Ich kann mich echt nur über wundern über soviel Weicheier-Getue! Als würde sich der verlassene KL weinend im Bett wälzen und anschließend entleiben ...
"Ich kündige hiermit fristgerecht den Klavierunterricht aus privaten Gründen."
Die wahren Kündigungsgründe interessieren niemanden, auch den KL nicht. Denn liegt es an seiner Unterrichtsqualität, wird er entsprechende Einlassungen eines Ex-Schülers nicht annehmen wollen oder können.
Lieber schmickus,
das nenne ich mal eine steile These! Ein Klavierlehrer, dessen Unterrichtsqualität für einen Schüler nicht passt, soll demnach nicht kritikfähig und auch nicht interessiert an Kritik sein?
Dabei gibt es Klavierlehrer, die
1. frischgebacken von der Hochschule noch nicht viel Unterrichtserfahrung besitzen, aber methodisch-didaktisch etwas drauf haben
2. frischgebacken von der Hochschule noch nicht viel Unterrichtserfahrung besitzen, aber methodisch-didaktisch deutliche Mängel aufweisen
3. Erfahrene Klavierlehrer, die sich fortbilden und ihren Unterricht zu verbessern suchen
4. Erfahrene Klavierlehrer, die sich auf einen 0815-Stiefel eingestellt haben
5. Klavierlehrer, die gut sind, deren Methodik aber nicht jedem passt
6. Klavierlehrer, die menschlich passen, aber fachlich nicht
7. Klavierlehrer, die fachlich passen, aber menschlich nicht
8. Klavierlehrer, die auch beim besten Bemühen eine mangelnde Unterrichtsqualität zeigen
9. Klavierlehrer, die bei wenig Bemühen eine mangelnde Unterrichtsqualität zeigen
......
Es gibt also so viele unterschiedliche Klavierlehrer wie es unterschiedliche Schüler gibt. Die von dir hergeleitete Korrelation schlechte Unterrichtsqualität - keine Kritikfähigkeit ist eine sicherlich vorhandene, aber keine ausschließliche.
Wo ich aber mit dir (fast) einer Meinung bin: ich bin etwas erschüttert darüber, wie schwer es offensichtlich fällt, zu kündigen und die wahren Gründe zu benennen. Feedback ist doch etwas völlig normales und wenn das ein Klavierlehrer nicht aushält, sollte er seine Lehrertätigkeit hinterfragen. Die Effektivität und Evaluation von Unterricht ist immer schwierig und Feedback ein sehr wichtiges Instrument. Der Lehrer kann immer noch selbst entscheiden, ob er das Feedback annimmt oder nicht.
Ich möchte außerdem ausdrücklich dazu ermuntern, dem Lehrer während des Unterrichtsverhältnisses schon zu sagen, wenn etwas ernsthaft stört. Wie soll denn ein gemeinsames Arbeiten möglich sein, wenn man sich nicht vertraut, wenn man mit Dingen, die einem wichtig sind, hinter dem Berg hält? Für mich ist das vollkommen unvorstellbar. Es ist sehr bedauerlich, wenn, wie hier geschildert, dieser Mut zum Gespräch vom Schüler gefasst wird und der Lehrer nichts ändert.
Ich wünsche mir, dass grundsätzlich mit Konflikten in einer offenen und empathischen Haltung umgegangen wird. Ich wünschte, dass Konflikte als normal angesehen werden - dann würden sie auch nicht mit so vielen Ängsten und Bedenken belegt. Ich verstehe, dass ein Schüler keine Lust hat, mit einem Lehrer, mit dem er sowieso ein Problem hat, auch noch konfliktbeladene persönliche Gespräche zu führen. Bei ernsthaften fachlichen Mängeln kann man außerdem sowieso wenig/nichts machen.
Aber wie schön wäre es, wenn man einfach sagen könnte, was man denkt, auf Interesse stößt, das Problem ruckzuck gelöst wird und man sich den schönen Dingen des Lebens, weswegen man ja Unterricht nimmt, frohgemut zuwendet!
Liebe Grüße
chiarina