eine Alternative ?
erstmal Dank an den Threadersteller. Es gab viel zu lernen. die 12-Ton Musik hat immerhin einen solchen Raum eingenommen, dass wir wissen sollten, worum es sich handelt. Dies hat der Thread wirklich geleistet.
Es hängt ja immer mit den generellen Fragen zusammen:
Warum gibt es Musik und wozu dient sie. Mit der Suche nach Antworten werden noch viele Diskussionen geführt, wissenschaftliche und auch populäre, in Büchern, Hörsälen und eben auch in Foren.
Für mich ist ein wesentliches Element der Musik die Verbindung ins Spiritistische oder eben auch ins Kosmische. Musik hat Wirkung auf die Seele und von daher erklären sich wohl auch die Affekte, die sie auslöst.
Es hat sehr lange gedauert, bis sich die Musik zu ihrer Hochblüte entwickelt hat - den Bruch dieser Entwicklung könnte ungefähr Schönberg markieren - . Diese Entwicklung stellte eine kulturelle Gesamtleistung der Menschen dar, die in diesem geographischen Raum beheimatet waren. Das Aufkommen musikalischer Genies wie die grossen Meisterkomponisten erklärt sich wohl auch nur, weil sie von dieser Entwicklung getragen wurden. Innerhalb dieses Kulturkreises haben die Menschen sich mit dieser Musik identifiziert. Sie ist ihnen quasi zur Natur geworden. Das System aus Tonarten und Tongeschlechtern führte dazu, dass den einzelnen Tönen sogar spezielle Energien anhaften. Alles hat einen Vektor, also eine Kraftrichtung, der man sich kaum entziehen kann.
Die 12-Ton Musik bzw. ihre Erfinder haben schon richtig gesehen, welche Gefahr sich in weiterer Verästelung der chromatischen Möglichkeiten verbirgt. Aber sicher stellt diese Erfindung kein probates Mittel dar, um abhilfe zu schaffen. Die Negierung sämtlicher Abhängigkeiten von in Jahrhunderten gelernten Hörgewohnheiten kann nicht gelingen und ist meiner Meinung nach auch letztendlich als Fehlversuch zu werten. Es war ein anerkennenswerter Versuch, weil von Ernst und viel Wissen und Können mitgetragen, aber sicher eine Fehleinschätzung der Möglichkeiten dieses Modells.
Es gab innerhalb der Epochen immer wieder ein Roll-Back, wenn Auswüchse zu bunt wucherten. Beim Übergang des Barock in die Klassik spielten ähnliche Strömungen bereits eine Rolle. Der Zeitgeist am Anfang des 18 Jahrhunderts verfolgte die Bereinigung der im Barock zu üppig wuchernden Klänge und Ausschmückungen. Hier wurde erfolgreich die Musik weiterentwickelt. Die Übergänge erfolgten fliessend und ohne Bruch.
Dies ist am anfang des 20 Jahrhunderts bisher nicht gelungen. Ein derart radikaler Schnitt, bei dem alles bisher Bewährte über Bord geworfen wird, kann von den Menschn nicht mitgetragen werden. Denn sie erhalten ja nichts im Gegenzug, was ihnen das Verlorene ersetzen könnte.
Auf demm richtigen Weg sehe ich als Beispiel die Werke von Strawinsky und Bartok (nur als Stellvertreter für auch andere), die in ihren Werken neue Gedanken und Impulse verarbeiten, ohne das Bewährte aufzugeben.
Es ist wahr, dass in unseren Konzertbetrieben anscheinend ständig museale Musik aufgeführt wird. Aber wer sind denn die Konsumenten? Wir haben nicht annähernd die Chancen ergriffen, die Musik der Hochblüte der Klassik (allgemein also von Frühbarock bis Spätromantik)den Menschen allgemein zugänglich zu machen. Ich sehe deshalb das Wirken von Menschen wie Barenboim oder LangLang (wiederum nur einige Stellvertreter für viele Andere)als ungeheuer wichtig an, die durch ihr Engagement in Schulen, Universitäten und in Schüler- und anderen Orchestern Breitenwirkung erzielen.
Meine These: Erst wenn ausreichend viele Menschen diese Musik wirklich kennen und verinnerlicht haben, wozu man ihnen die Chance geben muss, kann sich aus der Mitte der Bevölkerung etwas Neues abzeichnen, was dann hoffentlich tragfähig wird.
Was dringend reformiert werden sollte ist der moderne Konzertbetrieb, der ungeachtet der tollen Leistungen der Interpreten, ein Sumpf ist, in dem sich musikferne Manager austoben.