Geishas und Nofrete
... ich habe gehört, dass mancher sich die Fingerspitzen taped (so wie man früher die Segelohren mit Leukoplast verändern wollte)... ????
Nachdem ja einiges zusammengekommen ist, will ich mich wieder melden und bitte um Pardon, dass ich eine Pause machte.
Haydnspaß hat nachgemessen und so oder ähnlich ist eben die Mensur fast aller Flügel. Ich halte nichts davon, die Tasten anzufeilen oder gar kleiner zu machen, denn wir müssen ja ständig an anderen Instrumenten spielen, sodaß wir den Flügel so nehmen müssen wir er ist.
Der Raum zwischen den schwarzen Tasten ist eben ca, 1,7 cm breit und genauso breit ist mein dritter Finger. Der unterschied ist aber, dass die Tasten aus Holz sind, aber federn können und dass mein Finger weich ist und sich anpassen kann.
Vielen wird es so ergehen, dass beim Zwischenraumspiel die schwarzen Tasten zwar gefühlt werden aber nicht mit runtergedrückt werden. Durch geschickte Anpassung lässt sich der Finger so aufsetzen, dass keine Störung mehr gefühlt wird.
für die Fälle, in denen der Finger dann tatsächlich zu dick sein sollte empfahl mir A. Brendel in der Tat, die Finger mit einer Art Leukoplast zu tapen, wobei der Zuschnitt der Streifen Genauigkeit erfordert, denn dieses Tape trägt ja zusätzlich auf. Wie ihr selbst bei einigen videos sehen könnt, spielt A. Brendel auch im Konzert mit verbundenen Fingern. Bei ihm war aber weniger die dicke der Finger der Grund für diese Massnahme sondern eine grosse Sensibilität an den Aussenkanten seiner Finger.
Beim Anlegen eines Tapes muss man sehr genau sein, damit einerseits nicht zu schlaff aber auch nicht zu fest getaped wird, denn sonst könnten die Finger blau anlaufen, was aber nicht gefährlich ist, wenn man es gleich bemerkt.
Nach einigen Wochen dieser Therapie mit den Tapes ist dann tatsächlich eine messbare Verringerung des Fingerumfangs zu messen. Dies ist der gleiche Effekt, der auch bei Geishas an den Füssen auftritt, die sich die Füße tapen, um ihre Zierlichkeit zu erhalten. Dort wird allerdings auch die Schmerzgrenze oft ignoriert und ich erwähne dies nur, um zu zeigen, dass sich der Körper diesen Massnahmen anpasst. Sicher wird der Körper durch ein Korsett auch sich anpassen, was ebenfalls nicht zu empfehlen ist.
Die Veränderungen, die sich durch das tapen der Finger erreichen lassen bleiben im mm Bereich aber sind recht wirkungsvoll, denn ein Herabsenken der Fingerbreite von 1,8 auf 1,7 mm ist vielleicht der Unterschied zwischen Eingeklemmtsein und sich frei bewegen können.
Wer das probieren will, weil er glaubt, seine Finger sind tatsächlich zu dick, dem rate ich zu viel Geduld. Das geht auf keinen fall von heute auf morgen sondern braucht wochen, bis der Körper darauf reagiert.
Alle anderen Ratschläge wie das vermeiden dieses Raumes können nicht funktionieren,, weil dann ein Großteil der Literatur nicht mehr spielbar wäre.
Und Guendolas Vorschlag, den 4 stimmigen fis moll akkord mit 2,1,4,5 oder 2,1,3,5 zu spielen geht zwar aber nur in langsamen Tempo, aber wir müssen in diesen Räumen ja auch schnell spielen können.
In 3 stimmigen Akkorden kann dies eine Option sein, wie im es dur Akkord, den wir dann mit 2,1,5 spielen und der Daumen wunderbar auf g sich abstützt.
Im Moment ist der Begriff Phobie, den ich auch gebraucht habe, an vogue. Ich wähle für das Spiel in den Zwischenräumen lieber "ungeliebt" oder "ungewohnt".
Rolf hat mit seiner Beschreibung des Tastenterrains etwas sehr zutreffendes gemeint. Der "Mollusk" oder auch der quer gehende Krebs, der sich vielfingrig durch diese Landschaft bewegt, eben das Tastenterrain, bewegt muss zur natürlichen Bewegung gemacht werden.
Fühlt man sich erstmal in diesen Räumen wohl, dann verschwinden allmählich auch die Gefühle der Enge.
wird fortgesetzt .....