Ich biete alten Instrumenten gerne Asyl ... aber bitte keine Klaviere und erstrecht keine Flügel ... ich hab nur 12m² zur Verfügung.
Meine Mitbewohner machen das so ähnlich ... zwischenzetlich hatten wir 13 Gitarren im Haus.
Am Ende sind (neben unseren Hauptinstrumenten) noch 4 übrig geblieben (eine halbe, eine dreiviertel und 2 ganze) ... und die werden als "Leihinstrumente" an neue Schüler gegeben, bis die eigene Instrumente haben (die meisten begleite ich beim Kauf ... die sollen gleich was ordentliches kriegen).
Ausserdem gebe ich noch 2 Mandolinen ihr Gandenbrot (leider beide unspielbar).
2 Djemben stehen hier auch rum (spielbar ... wenn ich sie neu bespannt habe ... dazu fehlt mir gerade die Lust).
Ein halbes Schlagzeug ist in der Wohnküche verteilt.
In meinen Regalen tummeln sich einige Pan- und Nasenflöten, Maultrommeln ... und ein selbstgebauter Slapstick.
Bei meinem Vater liegt noch eine alte Geige (die wäre prinzipiell spielbar ... aber wer es auf der Gurke gelernt hat, kann es auf keiner anderen), und dort steht auch mein Hochklavier (das hätte sicherlich auch ein bisschen Restaurierungsbedarf).
Bis auf das Hochklavier werden diese Instrumente kaum gespielt (die Nasenflöten haben noch am häufigsten was zu sagen ... weil viele Leute die Dinger einfach nicht kennen und ich sie dann vorführe).
Instrumente wegwerfen käme mir nie in den Sinn ... wenn daran etwas kaputt ist, dann wirds repariert ... aber alte unspielbare Klaviere wären auch mir tatsächlich einfach nur im Weg.
Einige Projekte liegen derzeit auf Eis ... z.B. Papas alte Höfner E-Gitarre in 50er-Jahre Optik (plastic fantastic ... feinstes Kunstlederimitat in rot) nebst zugehöriger Echolette (DDR-Verstärker) und oldschool Phaser (Effektgerät) sind insgesamt so Bedürftig, dass ich mich da momentan nicht dran traue. Aber die Gitarre ist so einmalig hässlich, dass ich sie schon deswegen für erhaltenswert halte.
Die meisten meiner Instrumente haben eine Eigenschaft allerdings nicht, die Klaviere (leider) haben.
Bei Klavieren scheint das Problem zu sein, dass das eben ein "wohlstandsanzeigendes Möbelstück" war und ist ... davon trennen sich einige Menschen genauso ungern, wie von Opas Brockhaus-Fassade. Und das bedeutet, dass die Dinger eben als Möbelstück behandelt werden ... da wird regelmäßig drüber poliert, damit es schön aussieht, aber die Spieltechnik im innern wird eben vernachlässigt. Das können diese Instrumente eben nicht so besonders lange ab.
Damit ein Instrument lange hält und lange Freude bereitet, muss es als Instrument behandelt werden ... und nicht als "hübscher Schrank in den man nix rein tun kann".
Gerade die Hochklaviere waren "das" Instrument der bürgerlichen Schicht in der "guten alten Zeit" die es nie gegeben hat. Dieser Pathos haftet den Instrumenten noch immer an. Und genau deswegen werden die oft 50 Jahre einfach stehen gelassen ... vielleicht auch weil sie an Verstorbene erinnern oder einfach aus anderen sentimentalen Gründen.
Bei diesen Instrumenten passiert es dann eben mal, dass sie an jemanden geraten, der ein Instrument sucht ... und dann feststellt, dass DIESES spezielle Klavier eben einfach kein Musikinstrument im engeren Sinne mehr ist.
Was soll man mit einem Werkzeug tun, was seinen eigentlichen Zweck nicht mehr erfüllt? Man überlegt, ob es sich lohnt, dieses Werkzeug aufzuarbeiten, oder ob man für eine ähnliche Summe eventuell ein neuwertiges kaufen sollte. In dem Fall wandert das alte eben ins Alteisen.
Und genau das passiert mit den alten Klavieren, die verschrottet werden. Die erfüllen ihren Zweck nicht mehr, und nehmen genaugenommen nur noch Platz weg.