Vorfahren die ebenfalls sehr arbeitsaufwendige Orgel automatisch traktieren lasse.. Für mich ein No-Go.
(Genauso der ganze die Vorschläge aus Nagold, Braunschweig, wo man durch Knopfdruck Orgel hören kann, als ob nicht auch mal Ruhe angemessen wäre und jeder Tourist das Recht auf Instant-Berieselung 24/7 hätte. Die Kirche beraubt sich immer weiter ihrer Alleinstellungsmerkmale...)
 
In der Gemeinde, in der meine Freundin spielt, haben sie sogar einen Automaten, der die Glocken betätigt. Man muss nur einen Knopf drücken. Unfassbar! :-)

Grüße
Häretiker
Auf das habe ich gewartet (+Wind), ist m.E. aber was anderes, da hier keine direkte Rückkopplung besteht. Besserer Vergleich wäre Predigtmaschine oder Segensroboter. M.E. Sachen für Fast-Rentner, die wieder wie die Spielkinder werden - oder Technikfreaks, die sich in der Hausnummer geirrt haben...
 
Noch ein Gedanke: Dass überhaupt diese Automaten aufkommen können, liegt auch daran, dass man die Choralbegleitung mittlerweile als unauffällige, immergleiche Angelegenheit ansieht und so oft auch vorgeführt bekommt. Das kann die Organola eben auch.
Aber im Endeffekt kann man nur sagen: selbst schuld.
 
Noch ein Gedanke: Dass überhaupt diese Automaten aufkommen können, liegt auch daran, dass man die Choralbegleitung mittlerweile als unauffällige, immergleiche Angelegenheit ansieht und so oft auch vorgeführt bekommt.

Oder auch als auffällig ungleiche Angelegenheit:

aber vielleicht würde es mich weniger kirre machen als die Temposchwankungen, die eine Nebenamtlerin hier in der Region bei wirklich jedem Lied an den Tag legt.
 

Ich wollte Dich nicht enttäuschen! :-)

, ist m.E. aber was anderes, da hier keine direkte Rückkopplung besteht.

Damit habe ich Dir Gelegenheit gegeben, diesen unklaren Punkt heraus zu arbeiten.

Besserer Vergleich wäre Predigtmaschine oder Segensroboter.

Oder ein elektrischer Mönch.
"...
Auf einem weit entfernten Planeten arbeitet sich ein humanoider Roboter, genannt Elektrischer Mönch, durch eine Reihe unsinniger Glaubensvorstellungen. Seine einzige Aufgabe ist es, Dinge zu glauben (um so anderen Leuten die Mühe zu ersparen, es selbst zu tun), aber eine Störung hat dazu geführt, dass sein Glaubenssystem zunehmend fehleranfällig wurde.
..."

M.E. Sachen für Fast-Rentner, die wieder wie die Spielkinder werden - oder Technikfreaks, die sich in der Hausnummer geirrt haben...

Bin selbst Technikfreak. Aber ein Segensroboter wäre selbst mir zu dämlich. :-)

BlessU-2:


Grüße
Häretiker
 
Sehr weltliche Ansicht. Wo zwei oder drei... (und angemessene EUR)
Habe ich von dort ja nicht, ich kann mir aber vorstellen, dass das eben die unproblematischste Lösung war. Immerhin widerspricht die nicht oder fordert Fahrtkosten. Wenn ich jetzt noch erfahren würde, dass dafür um Spenden gebettelt wurde... Gäbe es ein Verbot, spielte da vielleicht der CD-Player (fände ich angemessener). Oder man würde die Anstrengungen vervielfachen.
Nicht auszuschließen ist selbstverständlich auch, dass das Dingens ab und zu zugunsten menschlicher Hände abmontiert wird, sah aber irgendwie eher festgefressen aus.
Die Anzahl der Kirchgänger ist rückläufig.
1) So weitermachen wie bisher?
2) Oder versuchen, ein wenig bis viel zu ändern?
Ich kann mir vorstellen, dass dort reihum Gottesdienste gefeiert werden samt Fahrdienst. Da kann man durchaus auch OrganistInnen erwarten.
Oder janz kurz:
Was sind die örtlichen Randbedingeungen und welche Lösung kann man innerhalb dieser Randbedingungen finden?
Naja, "die Lösung" haben die ja schon - dass das einem Dahergelaufenen bzw. -gefahrenen nicht gefällt, wird die nicht sonderlich interessieren. Einen Zeitungsartikel von dort darüber habe ich übrigens nicht gefunden.
 

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