"Visionäre" Momente der Klavierliteratur

Im heutigen Sinne kein Klavierstück, aber harmonisch für die Zeit sehr gewagt:


View: https://www.youtube.com/watch?v=tg50ozbZcqM



Neben vielen vor allem späten Werken von Beethoven könnte das hier kaum visionärer sein, insbesondere die letzte Fuge mit dem B-A-C-H-Thema natürlich:


View: https://www.youtube.com/watch?v=fWernPGyfwk



Das hier ist auch irgendwie etwas im Schatten von Op 53, 57, 106, 111 und Konsorten meiner Meinung nach durchaus visionär, da stecken irgendwie alle gängigen Epochen von Barock bis Romantik ein wenig drin:


View: https://www.youtube.com/watch?v=U-qdxKyR9PU



Irgendwie in gewisser Weise ein Vorläufer von u.a. Liszts h-Moll-Sonate und irgendwie einzigartig, seinerzeit aus einer Liedzeile so ein monumentales Werk zu schaffen:


View: https://www.youtube.com/watch?v=wAnhIV8wzw0




Über die Qualität lässt sich vielleicht streiten (ich mag es), dies ist aber zweifelsfrei auch seiner Zeit voraus:


View: https://www.youtube.com/watch?v=Zx_Wolki0dc
 
"Malédiction" für Klavier und Streicher von Franz Liszt.
 
Haltet mich für verrückt, aber mich faszinierte beim Lernen der Beethovensonate op. 31/1 im zweiten Satz immer folgende Stelle:
Bildschirmfoto 2020-05-11 um 16.30.04.png

Es ist natürlich sehr aus der Luft gegriffen, allerdings erscheint mir diese linke Hand immer wie eine Vorwegnahme seiner nächsten Sonate, der "Sturmsonate": Das Thema wird fast identisch gespielt und danach folgt ein von unten kommender Aufstieg, der nur anders gestaltet ist.
Bildschirmfoto 2020-05-11 um 16.32.58.png

Wie gesagt, zu 99% ist es nicht beabsichtigt und irgendein Foreshadowing, allerdings sitzt mir dieser Gedanke beim Hören immer im Kopf... :008:
 
BWV 869 Fuge h moll aus dem WTC I:


View: https://www.youtube.com/watch?v=d-Fkc2zfSe0


In den 3 Takten des Themas erscheinen zwar nur 11 der 12 Töne der chromatischen Skala, im drittletzten und vorletzten Takt der Fuge dann aber alle 12.

@rolf , hat der zu 98% langweilige JSB da Schönberg (fast) die Show gestohlen?:konfus:
 
@trm Bach Cellosuite Nr.1 Praeludium Takt 37 - - boah, ein Orgelpunkt d und darüber alle 12 Halbtöne visionär aufwärts steigend ;-):-D:trink068:
 
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Ok.:

Wer wäre ich, als dass ich nicht jemanden erwähnen würde, der - Aussagen zu Folge - den "Ragtime vorweggenommen hätte" ( Siehe Thread-Titel ) ?

Gottschalk hat, nach Aussagen einiger, "den Ragtime vorweggenommen."

Als Beispiele werden meistens angeführt: Pasquinade, im Notenbeispiel die linke Hälfte, und La Gallina, die rechte Hälfte:

upload_2020-5-11_20-40-27.png
Ich selbst bezweifele das. Die Ähnlichkeiten zwischen dem RECHTEN Beispiel, "La Gallina" und Scott Joplins "Peacherine Rag" sind augenfällig. Trotzdem kann man die genannte AUssage, "Gottschalk hat den Ragtime vorausgenommen / -geahnt" nicht aufrecht erhalten.

Es sind

a ) zu wenige Stücke von ihm, die so etwas evozieren würden, vielmehr findet man Habanera- und andere Derivate, und die häufig. Und nat. nicht nur das.

b ) die Aussagen seiner Schwester, Clara Peterson-Gottschalk. Sie sagte sinngemäß:

"Why do they call by such a name ( "Ragtime" ) simple syncopated rhythm of SPANISH ORIGIN ??"

In älteren Diskussionen hier wurde schon drauf eingegangen, allerdings können mich die Meinungen, die besagen, G. hätte den "Ragtime vorweggenommen" nicht überzeugen, aus o.g. und weiteren Gründen.

Die Gründe für z.B. "La Gallina ( Gottschalk ) vs./ pro Peacherine Rag ( Joplin ) " sind m.E. ganz wo anders zu suchen, damals gab es bzgl. dieser spannende, teils leidenschaftliche Diskussionen - egal:

JEDENFALLS wird es behauptet, dass Gottschalk den Ragtime "vorweggenommen hätte", weshalb ich nicht kleinlich sein will, und es hier erwähne. Aber mit viel Skepsis.

LG vom: Olli ( LMG / Rev. )
 
@Revenge
Sprungbass ist ja auch nicht gleich Ragtime oder Stride. Es fehlen z.B. bei Gottschalk echte Synkopen, wo die ausgesparte Zählzeit nicht noch in der linken Hand erklingt.
 
@Revenge
Sprungbass ist ja auch nicht gleich Ragtime oder Stride. Es fehlen z.B. bei Gottschalk echte Synkopen, wo die ausgesparte Zählzeit nicht noch in der linken Hand erklingt.

Japp, ok...das sehe ich, und vielen Dank für den Beitrag. Doch man müsste prüfen: Ist das IMMER so ?? Kann es nicht auch Zufälle / oder im Bereich des eigtl. Komponierens ZEITÜBERSCHNEIDUNGEN geben ??

Es ist mir einfach zu dünn, wird aber kolportiert...und die WAHREN Ursprünge z.B. des Ragtime: Hatte da Clara, die ( teils zickige :005::005::005: ) Sister, einen guten "Riecher" ?? Ist es vielleicht VIEL ÄLTER als ( zumeist ) angenommen ??

LG, Olli!

PS.: Man sieht, es gibt soooo viel zu entdecken, es ist einfach SPANNEND !!!
 
@Revenge
Wenn ich Gottschalk höre, fällt mir v.a. die salonmusikhafte (sorry) Regelmäßigkeit auf. Beim Ragtime, z.B. bei Joplin gibt es grundsätzlich viel weniger Vorhersehbares, es sei denn, man kennt die Stücke schon. Wenn man bei Joplin die Synkopen glätten würde, wäre das Erzeugnis vermutlich nahe am Original. Versuche aber mal einen Rag von Jolin zu entsynkopisieren, dann wird daraus ein neues Stück.
 
In vielen Sonaten von Scarlatti sind weit in die Zukunft wirksame Ideen zu finden!
 

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