Wie ist das mit den Begriffen Stimmung und Stimmhaltung. Die Stimmung ändert sich naturgemäß mit der Temperatur und der relativen Luftfeuchte durch die physikalischen Änderungen der Materialien Metall, Holz, Filz. Ich vermute, wenn vorerige Werte wieder erreicht werden, ist auch die alte Stimmung wieder da. Wenn die Stimmhaltung schlecht ist, dann verändert sich die Stimmung auf Dauer, auch wenn Temp. und rL sich nicht geändert haben. Ist das so? Wenn ja, dann könnte bei sehr guter Stimmhaltung die Stimmung im Herbst wieder so sein wie im Frühjahr.
@Manfred:
Für schlechte Stimmhaltung gibt es verschiedene Ursachen. Zunächst kann ein Instrument z.B. Wirbel haben, die nur grenzwertig halten, dann verstimmt es sich sehr schnell, selbst unter optimalen Bedingungen. Möglich ist aber auch, dass am vorderen Begrenzungspunkt der Saite (Druckstab, Agraffe, Kapodaster) sehr hohe Reibung herrscht, so schafft man beim Stimmen nur schwer den Spannungsausgleich auf allen Saitenabschnitten und der Ton wird sich schneller wieder verstimmen (der Spannungsausgleich erfolgt dann langsam über die Zeit, oder beim Spielen durch die Vibration der Saite, oder auch durch klimatisch bedingte Veränderung). Dann gibt es auch noch Instrumente, die von der Bauform her dazu neigen, sich stärker zu verstimmen als andere, sobald sich die Luftfeuchtigkeit ändert. All diese Dinge führen für den Spieler zum selben Ergebnis: das Instrument ist schneller nicht mehr so sauber gestimmt als unter optimalen Bedingungen.
Nun noch zu der Frage, ob die Stimmung wieder zurück geht, sobald sich die Luftfeuchtigkeit wieder ändert. Das ist definitiv der Fall, wenn auch nur bedingt! Man kann sich die Saite mit ihren mindestens zwei Begrenzungspunkten als ein sehr feines Equilibrium vorstellen. Das Ideal des Spannungsausgleiches in allen (mindestens) drei Saitenabschnitten ist genau das: ein Ideal. Man versucht sich dem beim Stimmen anzunähern. Jedoch wird man es nicht bei allen Saiten in Perfektion erreichen, denn für die nicht klingenden Saitenabschnitte muss man es im Gefühl haben wie die Spannungsverhältnisse sind, nur für den klingenden Abschnitt haben wir unsere Ohren, um die Spannung beurteilen zu können.
Und aus diesem Grund passiert es dann, dass bei der "klimatisch bedingten Rückverstimmung" doch nicht alle Chore wieder auf exakt dieselbe Position zurück rutschen, wo sie vorher waren, weil sich nun bei dem einen oder anderen Chor der Spannungsausgleich einstellt, der vorher möglicherweise nicht ganz perfekt war.
Als Klavierspieler hat man auf den Wirbelgang und die Technik des Klavierstimmers keinen Einfluss (da kann man nur im Zweifel verschiedene Stimmer probieren). Nimmt man jedoch klimatische Schwankungen aus der Gleichung (darauf kann jeder Klavierbesitzer Einfluss nehmen), ergibt sich in jedem Fall eine verbesserte Stimmhaltung.