c) die Grundlagen sind überall dieselben!!!
daran kann man ansetzen, und zwar durchaus sehr positiv und mit Gewinn.
Ich hatte angemerkt, dass man im Mittelteil der Paraphrase das "Lügenthema" des Duca (die bella figlia del amore Melidue) beim ersten mal (Beginn des Mittelteils) so klangvoll, sängerisch, prahlerisch und cantabile wie möglich spielen soll (((also die Melodie satt mezzoforte, die Begleitung in abgestuften Schichten pp))). Das ist ja erst einmal einfach nur eine einfache Wahrnehmung darüber, dass man einen die Begleitung im Klanghintergrund und die Melodie eben im Klangvordergrund haben will. das soll nun klanglich genauso bleiben, wenn die linke Hand allein diese Melodie inklusive Begleitung spielt, während die rechte Hand glitzerndes Passagenwerk rauf und runter laufen lässt (beim variierten zweiten Auftreten des bella figlia Themas). Ok: das ist mit Sicherheit den sehr sehr weit forteschrittenen vorbehalten, aber es zeigt doch, dass die Grundlage auch hier dieselbe ist!! (und ich kann verraten, dass sehr viele, die "manuell anständig und flink" durch all die Passagen kommen trotzdem eklatante Defizite an der Grundlage haben.
---das führt mich zu Deinen etwas resiginierten Bemerkungen:
die ersten 8 Takte des Mittelteils sind "quasi offiziell technisch gedacht" genauso "technisch leicht" bzw. "anfängerkompatibel" wie das andantino aus Chatschaturjans "Bildern der Kindheit", "von fremden Menschen und Ländern" von Schumann oder der 2Trauermarsch/Requiem für eine Puppe" aus Tschaikowskis Jugendalbum! das alles ist doch wunderbare Musik, und umso schöner ist es, wenn man ihren Klang auch darstellen kann - und hier gilt dasselbe:
- deutlich in Klangschichten differenzieren (bei jedem Einzelklang)
- melodisch sinnvoll, also cantabile gestalten (also die Abfolge von Klängen, die eine Phrase bilden: crescendo-diminuendo, am Ende einer Phrase "absetzen" und quasi luft holen: cantabile heisst ja "wie gesungen"
natürlich stellt sich die praktische Frage, wie man das denn in Bewegung umsetzt - und sie ist schon falsch: man setzt es nicht in Bewegung um, sondern man setzt es in Bewegungenum!!!
welche Vorstellungenen man da hilfsweise einsetzt, ist eher zweitrangig: man kann sich vorstellen, die Melodiebewegung ist "mit mehr Gewicht", die der Begleitung mit weniger oder schwebend (siehst Du, hier wäre ein Ansatz für aufmerksame "Dogmaitker", sofort mit Gezänk über "Gewichstspiel gibsts nicht, allein die Tastengeschwindigkeit" usw usw in endlose Abschweifungen zu geraten) - man kann den oben genannten Vorgang auch anstelle von unterschiedlicher Gewichtung in der Vorstellung als ganz natürlich verschiedene Bewegungen auffassen: und da gibt es etwas tröstliches: wir alle sind in der Lage, gleichzeitig (!!!) verschiedene Bewegungen mit unseren Armen/Händen zu machen: wir können ohne darüber nachzudenken links eine brennende Zigarette halten und gleichzeitig rechts Kaffee trinken (weder wird was verschüttet, noch wird was verbrannt), wir können mit der Gabel in der einen hand das Schnitzel festhalten und mit dem Messer in der anderen Hand ein mundgerechtes Stück abschneiden (und auch das geht nicht schief, wir verhungern nicht, weil beide Hände gleichzeitig schneiden wollen, denn das tun sie nicht). also verschiedene Bewegungen für deutlich unterchiedene Klänge8Klangstärken - und das mit unserem natürlichen Bewegungsrepertoire (V. Margulis erklärt das in seinen Aphorismen übder das Klavierspielen:und das ist doch sehr schön erklärt)
jetzt, nach dem Erklären bzw. Verstehen wage eine praktische Anweisung:
- einen Melodieton (mezzoforte) mit deutlichem "Schub", also einer Vorwärtsbewegung des Arms in die Taste (abgefedert von elastischen, nicht harten, Fingern, aslo spürbar im Tastenboden abgestützt)
- eine Begleitung (pianissimo) lediglich mit einer sanften "auf und ab Bewegung" in die Taste, kaum spürbarer Tastenboden, sehr weiche Finger
macht man das mit Pedal, wird man eine große Überraschung erleben, und hoffentlich eine erfreuliche: ja, man kann gleichzeitig banal gesagt eine Hand laut und die andere leise.
warum? weil es gleichzeitig zwei verschiedene Bewegungen sind.
also: man darf nicht vorne in den Fingern denken und sich frustrieren lassen, weil es mit diesem Denken 8ich muss da vorne mit den Fingern dies oder das tun) nicht klappt - die Finger sind nur das koordinierte Endglied der Bewegung.
das kann nun JEDER z.B. mit dem andantino oder dem Puppentrauermarsch oder sonst einem ganz ganz "leichten" Klavierstück ausprobieren.
und wenn ich schon dabei war, mir evtl. durch praktische pragmatische Hinweise Ärger einzuhandeln: da kann ich ungeniert einen weiteren geben :)
dem Klavier ist es egal, wer mit welchen Händen irgendwas macht - mit anderen Worten: sowas (differenzieren über simultane verschiedene Bewegungen) geht auch in einer Hand. z.B. die ersten 4-8 Takte des andantino von Chatschaturjan erst mit beiden Händen wie oben beschrieben, dann alles nur mit der rechten Hand und auch nur mit der linken Hand (hier wird man feststellen, dass die Armbewegung für die Melodie dieselbe ist, dass aber die "Begleitfinger" weich und "gewichtslos" (nahezu ohne Tastenboden) fühlen und berühren) - - und das Klangergebnis kann genauso gut werden wie mit zwei Händen
und dieser zweite praktische Hinweis gilt natürlich genauso für das sehr virtuos verpackte zweite Auftreten der bella figlia Melodie (wo sie von der linken Hand allein gespielt wird)
Ich hoffe, ich habe das verständlich und so einfach wie möglich dargestellt.
Gruß, Rolf