Wer waren die Komponisten des Notenbüchleins von Anna Magdalena Bach

F

Franzine

Dabei seit
19. Jan. 2025
Beiträge
8
Reaktionen
8
Hallo, mich beschäftigt zur Zeit die Frage nach den Komponisten der Werke aus dem Notenbüchlein, deren Namen uns nicht bekannt sind. Insbesondere frage ich mich, wer die Komponisten des Menuetts BWV Anh 116 und der Musette BWV Anh 126 sein mögen. Sind Euch Spekulationen hierzu bekannt, oder auf wen tippt ihr als Komponisten?

Ich selbst gehe davon aus, dass das Menuett BWV Anh 116 von Christian Petzold stammen wird, weil sie vom selben Stil ist wie seine (anderen) beiden Menuette (BWV Anh 114 und 115). Bei der Musette kann ich mir vorstellen, dass Carl Phillip Emanuel Bach sie vielleicht geschrieben hat. Aber was meint Ihr?
 
Ich vermute eher, daß Bach mit BWV Anh. 116 zeigen wollte, was man mit dem motivischen Material der beiden „netten“ Petzold-Menuette hätte machen können. Jedenfalls ist die kompositorische Qualität wesentlich besser als die der Petzold-Menuette.
 
Woran genau machst Du das fest? Kannst Du an ein paar Notentextstellen genauer beschreiben, was genau Du meinst? Es interessiert mich wirklich!
 
Ich vermute eher, daß Bach mit BWV Anh. 116 zeigen wollte, was man mit dem motivischen Material der beiden „netten“ Petzold-Menuette hätte machen können. Jedenfalls ist die kompositorische Qualität wesentlich besser als die der Petzold-Menuette.

Echt jetzt? In diesem Menuett finde ich weder besonderen Einfallsreichtum noch besonders elegante Satztechnik. Am "originellsten" ist noch die Dissonanzauflösung in Takt 15, die macht aber auch eher einen unbeholfenen Eindruck.
 
Vergleicht man das Menuett BWV Anh. 116 mit den Menuetten aus Bachs Partiten und Suiten, kommen schon Zweifel an der Urheberschaft Bachs an diesem doch sehr simplen und kontrapunktisch vollkommen banalen Stückchen. Ich halte es eher für die Kompositionsübung eines noch recht jungen Schülers. Aber letztlich bleibt das alles reine Spekulation.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bach muss das Stück aber gefallen haben, sonst hätte er es nicht ins Notenbüchlein aufgenommen.
 
Naja, ist ja das Notenbüchlein für Anna Magdalena. Also die Sammlung von Stücken, die nicht viel taugen (a.k.a. Resterampe), aber für Frauen, die auch mal ein bisschen klimpern dürfen, sofern die Erziehung der 10 Bälger mal 15 Minuten Pause erlaubt, reicht's.
 
Naja, ist ja das Notenbüchlein für Anna Magdalena. Also die Sammlung von Stücken, die nicht viel taugen (a.k.a. Resterampe), aber für Frauen, die auch mal ein bisschen klimpern dürfen, sofern die Erziehung der 10 Bälger mal 15 Minuten Pause erlaubt, reicht's.
Jedem seine Meinung! Ich teile sie nicht. Die Stücke hätten es nicht in heutige Anfänger-Klavierschulen gebracht, wenn sie nicht entsprechende Qualität hätten.
 
Liebe Franzine,

vielleicht helfen dir diese links weiter.


Nach den zwei Partiten am Anfang von Bach hat Anna Magdalena selbst entschieden, was in das Notenbüchlein aufgenommen wird.

@hasenbein: Anna Magdalena war eine renommierte Sopranistin, die mindestens bis 1730 auftrat. Außerdem hatte sie Dienstpersonal.

Liebe Grüße

chiarina
 

Bach muss das Stück aber gefallen haben, sonst hätte er es nicht ins Notenbüchlein aufgenommen.

Wahrscheinlich hat er eher resgniert den Kopf geschüttelt, der reaktionäre alte Knochen. ;)

Zitat aus der von @chiarina verlinkten Henle-Ausgabe:

Viele kleinere Klavierstücke und Choral- und Lied-
bearbeitungen stammen von zeitgenös-
sischen Komponisten und den Söhnen
Bachs. Diese Beiträge sind durchweg im
neuen musikalischen Stil des Nachba-
rock und der Vorklassik gehalten und
spiegeln den gegenüber den Komposi-
tionen J. S. Bachs veränderten musikali-
schen Geschmack der Zeit wieder.
 
Nach den zwei Partiten am Anfang von Bach hat Anna Magdalena selbst entschieden, was in das Notenbüchlein aufgenommen wird.
Tso, tso, hat Herr Käthe äh... Herr Anna also selbstens entschieden?
@hasenbein: Anna Magdalena war eine renommierte Sopranistin, die mindestens bis 1730 auftrat. Außerdem hatte sie Dienstpersonal.
Orrr, neee!

Haben die das in dieser neulichen Weihnachtsgeschichte so erzählt? Sonst glaube ich es nicht...


Vielen Dank für diese interessanten Details! :super:
 
Eigentlich hatte ich gefragt, was ihr vermutet, welche Komponisten welches der kleinen Stücke geschrieben bzw. komponiert haben könnte. Es ging mir nicht um eine Einschätzung der Qualität der Stücke, oder was JS Bach davon gehalten haben könnte.
 
Hallo, mich beschäftigt zur Zeit die Frage nach den Komponisten der Werke aus dem Notenbüchlein, deren Namen uns nicht bekannt sind. Insbesondere frage ich mich, wer die Komponisten des Menuetts BWV Anh 116 und der Musette BWV Anh 126 sein mögen. Sind Euch Spekulationen hierzu bekannt, oder auf wen tippt ihr als Komponisten?

Ich selbst gehe davon aus, dass das Menuett BWV Anh 116 von Christian Petzold stammen wird, weil sie vom selben Stil ist wie seine (anderen) beiden Menuette (BWV Anh 114 und 115). Bei der Musette kann ich mir vorstellen, dass Carl Phillip Emanuel Bach sie vielleicht geschrieben hat. Aber was meint Ihr?
Was erinnert Dich an C.P.E. Bach bei der Musette? Vielleicht die chromatischen Takte im 2. Teil? Im Vergleich zu den anderen Stücken von ihm in der Sammlung, in denen eine Vielzahl von charakterischen Phrasen und Wendungen zu finden ist, tue ich mir mit der Identifikation nicht leicht.
 
Bin mir auch nicht sicher damit. Wie soll ich sagen ... es "klingt irgendwie nach ihm"? Das Stück vermittelt mir eine sehr ähnliche Atmosphäre bzw. ein ähnliches Gefühl wie seine anderen kleinen Stückchen in dem Büchlein. Besonders auffällig finde ich seine Vorliebe für "Bässe".
 
Naja, ist ja das Notenbüchlein für Anna Magdalena. Also die Sammlung von Stücken, die nicht viel taugen (a.k.a. Resterampe), aber für Frauen, die auch mal ein bisschen klimpern dürfen, sofern die Erziehung der 10 Bälger mal 15 Minuten Pause erlaubt, reicht's.
Wieder eine typisches Beispiel, wie in völlige Unkenntnis historischer Tatsachen völlig fasche Dinge behauptet bzw. stark verzerrte Bilder gezeichnet werden -nämlich das Bild der von zehn schreienden Kindern umringten Hausfrau, die gerade mal noch Zeit hat, sich mit minderwertigen Menuetten zu beschäftigen.
Also: Anna Magdalena Bachs Aufgabe war es, den sehr großen Haushalt (ca 30 Personen, neben den Kindern auch Schüler, die oft wie damals üblich im Hause des Lehrers Logie hatten, andere Verwandte, Dienstboten etc.) und auch etliche musikalische bzw. kaufmännische Tätigkeiten wie den Instrumentenverleih etc. zu mangen - organisatorisch und auch finanziell.
Putzen, kochen, Wäsche waschen, die Öfen beheizen etc., für all das hatte sie Dienstboten, das musste sie nicht tun.
Ihre musikalische Bildung und ihr Verständnis für Musik war sehr hoch, schließlich war sie selbst professionelle Sängerin.
Sie hat sich fortwährend mit der Musik und den Aufführungen ihres Mannes beschäftigt, viele seiner Werke kopiert bzw. Stimmaterial hergestellt (hier eine Liste der erhaltenen Autographen https://mugi.hfmt-hamburg.de/receive/mugi_person_00000032). Sie war also an den Vorbereitungen der Kantatenaufführungen beteiligt und hat auch nach Bachs Tod bis zum Dienstantritt des Nachfolgers die Kantatenaufführungen organisiert.
Für so bedeutende Werksammlungen wie die Solosuiten für Cello ist ihre Abschrift die wesentliche, sehr zuverlässige Quelle.
 
Zuletzt bearbeitet:

Zurück
Top Bottom