wie versprochen:
Konrad Meister leitet seinen Artikel ein mit Hinweis auf die Probleme bei traditionell bekannten Fingerübungen, als da währen die Gefahr von Motivationsverlust, Verleitung zu mechanischem, unmusikalischem Spiel und dem Provozieren von Verspannungen. Sagt aber auch dass diese möglichen Gefahren nicht zu einer generellen Ablehnung führen sollten und bietet "neuartige" Fingerübungen an.
KM spricht von einer ganzheitlichen Technik als Koordination von Einzelbewegungen, die das Ziel einer pianistischen Ausbildung sein sollten. Er schreibt (Zitat) "Und selbst da, wo im Gesamtablauf keine größeren Koordinationsprobleme auftreten, können mangelnde Schnellkraft und fehlende Ausdauer zu schwerfälligem Spiel und zum Verlust aller feineren Nuancierungsfähigkeiten führen ..". Als Beispiel führt KM an (Zitat) "Wer z.B. nicht gewohnt ist, bei Tonleitern und Arpeggien den Daumen rechtzeitig und weit genug unterzusetzen, provoziert übertriebene Hand- und Armbewegungen und damit eine nicht beabsichtigte, musikalisch möglicherweise störende Unruhe. " Und "Welcher Lehrer kennt nicht die hölzernen Alberti-Bässe, bei denen der 5. Finger in plumper Monotonie seine Akzente setzt - nicht weil er zu kräftig wäre, sonder im Gegenteil: weil er zu unbeweglich ist und Anleihen beim Arm sucht"
Zur Problematik traditioneller Fingerüberungen zitiert KM Cortot: "der individuelle Anschlag eines jeden Fingers ; er soll gleichermaßen zu Unabhängigkeit und Koordinationsfähigkeit geschult werden" und behauptet dies sei nur möglich in dem die Übungen immer eindeutig über dem Schwierigkeitsgrad der aktuellen Literatur angesetzt werden.
Zur Problematik von Stützfingerübungen nach Czernys und Brahms führt KM aus, dass sie dann zu gravierenden Fehlern führen können wenn sie nicht sehr umsichtig und in enger Zusammenarbeit mit einem Lehrer ausgeführt werden, der auf die methodischen Zusammenhänge verweisen kann.
Daraus resultierten nach Meinung KM die "Übungen mit der freien Hand", die aber unkontrolliert zu passivem dem Arm folgenden Bewegungen führen können.
Dann folgt die Vorstellung neuer Übungen durch "Seitliche Fingerbewegungen", die nach seiner Meinung weder auf Stützfinger beruhen und auch im Arm keine Bewegungen zulassen.
(Hier fehlt mir im Augenblick die Möglichkeit zu scannen, daher versuche ich die Übungen zu beschreiben)
Ü1a) c(2) - e(3) - d(2) - e(3) je vier durchläufe, dann auf Basis d,e,f,g,a,h,c und zurück.
Anschliessend statt (2) (3) mit den Fingersätzen (3) (4) und (4) (5)
Ü1b) Die Umkehrung e(3) - c(2) - d(3) - c(2)
Übunge 1a) und 1b) dann natürlich rechts und links (Spiegelbildlich) ausgeführt.
Ü2 g(3) - a,f(5,2) - g(3) - c,e(5,2) fortgeführt rechts und links wie Ü1a).
g(3) - a,f(4,2) - g(3) - h,e(4,2) ebenfalls
g(3) - a,f(5,1) - g(3) - c,C(5,1) ebenfalls
Die Intervalle dürfen je nach Handgröße individuell angepasst werden.
KM begründet dann die Übungen wie folgt:
(Zitat)
"Trainingsintensiv sind seitliche Fingerbewegungen deshalb, weil sie direkt die kurze Handmuskulatur ansprechen, also das Zentrum von Schnelligkeit und Präzision."
"Aktiviert wird aber - ... - nicht nur die horizontale Beweglichkeit jedes einzelnen Fingers, sonder auch seine vertikale: Die kurze Handmuskulatur ist für beide Bewegungsrichtungen zuständig."
"Als nützlicher Nebeneffekt ergibt sich eine deutliche Entlastung und Entspannung des Handgelenk. Im Gegensatz zu der langen Muskulatur, die vom Ellbogengelenk bis zur Fingerspitze verläuft.
"die Friffsicherheit bei schnell wechselnden Handstellungen wird verbessert"
KM warnt aber auch deutlich vor überergeizigem Üben und Überanstrengungen.
Viel Spaß damit erst einmal. Ich jedenfalls habe den Unterschied (Muskelkater zwischen den Fingern) gegenüber z.B. Hanon deutlich gespürt. :mrgreen:
Gruß
Jörg