Offizielle Todesursache: "Nervenfieber".
Scheint zu der Zeit keine seltene Todesursache gewesen zu sein, gerade bei jüngeren Menschen:
http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?apm=0&aid=wrz&datum=18281125&seite=4&zoom=1
Eduard Bauernfeld schreibt in seinen Memoiren:
"Als ich Schubert zum letztenmal besuchte – es war am 17. November – lag er hart darnieder, klagte über Schwäche, Hitze im Kopf, doch war er noch des Nachmittags vollkommen bei sich, ohne Anzeichen des Delirirens, obwohl mich die gedrückte Stimmung des Freundes mit schlimmen Ahnungen erfüllte. – Sein Bruder kam mit den Aerzten – schon des Abends phantasirte der Kranke heftig, kam nicht mehr zum Bewußtsein – der heftigste Typhus war ausgebrochen. Bereits am
Elisabethstage, bald nach 3 Uhr des Nachmittags, war er eine Leiche."
http://gutenberg.spiegel.de/buch/aus-alt-und-neu-wien-5289/4
Bauernfeld zitiert einen Brief Schuberts an Franz Schober:
"Lieber Schober!
Ich bin krank. Ich habe schon elf Tage nichts gegessen und nichts getrunken, und wandle matt und schwankend von Sessel zu Bett und zurück. Rinna behandelt mich. Wenn ich auch was genieße, so muß ich es gleich wieder von mir geben. ..."
"Nervenfieber" bzw. "Typhus" waren damals gleichbedeutend und besagen so viel wie "Fieber mit Bewußtseinsstörungen", die Bezeichnung darf also nicht ohne weiteres mit der Diagnose "Typhus" im heutigen Sinn gleichgesetzt werden.
Trotzdem ist es gut möglich, daß Schubert tatsächlich an Bauchtyphus gestorben ist. Davon gehen jedenfalls Hans-Joachim Trappe und Wolfgang Mastnak (Krankheit: Sphäre des Schaffens - Komponisten im Spiegel medizinischer Forschung, Lengerich 2015) aus. Die ersten gastrointesteralen Symptome machten sich am 31. Oktober 1828 bemerkbar, in der dritten Krankheitswoche traten "akut-bedrohliche Entwicklungen" mit den "neurologisch typischen Erscheinungsbildern" auf. Dieses Krankheitsbild war den damaligen Ärzten wohlvertraut:
"Die bakteriologischen Grundlagen zum Nachweis des Typhus abdominalis gehen zwar erst auf das Jahr 1880 zurück, im Hinblick auf differentialdiagnostische Verlässlichkeit ist den Ärzten um Schuberts Zeit in diesem Bereich allerdings durchaus Glauben zu schenken: Kriterien der Symptombeurteilung waren in Bezug auf Typhus damals trotz aller Defizite vergleichsweise gut ausgereift und mit heutigen Richtlinien durchaus kompatibel."
Etwas vorsichtiger, aber in dieselbe Richtung äußern sich die Mediziner Andreas Otte und Konrad Wink:
"Bei Schubert, der anders als Schumann in keiner Weise an einer für eine Neurosyphilis u. a. typischen Persönlichkeitsveränderung litt, scheint hingegen eher eine
akute Infektionskrankheit zum Tode geführt zu haben. Dabei könnte aus unserer Sicht vieles für die auch bei Kerner ausführlich diskutierte Hypothese eines Typhus abdominalis sprechen."
https://books.google.de/books?id=9Ot2Zhjg3qYC&pg=PA177&lpg=PA177&dq=schubert+typhus+abdominalis+infektionskrankheit&source=bl&ots=kKHMBmUmlz&sig=wYPbkwvqESRda3DiCFKhj5kXDR4&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwji4dKliu3aAhVGD5oKHTJ_BacQ6AEIPTAB#v=onepage&q=schubert typhus abdominalis infektionskrankheit&f=false