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hallo,
da hat gubu doch eine sehr bedenkenswerte Perspektive genannt: den Hörer! An diesen wendet sich doch jede Musik.
daran knüpft sich folgende Überlegung: Musik war und ist sicher nicht immer so konzipiert und konstruiert worden, dass sie sich einzig und allein an einen kleinen Kreis von Musikwissenschaftlern und Interpreten wendet (also eine Gruppe, die sehr analytisch wahrnimmt) - sie wendet sich an eine etwas breitere, im weitesten Sinne "kultivierte" oder wenigstens interessierte Gruppe. UND sie wendet sich natürlich auch an Hörer, die etwas ZUM ERSTEN MAL hören!!!
Ich bin überzeugt, dass jeder schon dieses Erlebnis hatte: man hört ein Musikstück zum ersten mal. Begreift man gleich alles? Erkennt man gleich jede Wiederholung (oder zählt man sie gar beim ersten Hören?)?
Wiederholungen können unter diesem Aspekt - also sich an einen Hörer zu wenden, dem man etwas neues mitteilt - auch den ziemlich guten Zweck haben, den überraschten Hörer nicht zu überfordern sondern im Gegenteil ihm die Möglichkeit zu bieten, sich schon beim ersten hören mindestens partiell im neuen "unerhörten" Stück heimisch zu fühlen.
Diese Möglichkeit sollte man Musikstücken gleich welcher Art nicht absprechen - natürlich ist jedes zweite und weitere Hören anders als das erste! Und natürlich ist wiederum die Beschäftigung (üben etc) und das Aufführen von einem Musikstück etwas anderes (klar: der/die Spieler/in übt & hört alles weitaus öfter und kann die Geduld verlieren - es sei denn, man will beim spielen auch die erreichen, für die es neu ist und dann zählt zum Verständnis des Musikstücks auch dazu, sich in dieses und in seine WirkungsabsichtEN hineinzuversetzen). Einen faden Krimi wird man kein zweites mal lesen wollen - "Schuld und Sühne" (als ein Beispiel, es gibt viel mehr) wird auch beim zweiten Lesen nicht langweilig, obwohl man die Antwort auf die krimitypische Frage "who has done it" längst kennt.
Wenn man in den Wiederholungen also den Sinn des "bekannt machens" gönnt, dann bewirkt man bei dem Hörer, der etwas zum erstenmal hört, dass er Veränderungen und Varianten schon wahrnehmen kann.
...und Überdruss kann sich bei allem, was man zu gut kennt (oder zu kennen glaubt) einstellen - da müssen nicht einmal die Wdhs schuld sein: man kann auch eines kompletten Musikstücks überdrüssig werden, wenn man es zu oft gehört hat (das ging mir mal mit Beethovens 5. so... erst Jahre später hab ichs wieder anhören können) - - - zu oft hören konnte man mangels CDs etc im 18. Jh. nicht, das geht uns heute so.
mir scheint hier ein weiterer Grund vorzuliegen, die diskutierten Wdhs nicht in Bausch und Bogen zu verdammen.
Gruß, Rolf
da hat gubu doch eine sehr bedenkenswerte Perspektive genannt: den Hörer! An diesen wendet sich doch jede Musik.
daran knüpft sich folgende Überlegung: Musik war und ist sicher nicht immer so konzipiert und konstruiert worden, dass sie sich einzig und allein an einen kleinen Kreis von Musikwissenschaftlern und Interpreten wendet (also eine Gruppe, die sehr analytisch wahrnimmt) - sie wendet sich an eine etwas breitere, im weitesten Sinne "kultivierte" oder wenigstens interessierte Gruppe. UND sie wendet sich natürlich auch an Hörer, die etwas ZUM ERSTEN MAL hören!!!
Ich bin überzeugt, dass jeder schon dieses Erlebnis hatte: man hört ein Musikstück zum ersten mal. Begreift man gleich alles? Erkennt man gleich jede Wiederholung (oder zählt man sie gar beim ersten Hören?)?
Wiederholungen können unter diesem Aspekt - also sich an einen Hörer zu wenden, dem man etwas neues mitteilt - auch den ziemlich guten Zweck haben, den überraschten Hörer nicht zu überfordern sondern im Gegenteil ihm die Möglichkeit zu bieten, sich schon beim ersten hören mindestens partiell im neuen "unerhörten" Stück heimisch zu fühlen.
Diese Möglichkeit sollte man Musikstücken gleich welcher Art nicht absprechen - natürlich ist jedes zweite und weitere Hören anders als das erste! Und natürlich ist wiederum die Beschäftigung (üben etc) und das Aufführen von einem Musikstück etwas anderes (klar: der/die Spieler/in übt & hört alles weitaus öfter und kann die Geduld verlieren - es sei denn, man will beim spielen auch die erreichen, für die es neu ist und dann zählt zum Verständnis des Musikstücks auch dazu, sich in dieses und in seine WirkungsabsichtEN hineinzuversetzen). Einen faden Krimi wird man kein zweites mal lesen wollen - "Schuld und Sühne" (als ein Beispiel, es gibt viel mehr) wird auch beim zweiten Lesen nicht langweilig, obwohl man die Antwort auf die krimitypische Frage "who has done it" längst kennt.
Wenn man in den Wiederholungen also den Sinn des "bekannt machens" gönnt, dann bewirkt man bei dem Hörer, der etwas zum erstenmal hört, dass er Veränderungen und Varianten schon wahrnehmen kann.
...und Überdruss kann sich bei allem, was man zu gut kennt (oder zu kennen glaubt) einstellen - da müssen nicht einmal die Wdhs schuld sein: man kann auch eines kompletten Musikstücks überdrüssig werden, wenn man es zu oft gehört hat (das ging mir mal mit Beethovens 5. so... erst Jahre später hab ichs wieder anhören können) - - - zu oft hören konnte man mangels CDs etc im 18. Jh. nicht, das geht uns heute so.
mir scheint hier ein weiterer Grund vorzuliegen, die diskutierten Wdhs nicht in Bausch und Bogen zu verdammen.
Gruß, Rolf