Der Vorkriegs-Blüthner Liebhaber Faden

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11. Feb. 2007
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Hallo zusammen!
Ich eröffne diesen Faden, auf dass er sich bald füllen möge. Denn dieses Glück, einen so wunderbaren Klang zu erleben, das wünsch´ ich allen. Für mich ist gestern ein Traum in Erfüllung gegangen!

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Ein Blüthner aus dem Jahr 1887 ist es. Einhundertneunzig Zentimeter in originaler Bestform und Bestzustand. Mit "Klaviermacher" Michael als Patenonkel an seiner Seite, wird er jetzt gehätschelt, massiert, bepustet, gekrault, gebürstet....und dabei wird er seine Originalität behalten. Wenn alles in trockenen Tüchern ist, werdet ihr Fotos etc. sehen. Heute Abend.

Bis dahin, liebe Grüße, Sesam
 
Hey, das klingt ja toll! :) Da bin ich gespannt. Vor allem auch auf Klangbeispiele. ;)
 
Da möchte ich gratulieren. Der 190er (Modell 6) ist einer meiner absoluten Lieblingsflügel. Hatte auch mal einen, den ich dann an einen Blüthner-Fanatiker verkauft habe (ich bin ja nur Blüthner-Liebhaber), weil er mir unverschämt viel Geld geboten hatte und ich auch meine "Flügelsammlung" etwas reduzieren musste. An den Flügel denke ich gern. Im Sommer konnte ich ihn allerdings nicht spielen, er klang zu warm. :D
 
Hey, das klingt ja toll! Da bin ich gespannt. Vor allem auch auf Klangbeispiele.

Ja, supertoll, gell! Sobald er hier ist, werden Klangbeispiele nachgereicht!

Herzlichen Dank!

An den Flügel denke ich gern. Im Sommer konnte ich ihn allerdings nicht spielen, er klang zu warm. :D

:D:D
Ja und ich könnte mir sogar gut vorstellen, ihn "nur" auf 438 Hz stimmen zu lassen, das macht dann nochmal ein paar Grad mehr ;)

LG, Sesam
 
Glückwunsch auch von mir, zum Eintritt in den Blüthner-190-Club. Das wird was Gutes!
-m-
 
Aktueller Stand: Flügel kommt in der 36. KW! :-P

LG, Sesam
 
Gratulation! Freue mich sehr mit dir! :p

Hab ja auch einen 190er von 1905 mit Patentmechanik und kann deine Freude sehr verstehen :D
 
Hier nun schon mal ein kleiner Augenschmaus. Und jetzt geh` ich feiern!

LG, Sesam
 

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Mit "Klaviermacher" Michael als Patenonkel an seiner Seite, wird er jetzt gehätschelt, massiert, bepustet, gekrault, gebürstet....und dabei wird er seine Originalität behalten.

Hallo Sesam!

Ich freue mich mit Dir und dem zauberhaften Flügel. :kuss:

Und wenn er dann frisch gestimmt, massiert, bepustet, gekrault und gebürstet ist, machen wir eine tolle Aufnahme und vielleicht ein kleines Filmchen - Geräte dazu kann ich mit nehmen.

LG
Michael
 
Ja dann: Herzliche Gratulation zu dem Prachtexemplar! Bin sehr gespannt auf die Aufnahmen! :bongo:

Habe nun auch einige Exemplare dieses Modells probieren können, und ich bleibe immer wieder daran hängen. Der Vorkriegs-Blüthner konkurriert nun heftigst mit dem Bechstein B aus derselben Zeit um den obersten Platz auf meiner "Habenwollen"-Liste...
;)

Viele Grüße

Michael.
 

Auch von mir herzlichen Glückwunsch!!!

Schon alleine das Notenpult - nicht einfach ein Brett wie heutzutage, sondern ausgesägte Feinarbeit! Und das macht auch akustisch hochgradig Sinn - ein aufgeklapptes Notenpultbrett nimmt unglaublich viel Klang weg. Daher spielen Pianisten bei Auswendigspiel am liebsten mit völlig entferntem Notenpult. Bräuchtest du nicht tun - bei deinem kommt genug Blüthnersound durch!

Bin gespannt, was Michael damit macht und wie es am Ende klingt!
 
Habe nun auch einige Exemplare dieses Modells probieren können, und ich bleibe immer wieder daran hängen. Der Vorkriegs-Blüthner konkurriert nun heftigst mit dem Bechstein B aus derselben Zeit um den obersten Platz auf meiner "Habenwollen"-Liste...

Oh dermb/Michael,
da hast du aber dann ein Problemchen, fang schon mal an zu sparen und Platz frei zu räumen:

Bechstein B (ca. 2m) und Blüthner 190 aus dieser Zeit sind klanglich gleich groß, aber vom Klangtyp her (und ggf. auch mechanisch, falls der Blüthner Patentmechanik hat) sehr verschieden.
Blüthner: singend, tragend, sphärisch-melancholisch
Bechstein: sauber aufblitzend, wuchtig, holzig-perkussiv

Beide machen im fein eingerichteten Zustand großen Spaß. (Gute Bechstein-Einrichtung ist meist um einiges schwieriger als dito Blüthner.)

Du wirst also sicherlich BEIDE nehmen müssen...
;)


Gruß
Martin
PianoCandle


... und aus Krach wrd Klang
 
Bechstein B (ca. 2m) und Blüthner 190 aus dieser Zeit sind klanglich gleich groß, aber vom Klangtyp her (und ggf. auch mechanisch, falls der Blüthner Patentmechanik hat) sehr verschieden.
Blüthner: singend, tragend, sphärisch-melancholisch
Bechstein: sauber aufblitzend, wuchtig, holzig-perkussiv

Meine Meinung ist, dass der Klang eines alten Schätzchens wie das von Sesam z.B. sich bei akustischer Komplettsanierung (neue Saiten, neue Saitenstifte, Resonanzbodenaufarbeitung, neue Mechanik oder wenigstens neue Hammerfilze, Neuintonation) vor allem aus der Qualität der Sanierung ergibt. Die Intonation und Saiten machen doch dann sicherlich 90 + xx% des Klanges aus, behaupte ich mal. Geblieben ist ja aus klanglicher Sicht vor allem - oder bald besser gesagt, nur noch - der Resonanzboden und andere Komponenten (Nebenkomponenten neben Intonation & Hammerköpfen und Saiten) und die Grundkonstruktion (vor allem Flügellänge), die am Klang beteiligt sind. Und der Resonanzboden wird auch anders klingen, wenn er wieder aufgearbeitet und vor allem wieder in Spannung ist, denke ich mal...

Also was vorher "holzig-perkussiv" oder "sphärisch-melancholisch" klang, ergibt sich doch wohl dann eher daraus, was man und wie man akustisch saniert hat, oder sehe ich da was falsch?
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo zusammen,
also erstmal allen Gratulanten herzlichen Dank für eure "Mitfreude", sie ist doch immer wieder schön, diese Anteilnahme der europäischen Klaviergemeinde (+ Klimperer aus Afrika).

@Klaviermacher: ja, wir müssen unbedingt ein Filmchen machen. Ich habe der Vorbesitzerin auch versprochen, dass ich ihr Bilder nach der "Flügel-Kur" schicke. Da freut sie sich.

@Mindenblues: also was die sogenannte Sanierung betrifft, bin ich ehrlich gesagt sehr zurückhaltend. Keine Frage, wenn Komponenten der Mechanik oder gar der akustischen Anlage unrettbar sind, dann kann man wahrscheinlich nur mit einem Austausch Abhilfe schaffen. Allerdings zielt mein Interesse auf den möglichst originalen Erhalt. Beispielsweise war ich zunächst ein ganz klein bißchen enttäuscht, weil mein Blüthner keine blauen Filze hat. Ein Austausch der Filze würde aber einen Wechsel der Saiten bedeuten, was mit hoher Wahrscheinlichkeit gar nicht nötig ist. Und nee, das will ich dann auch nicht! Ohne jetzt viel Erfahrung zu haben -eigentlich gar keine- sagt mir mein gesunder Menschenverstand, dass eine Neuteilversorgung im Bereich der klangbeeinflussenden Komponenten den Klangcharakter unweigerlich verändert. Insgesamt habe ich 6 Neuteil-Restaurationen angespielt, da war eine so entsetzlich wie die andere (um es mal drastisch auszudrücken). ABER: auch hier gehen die Geschmäcker auseinander. Wer einen Flügel mit zeitgenössischer Klangcharakterisik sucht, der ist mit einem fast schon historischen Instrument schlecht beraten. Und nur der Optik halber, alte Schnörkel, neuer Klang....:confused:
Auch nur auf leiser Ahnung fußend, würde ich davon ausgehen, dass das Auswechseln einzelner Komponenten deshalb klangzerstörend wirken kann, weil die natürliche Abstimmung älteren Materials dabei verloren geht. Ein gereifter Resonanzboden von damals soll plötzlich moderene Hämmer und neue Saiten verkraften? Oder ein neuer Resonanzboden soll den Klangweg alter Hämmer und Saiten tragen? Kann ich mir alles nur schwer vorstellen, bzw. nur mit einem Gefühl der Disharmonie. Allerdings, ich kenne deinen Steinway nicht und würde mit ihm vielleicht eines Besseren belehrt.... :D ;)

LG, Sesam
 
Ich glaube schon, dass bei einer fachgerechten Überholung der grundsätzliche Klangcharakter erhalten bleibt, der durch die Konstruktion vorgegeben ist (Geometrien, Statik, Anschlagpunkt, Mensuren...). Allerdings gibt es soviele variable Faktoren, die im Bereich der Klang- und Spielartgestaltung und Pflege zu suchen sind (Intonation, Masse/Material/Form der Hämmer, Art, wie die Saiten aufgezogen sind, Regulation der Mechanik, Stimmung und noch viel mehr...), die das Spielgefühl drastisch beeinflussen, und letztlich bewirken, dass im Prinzip identische Instrumente sich ziemlich unterschiedlich verhalten, aber doch irgendwie ähnlich sind.

Mein Gefühl ist, dass viele Instrumente handwerklich gut bearbeitet sind, aber die Einrichtung eben noch nicht passt. Deshalb ist manchmal dasselbe (auch nagelneue) Modell im einen Fall wunderbar und im anderen grauenhaft. Ein gut restaurierter Flügel muss doch im Grunde klingen und sich anfühlen "wie neu" (präzise, fest, reibungsarm, kontrollierbar, dynamisch...), aber eben mit seinem ganz eigenen Charakter.

@Sesam: Finde ich gut, dass Du sorgfältig abwägst, welche Änderungen an dem Instrument angemessen sind.

Viele Grüße
Michael.
 
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Kurzer Einwurf: super spannendes Thema haben wir da aufgegriffen! Bravo!
 
Du wirst also sicherlich BEIDE nehmen müssen...
;)


Gruß
Martin
PianoCandle

...dieses Problem ist mir leider auch schon bewusst geworden. :eek:

Bei anderen Marken (z.B. Bösendorfer und Steinway) täte es mir nicht weh zu sagen "hab ich den einen, kann ich ohne den anderen auch zufrieden sein." Aber bei Bechstein und Blüthner wird es kompliziert, die machen beide süchtig.

Übrigens hätte ich den Bechstein vor allem als ernst und aristokratisch bezeichnet. Er hat dieses wohlige "Boing" im Klang, die fagottige nasale und sentimentale Tenorlage, die ausgeprägten konsonanten Teiltöne im Diskant ("glockig") und den harten Endanschlag bei der Tastatur (Leder statt Filz?). Klingt live wie Emil von Sauer oder Vladimir de Pachmann auf Schellackplatte, nur ohne Platte. Während der Blüthner fast einen stehenden Klang wie eine Orgel erzeugt, einen dunklen und kontrabassigen Bass und Tenor hat und im Diskant Quinten und Terzen als ausgeprägte Teiltöne ein Timbre wie Operngesang erzeugen. Der Klang scheint fast sichtbar wie eine Wolke aus Zigarrenrauch aus dem Gehäuse aufzusteigen. Dafür fällt mir gar kein bekanntes Beispiel aus der Plattengeschichte ein ;-) Jedenfalls führt das dazu, dass man völlig unterschiedlich musiziert, wenn man kein Automat ist.

Der noble und ernsthafte Herr Bechstein und die rauchige Frau Blüthner :p

Viele Grüße
Michael

Nachtrag: Ja, ich weiss, die Beatles sind ein bekanntes Beispiel aus der Plattengeschichte...*g*
 
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HI!

ich gratuliere und freue mich sehr für dich!! besser hätte es nicht sein können!

vlei spaß mit deinem neuen liebhaber! :D

lg
emmanuel
 
Da der Vergleich zum Bechstein B aufgekommen ist: das Äquivalent zum 1887er Blüthner Mod. 6 ist der Bechstein V. Das war der Vorgänger vom B. Bechstein B und Bechstein V sind schon auch nochmal zwei unterschiedliche Instrumente, obwohl es natürlich Ähnlichkeiten gibt. Eine saubere klangliche Transparenz haben sie beide, aber der ältere Mod. V klingt etwas weniger wuchtig und mehr hölzern. Der neuere B-Flügel hatte dann stärker die "Silbrigkeit" im Klang, und auch mehr Wuchtigkeit. Auf jeden Fall auch sehr sehr klangschöne Instrumente. Im Bass ist der Bechstei V dem Blüthner 6 unterlegen. Von der Spielart sind diese alten Bechsteinflügel auch sehr leicht, obwohl sie die moderne Mechanik haben. Allerdings erfolgt hier die Kraftübertragung zwischen Taste und Hebeglied nicht über Piloten, sondern Wippen. Ein sehr reibungsarmes Design, was Bechstein dann (mit dem B-Flügel?) später aufgegeben hat.

@Sesam:

Wenn dein Flügel rote Filze hat, dann ist die Besaitung bestimmt schonmal erneuert worden. Normal ist bei Blüthner ein blauer Filz.

Auch nur auf leiser Ahnung fußend, würde ich davon ausgehen, dass das Auswechseln einzelner Komponenten deshalb klangzerstörend wirken kann, weil die natürliche Abstimmung älteren Materials dabei verloren geht.

Beim Saitenmaterial würde ich das nicht so kritisch sehen. Das kann man in guter Qualität bekommen, zumal zu alte Saiten extrem an Klang verlieren (besonders im Bass). Hier tust du dir keinen Gefallen, die alten Strippen zu behalten (je nachdem, wie alt sie sind). Alle anderen Teile der Mechanik lassen sich reparieren, bzw. mit Sachverstand tauschen. Kritisch sehe ich die Ersatzteilversorgung vor allem bei Hammerköpfen. Die alten Blüthner Hammerköpfe sind butterweich und ich bin immer wieder erstaunt, was die für eine Brillianz und vor allem Modulierbarkeit des Tones hervor bringen können. Die Hammerköpfe würde ich erhalten, wenn sie noch zu gebrauchen sind.
 

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