Was ich an meinem Klavierlehrer toll finde

Meine Lehrerin!

"Wie du spielst, das klingt, wie greifen Hand in Eimer mit Marmelade und machen FLATSCH!"
Huha! Super Spruch! Ich kann es mir bildlich vorstellen...! :p :D
Was ich an meienr Klavierlehrerin am bewunderswertesten finde, ist ihr RIESEN Engagement.
Sie ist echt einmalig, kenn da niemanden sonst, der jedes Wochenende reinsteckt und mehrmals unter der Woche bis 22:00 Uhr oder so was unterrichtet. Sie opfert ihre freien Tage, Ferien- oder Feiertage, um mir noch ne Stunde zu geben (zusätzlich, unbezahlt), wenn der Schüler vor mir ausfällt, kann ich früher kommen und krieg an die 2h Unterricht, wenn ich nicht irgendwann was sage, weil ich fertig bin und nicht mehr kann, sie organisiert notfalls nur für mich ein Vorspiel, wenn sie der Meinung ist, dass jetzt unbedingt eins her muss, weil ich ein Stück fertig hab...
Das ist echt genial!
Sie fragt mich immer nach dem korrekten Deutsch (sie kommt aus St. Petersburg, ist aber seit 15 Jahren in Deutschland und spricht super deutsch, nur mit so süßen Fehlern wie: Beethoven war Linkshändler :p )
Das beste überhaupt: Über die Weihanchtsferien durfte ich auf ihrem Familienflügel üben und hab den Schlüssel für ihr Studio bekommen, als sie verreist waren! YEAH!:keyboard: So musste ich die Leute zu Hause und die Nachbarn nicht mehr nerven!
 
Wow, also das nenn ich mal Beigeisterung und Freude an seinem Job. So einen Klavierlehrer würde sich jeder wünschen.
 
@ b flat: glatter Wahnsinn, deine Lehrerin - dieses Engagement, Selbstlosigkeit. Zeigst du ihr auch manchmal, wieviel ihr Engagement dir bedeutet? Vielleicht würde sie sich über einen selbstgepflückten Fliederstrauss oder sowas freuen (nur mal so eine Idee...).

Meine Lehrerin ist eine Künstlerin mit allen damit verbundenen Begleiterscheinungen, auf der einen Seite sehr sensibel, andererseits auch knallhart. Der Unterricht ist dermaßen intensiv, dass man mich fast auswringen kann nach einer Stunde.

Ich schätze an ihr, dass sie es für die Umsetzung eines bestimmten musikalischen Ausdrucks nicht dabei bewenden lässt, wie die (gemeinsam erarbeitete und formulierte) Zielvorstellung ist. Sie geht sicher, dass die Handhaltung, Fingersatz, die Bewegung der Handgelenke usw. für die Umsetzung dieses Ausdrucks passt.

Also, um z.B. auf den aktuellen "Klaviersing"-Faden zu kommen - niemals würde sie solche Sprüche loslassen, dass man sich keine übertriebene Hoffnungen auf ein Geheimrezept für gesangliches Klavierspiel machen sollte usw., ohne dass präzise sachdienliche Hinweise für konkret umsetzbare Schritte folgen....
Stattdessen zeigt sie einfach die Komponenten auf, die gesangliches Klavierspiel ausmachen (nur um ein Beispiel zu nennen). Also statt "blabla" und statt Mutrauben das Aufzeigen nachvollziehbarer Schritte, das Aufbröseln in Einzelkomponenten, um das eigene sangliche Spiel zu verbessern.

Das zeigt mir eben deutlich, dass es genauso viele verschiedene Qualitäten von Klavierlehrern gibt wie es verschiedene Qualitäten von Schülern gibt.
 
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@ mindenblues
Ja klar, sie hat von uns nach einem Wettbewerb, in dessen Vorfeld sie unglaublich viel extra organisiert hat, einen Blumenstrauß und nach längerem Hin- und Herüberlegen auch 100€ bekommen. Nimmt sie nicht gerne an.
Joa, das nehm ich mir jetzt mal vor, ihr vielleicht vor den Ferien ne Kleinigkeit à la Blumenstrauß oder so zu schenken.
Neulich hat meine Klavierlehrerin in einem Musikladen bei Noten aus dem Antiquariat zugeschlagen und mir einen Haydn-Sonatenband geschenkt, fand ich auch voll cool!
(Hab allerdings eigentlich noch gar nicht in den reingeguckt...)
 
@ b flat:

Wollte nur noch anmerken, dass das Verhalten deiner Lehrerin dir gegenüber nicht nur für die Lehrerin spricht, sondern auch für dich. Weil ich nicht glaube, dass sie jedem den Schlüssel geben würde, damit man auf ihrem Flügel üben kann, oder Noten schenkt oder - vor allem - Vorspiele organisiert, wenn ein neues Stück fertig ist. Wie lange spielst du schon, und was (bin nicht neugierig, will nur alles wissen :D).
 
mein alter Klavierlehrer

Entschuldigt bitte, wenn ich meinen Beitrag erst jetzt bringe, 38 Jahre, nachdem ich bei meinem verehrten Klavierlehrer Alfons Kade 1970 aufgehört habe.

Er war Flüchtling, in Prag geboren und kam aus einer richtigen böhmischen Musikantenfamilie. Über seine Ausbildung weiß ich nichts, er hatte aber zu meiner Klavierstundenzeit in Rottweil die Jugendmusikschule aufgebaut, bei der es keine Klavierstunden gab. Man war dort der Ansicht, dass die privaten Lehrer in der Stadt das ausreichend abdecken würden.

So hatte ich bei ihm privat Klavierunterricht. Mein Bruder hatte bei ihm ebenfalls Klavierunterricht und Cellounterricht. Ferner unterrichtete er an „seiner“ Musikschule Klarinette und Oboe. Als städtischer Musikdirektor hatte er die Stadtkapelle zu leiten (samt der Fasnetsumzügen, was er nicht gerne machte, entsprach nicht seinem eher introvertierten Wesen), leitete noch einen Kirchenchor und spielte Orgel.

Das Rottweiler Kammerorchester stand unter seiner Leitung und natürlich das Jugendorchester der Musikschule, in dem ich selbst jahrelang Geige spielte.

Im Klavierunterricht spielte er immer alles vor. Er war sehr sparsam mit Bemerkungen, bei einer ordentlich gelungenen Etüde aus der Schule der Geläufigkeit (wir haben alle 40 durchgemacht) sagte er mal: „Ich glaube, Du hast Dein Herz für die Technik entdeckt!“ Sein größtes Lob: „Es fängt an zu klingen!“

A propos gesangliches Spiel: er spielte praktisch nur vor und erklärte ein bisschen.

Ein Schubert Moment Musical klang von ihm ganz anders als von mir. Woran das lag, habe ich erst sehr viel später begriffen, es waren die verschieden stark gewichteten Töne innerhalb der Akkorde, die das Spiel farbig machten. Dazu hätte er bestimmt was sagen oder vorführen oder Übungen in dieser Richtung anbieten müssen. Aber er hat für unsere damaligen Verhältnisse auf Genauigkeit viel Wert gelegt – heute verlange ich von mir viel mehr Genauigkeit als er damals. Ich weiß heute auch, dass unser Klavier daheim solche Feinheiten nie mitgemacht hätte.

Vielleicht würde ich heute nicht mehr Klavier spielen, wenn damals zu hohe Maßstäbe angelegt worden wären.

Ich rechne Herrn Kade sehr hoch an, dass es ihm gelungen ist, in uns zwei Brüdern so viel Begeisterung zu wecken, dass ich heute noch spiele.

Das alles ist lang, lang her

Walter
 
Walter, das ist eine sehr schöne Geschichte! Falls du immer noch Geige spielst, würde ich mich sehr freuen, wenn du sie am 7.6. mitbringst.

Liebe Grüße,
Ute
 
............... Ein Schubert Moment Musical klang von ihm ganz anders als von mir. Woran das lag, habe ich erst sehr viel später begriffen, es waren die verschieden stark gewichteten Töne innerhalb der Akkorde, die das Spiel farbig machten. Dazu hätte er bestimmt was sagen oder vorführen oder Übungen in dieser Richtung anbieten müssen. Aber er hat für unsere damaligen Verhältnisse auf Genauigkeit viel Wert gelegt – heute verlange ich von mir viel mehr Genauigkeit als er damals. Ich weiß heute auch, dass unser Klavier daheim solche Feinheiten nie mitgemacht hätte.

Das war bei mir vor über 40 Jahren auch so. Ich habe mit 8 Jahren angefangen Klavier zu spielen, mit 14 habe ich dann leider aufgehört und über 40 Jahre pausiert. Meine damalige Klavierlehrerin hat insbesondere auf das richtige Notenspiel Wert gelegt, die musikalische Ausbildung war da noch Nebensache.

Ich schätze an meinem jetzigen Klavierlehrer, dass er es versteht, mich insbesonders musikalisch weiter zu bringen, er mir deutlich macht, wie wichtig die Musik an sich ist und nicht das fehlerlose Notenspiel und wie er es schafft, dass ich mich in die Musik hineinfallen lassen kann.

Ich nehme jetzt seit ca. 8 Monaten wieder Klavierunterricht. Der Unterschied vorher/nachher ist für mich erstaunlich und sowohl mein KL als auch ich hätten nie gedacht, dass ich solche Fortschritte gemacht habe. Meine Klavierspielsucht hilft da natürlich enorm, weil das Üben nicht zur Qual wird, sondern richtig Spaß macht.
 
Als ich am Mittwoch wieder Unterricht hatte, ist mir wieder eine mE sehr wichtige Fähigkeit eines Klavierlehrers aufgefallen:

Jeder kennt wohl das Phänomen: Nachdem ich mein Übungsstück zu hause jeden Tag immer wieder gespielt habe, einzelne Stellen hunderte Male wiederholt habe, klang das Stück richtig "ausgeleiert", einfach abgenutzt. Meine KL hat es geschafft dieses Werk wieder mit Leben zu füllen und den ausgeleierten Passagen wieder ihre Spannung und Dramatik zurückzugeben.

Wenn ich also nach Hause gehe ist das Stück, bei dem ich immer :mad:, wieder :kuss:

marcus
 
editiert......
 
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Nebst vieler andrer Dinge, die ich schätze und die mir gefallen, finde ich eine Fähigkeit meiner Klavierlehrerin sehr beachtlich und nützlich:
Sie kann mich, bzw. mein Spiel oder meine Interpretation erschreckend genau nachmachen.
Sie sagt dann "ok, das haben Sie jetzt so gespielt:..." und spielt los, und dann klingt es tatsächlich so, wie ich es gespielt habe, und weil ich nicht selbst spiele, fällt mir plötzlich auf, dass das noch nicht so das Gelbe vom Ei war...
 
Dass ich ihn "toll finde" ist mir klar (ich gehe sogar soweit zu sagen, dass ich mit keinem Meisterkurs glücklicher wäre :))
Was für mich aber etwas sehr entscheidendes ist; er hat mich dazu gebracht
Klavier üben und spielen zu wollen.
Und das dank ich ihm aus vollem Herzen.
 
Nebst vieler andrer Dinge, die ich schätze und die mir gefallen, finde ich eine Fähigkeit meiner Klavierlehrerin sehr beachtlich und nützlich:
Sie kann mich, bzw. mein Spiel oder meine Interpretation erschreckend genau nachmachen.
Sie sagt dann "ok, das haben Sie jetzt so gespielt:..." und spielt los, und dann klingt es tatsächlich so, wie ich es gespielt habe, und weil ich nicht selbst spiele, fällt mir plötzlich auf, dass das noch nicht so das Gelbe vom Ei war...

Wow, das klingt ja phänomenal. Das hätt ich auch gern!
Und trotzdem liebe ich meinen KL!
 
Also meine Klavierlehrerin ist immer mit Leib und Seele dabei. Sie ist ruhig und gelassen und erklärt einem alles sehr verständlich, so dass es einem leicht fällt, ihrem Unterricht zu folgen.

Mit ihr habe ich wohl einen Glücksgriff gelandet. Sie lobt mich immer in den größten Tönen, aber ich selbst denke immer, dass sie damit etwas "übertreibt".
Ich habe erst vor 10 Monaten angefangen und lerne einfach das was ich soll nach bestem Ermessen und Gewissen.

Warum man nichts negatives schreibt...
nun bei meiner Lehrerin kann ich sagen, das es wirklich nichts negatives zu berichten gibt.

Sie ist ein studierter Profi durch und durch. Vom Blatt spielen kann sie perfekt, sogar im richtigen Tempo und ohne Fehler. Sie hat zudem eine aus meiner Sicht makellose Technik, die sie mir auch Schritt für Schritt beibringt.

Also ich kann nur sagen, ich bin stolz so eine Klavierlehrerin zu haben.
 

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