Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann!
klingt griffig und einleuchtend - ja der Kugelkopf und seine zahllosen Denkrichtungsmöglichkeiten
...aber dann kommt als Spaßbremse der große amerikanische Philosoph Marsellus Wallace mit seinem berühmten Kernsatz "wir wollen nicht denken, wir wollen wissen"*)
Was tun? In amüsantes Geblödel abschweifen (dafür votiere ich!) oder beim Thema bleiben? Mit einem Buhuhu-Beigeschmack wurde erwähnt, dass die erworbenen Fähigkeiten versagen, wenn es richtig schwierig wird. Und das ist tatsächlich bei gut 97% aller Klavierenthusiasten der Fall. Es nützt niemandem, wenn man das schönreden möchte: Hobbyspieler, selbst wenn sie wunderschön alle Schubert Impromptus spielen können**), versagen wenn sie im Tempo Prokovevs Suggestion, Skrjabins patetico Etüde oder Paganini/Liszt La Campanella spielen wollen. Man kriegt bestenfalls ein klang- und ausdrucksloses gerade-noch-knapp-unter-tempo Gelingen voller Mühsal und Anstrengung zu hören. Je höher der manuelle Schwierigkeitsgrad, umso deutlicher wird der Unterschied zu den Profis hörbar. Peng. Aus.***)
Da kann man auf den tröstlichen Gedanken (weil der Kopf ja rund ist) verfallen, es gäbe weiterführende Techniken und Tricks, die einem gemeinerweise nur selten gezeigt werden. Fatalerweise gibt es dergleichen aber nicht! Nochmal wiederholt am Beispiel der Oktavrepetition: die leichten Regentropfen enthalten schon die Grundlage für Erlkönig und Campanella, der harmlose Trauermarsch (Mendelssohn) enthält schon die Grundlage für Liszts Liebestod (Akkordrepetitionen). Gemeinerweise aber hat der liebende Vater überm Sternenzelt es so eingerichtet, dass man einfachere Sachen auch ohne die richtigen Bewegungsmuster hinkriegen kann und dass gut 95% der Klavierspieler damit zufrieden sind... zusätzlich ist im Schöpfungsplan verzeichnet, dass selbst bei richtigen Bewegungsmustern für extreme Anforderungen jahrelanges exzessives Training nötig ist! Unter diesen Bedingungen ist es nun wahrlich kein Wunder, dass die meisten mit virtuosem Zeugs schlicht überfordert sind.
Pech hat natürlich derjenige, der im Unterricht nicht die notwendigen Bewegungsmuster eingebläut kriegt... (kann man am Beispiel der kinderleichten Regentropfen am Handgelenk sehen!) ...und Pech hat, wer glaubt, er könne nach jahrzehntelangem 1-2 Stunden täglich üben das aufholen, was andere mit mehr Training und mus. Talent erreicht haben.
...mag ernüchternd und ärgerlich sein, aber glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist
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*) Cineasten wie
@Revenge finden den unschwer und lachen sich schlapp
**) und das ist technisch keine kleine Leistung, musikalisch ist es eine riesige Leistung!!!
***) Beethovens Groschenwut ist kein manuelles Wunderwerk, trotzdem wird keiner der hier versammelten Klavierliebhaber das Ding wie Kissin spielen können, auch nicht wie in weniger rasantem Tempo Kempff