Zwei Gräber in Bayreuth

[Walter]

Das Grab Richard Wagners

Am 1. November wird Allerheiligen gefeiert. Das ist für mich mal ein Anlass, an zwei Gräber zu erinnern, die ich in diesem Jahr besucht habe.

Das erste Grab ist das Richard Wagners auf der Rückseite der Villa Wahnfried in Bayreuth, die dem Hofgarten zugewandt ist. Richard und Cosima hatten ihre künftige Grabstätte immer vor Augen, wenn sie auf den Balkon ihrer Villa traten oder zum Fenster hinaus in den Hofgarten blickten.

Richard Wagner starb in Venedig und wurde 1883 in der Gruft hinter der Villa Wahnfried mit wenig Pomp beigesetzt. Auf dem riesigen Marmordeckel steht … nichts. „Die Leute werden schon wissen, wer hier liegt“, war seine Anweisung, die Marmorplatte unbeschriftet zu lassen.

 

[Walter]

Das Grab Franz Liszts

Drei Jahre später starb Franz Liszt im Nachbarhaus zur Villa Wahnfried. Heute ein Liszt-Museum. Franz Liszt wünschte sich für die letzte Ruhe ein ganz normales Grab auf einem Friedhof. Die Nachwelt hat die Grabstelle mit einer Kapelle versehen und das Kapellchen nach einem Bombenschaden im zweiten Weltkrieg wieder hergestellt. Ungarn aus Liszts Heimat kümmern sich um den Schmuck am Grab ihres großen Landsmanns.

Mich würde interessieren, wer den Psalmtext und das Hiobzitat (ich weiß, dass mein Erlöser lebt) über dem Eingangsportal der Kapelle rausgesucht hat – habe leider nichts gefunden. Ein so klares Bekenntnis zum Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs!
Liszt hat seine Bibel gekannt und ich bin überzeugt, dass er seine niederen Weihen der katholischen Kirche nicht als Folklore oder als künstlerische Marotte verstanden hat. – Er hat von seinen Erlöser gewusst.

Ob Richard Wagner von einem Erlöser gewusst hat? In dieser Beziehung taugen seine Erlöser und Erlöserinnen aus seinen Dramen wohl nicht.

 

[agraffentoni]

Auf dem riesigen Marmordeckel

habe ich bei einem Besuch ein Mobiltelefon gefunden und an der Information abgegeben.
Die Dame dort meinte, dass das ungewöhlich sei, normalerweise legen die Leute Blumen hin...