Ich saß im Theater vor langer Zeit einmal auf den hinteren billigeren Plätzen im Rang. In der Pause habe ich mich auf einem der freien Plätze ins vordere Parkett gesetzt (Sorry, ich hatte damals wirklich nicht so große finanzielle Möglichkeiten). Was soll ich sagen - die Unterschiede meiner Aufnahme waren kollosal. Für mich ein Schlüsselerlebnis. Nicht nur, dass die Akkustik näher rückt, auch die unscheinbaren Dinge waren plötzlich wahrnehmbarer, ein heftiges Einatmen im wilden Dialog, das Knarzen der Schritte auf der Bühne, das Rascheln der Kostüme. Ab diesem Moment (meines Umsetzens) war die Aufführung erlebt. Davor bin ich oft mit den Gedanken abgeglitten.
Auch auf Musikkonzerte trifft das zu. Mein großer Traum ist es, ein richtig gutes klassisches Konzert einmal vom Platz eines Dirigenten aus zu hören - mittendrin also. Das wird wohl nie passieren.
Ich vergleiche das mit einer Höhensonne und der von ihr abgegeben Wärme. Du spürst mehr, je näher du dran bist. Ich meine jetzt nicht die reine musikalische Ebene (die man auch per CD hören kann), sondern eine direkte, Körperliche - die das musikalische Erlebnis begleitet und intensiviert. Beim Klavierspielen merkst Du das doch auch, wenn Du direkt am Instrument sitzt - noch mehr beim geöffneten Deckel.
Dabei gilt natürlich auch, dass man einen guten Platz findet und nicht zu nah kommen sollte (außer beim oben beschriebenen Dirigentenplatz direkt im Klangzentrum). Die ersten Reihen sind nicht immer schön - auch seitlich ist nicht optimal. Stalin hat einmal bei einem Shostakovichkonzert in einer gepanzerten Loge direkt über den Bläsern gesessen. Der Legende nach soll das ein Grund dafür gewesen sein, warum er - Shostakovich - bei ihm - Stalin - in Ungnade gefallen sein soll.
Wahrscheinlich wissen das die Preisgestalter der Bühnen.
Übrigens, Hörplätze, also direkt hinter der Säule, sind super billig. Ein Hinweis, dass das Auge auch mithört.
Beste Grüße