Zwei-Akkord-Funk mit Schnappatmung

Dabei seit
6. Dez. 2011
Beiträge
1.625
Reaktionen
1.428
Ihr Lieben,

Bei Live-Gigs auf Amateur-Niveau ist es sehr oft frustrierend, wenn man hinterher nur ein paar verwackelte Handyvideos mit schrill-klirrendem Sound zur Erinnerung hat. Natürlich kann man sich ein mehr oder weniger professionelles Kamerateam dazu buchen, aber das ist irgendwie dekadent, uncool und nicht zuletzt teuer.

Wir haben es dieses mal so gemacht: Von unserem digitalen Mischpult hat der Bassist alle Spuren mit seinem Laptop aufgenommen und hinterher zuhause optimiert und abgemischt. Außerdem haben wir von zwei Stativen mit Handys den ganzen Auftritt gefilmt (immerhin zwei... in Froschperspektive, na gut) und daraus dann versucht eine halbwegs ansprechde Filmsequenz zu basteln. Der Sound ist besser als der Film, aber das Ergebnis ist für ohne Kamerateam doch einigermaßen salonfähig bzw. fürs Youtube-Zeitalter geeignet.

Ach ja, und da war ja auch noch die Musik:

Es ist der denkbar simpelste Zweiakkord-Funk (I- / IV7) und das auch noch in E, der aber trotzdem nicht langweilig wird, zumindest nicht beim Spielen. Und diese verboten-abgenudelte Nummer ist irgendwie nicht tot zukriegen. In den Solopassagen haben wir versucht die Harmonik ein bisschen aufzupeppen. Der Keyboarder, der so gerne Pianist geworden wäre, trägt das Hammond-Orgel-Gefauche und ein Rhodes-Solo (klirrt leider trotz allem ein bisschen) ab 3:33 bei.

Die Sängerin hat dem Bassisten hinterher vorgeworfen, er hätte ihre [Zitat] "Schnappatmung und das Gestöhne" wegmischen sollen, aber das hat er nicht besser hingekriegt oder er hatte keine Lust mehr. Auf diese Weise blieb aber auch viel Authentizität erhalten...

Viel Spaß!

LG

TJ

 
Zuletzt bearbeitet:
Es ist der denkbar simpelste Zweiakkord-Funk (I- / IV7), der aber trotzdem nicht langweilig wird, zumindest nicht beim Spielen. Und diese verboten-abgenudelte Nummer ist irgendwie nicht tot zukriegen. In den Solopassagen haben wir versucht die Harmonik ein bisschen aufzupeppen. Der Keyboarder, der so gerne Pianist geworden wäre, trägt das Hammond-Orgel-Gefauche und ein Rhodes-Solo (klirrt leider trotz allem ein bisschen) ab 3:33 bei.
Ich finde es sehr gelungen und ziemlich groovy! ("sehr groovy" schreibe ich lieber nicht, sonst könnte mich @hasenbein als unkritisch betrachten ;-) )
Und die Zwei-Akkord-Folge wirkt aufgrund des coolen Arrangements keineswegs einfältig, sondern durch die Behandlung der Instrumente, des Umgangs mit dem Rhythmus und nicht zuletzt durch die Nutzung der dorischen Skala sehr kreativ!
Die Sängerin hat dem Bassisten hinterher vorgeworfen, er hätte ihre [Zitat] "Schnappatmung und das Gestöhne" wegmischen sollen, aber das hat er nicht besser hingekriegt oder er hatte keine Lust mehr. Auf diese Weise blieb aber auch viel Authentizität erhalten...
Ähh ... das gehört doch zum Style und zur Performance dazu ...
 
Zuletzt bearbeitet:
Was es primär davon abhält, sehr groovig zu sein, ist das ungenaue Timing des Bassisten. Insbesondere bei den Sechzehntel-Offbeats wird das deutlich.
So'ne Musik ist halt anspruchsvoll, auch ich als Profi habe Respekt davor, wenn es darum geht, so was zu spielen, was eisenhart durchgrooven muss.
 
Und die Zwei-Akkord-Folge wirkt aufgrund des coolen Arrangements keineswegs einfältig, sondern durch die Behandlung der Instrumente, des Umgangs mit dem Rhythmus und nicht zuletzt durch die Nutzung der dorischen Skala sehr kreativ!
War mir noch gar nicht klar, dass das Rumnüdeln mit der dorischen Skala über ne II-V-Schleife voll kreativ ist! :lol: :lol: :lol:
 
Was es primär davon abhält, sehr groovig zu sein, ist das ungenaue Timing des Bassisten. Insbesondere bei den Sechzehntel-Offbeats wird das deutlich.
So'ne Musik ist halt anspruchsvoll, auch ich als Profi habe Respekt davor, wenn es darum geht, so was zu spielen, was eisenhart durchgrooven muss.
...dem kann ich nicht widersprechen, (semi-) professionelle Amateur-Bassisten findet man selten. Das fällt natürlich im Intro am meisten auf, aber wahrscheinlich hast du wieder mal das Hören abgebrochen, sobald Dir der erstbeste negativ tingierte Kommentar in den Sinn kam. Ich habs gestern abend noch gesehen, aber nicht gelesen, weil ich das schöne Dopamin-Bad mit in die Nacht nehmen und mir nicht durch einen Hasi-Kommentar kontaminieren wollte. Hat funktioniert!

Ich habe den Gebrauch von Dorisch nicht als kreativ deklariert. In E- (und einigen anderen Tonarten) improvisiere ich seit 35 Jahren und denke ich nicht mehr über die Skala nach. Das ist mit der Zeit ein Default-Modus geworden.

Aber es gibt da so eine fast schon tiefenpsychologische Dimension des Dorischen in diesem Kontext: Wenn man als Teenager (zumindest in meinem Fall in den frühen 90ern in der Provinz) mehr will als das pentatonische Schülerband-Geschrammel, dann ist dorisch ein erster Schritt, weil das schon so ein ganz bisschen nach Kind of Blue, Tyner und Hancock klingt. Wow, der improvisiert in Dorisch... voll der Jazzer! (zumindest in diesem Alter). Aber da liegt auch schon das Problem, weil die Rampensäue und Platzhirsche von den angesagten Gitarren-Bands, die nicht mehr als Pentatonik können und deswegen nicht wollen, das oft zu lyrisch/sphärisch und deshalb uncool und intellektuell-verschwurbelt finden. Und man will ja dabei sein und kein verkopfter Jazz-Nerd, die Situation ist also schizophren. An diesem "Scheideweg" habe ich für meinen Teil 15 Jahre lang verharrt, bevor ich mit Anfang 30 im Rahmen meiner Möglichkeiten mit dem Jazz Ernst gemacht habe.

Dorisch kann also ein Anfang sein, aber auch nicht mehr.

Und wenn Du die Aufnahme durchgehört hättest @hasenbein , dann wäre Dir als Profi mit Respekt vor der Musik aufgefallen, dass in meinem Genüdel doch geringfügig mehr drinsteckt als dorisch.

Gegroovt haben wir schon mal besser, aber es ist eben wie es ist... :trink068:
 
Zuletzt bearbeitet:
Mein Spott bzgl. dorisch ging überhaupt nicht gegen Dich, sondern ich bezog mich lediglich auf Demians Aussage :coolguy:
 
Mir gefällt auch sehr gut, was Ihr aus den zwei Harmonien macht! Ich finde auch das ganze Konzept ziemlich harmonisch, die Soli sind reizvoll aber nicht aufdringlich, die Sängerin ist sehr ausdrucksstark.
Ihr macht Musik, das ist klasse!
Der Schlagzeuger gefällt mir auch, meistens meckere ich an denen rum...
 
Mir gefällt auch sehr gut, was Ihr aus den zwei Harmonien macht! Ich finde auch das ganze Konzept ziemlich harmonisch, die Soli sind reizvoll aber nicht aufdringlich, die Sängerin ist sehr ausdrucksstark.
Ihr macht Musik, das ist klasse!
Der Schlagzeuger gefällt mir auch, meistens meckere ich an denen rum...
Vielen Dank! In diesem Business sind vor allem Gitarristen, die unaufdringlich aber trotzdem reizvoll spielen, selten. Werde an den Schlagzeuger weiterleiten...
 
Ja, das mit dem Groove ist gelegentlich schon 'mal ganz leicht wackelig. Liegt aber nicht nur am Bassisten. Der spielt aber immerhin schon über dem Niveau vieler Amateurtieftöner. Ab und an einen Vierer- oder Achtertaktblock geslapt hätte dem Ganzen auch gut getan.
Ansonsten reichen zwei Akkorde völlig aus. Das Ding muss grooven, dann reicht auch einer.
Ich empfehle noch einen Klick im Ohr.

CW
 

Zwei Akkorde reichen aus: Ja. Klick im Ohr: Nein, führt nicht zu mehr Groove.

1974 Herbie Hancock, Album "Headhunters". "Chameleon" wird megaviel schneller. Und schadet das dem Stück? Nein, es groovt durchgehend total.

Klick braucht man nur in bestimmten Pop- oder Filmmusiksituationen. Oder wenn man mit echt schlechten Leuten spielt und sich nicht anders zu helfen weiß.
 

Zurück
Top Bottom