Und wer nimmt diese Prüfungen ab? Und was kann man mit diesen Prüfungen anstellen? Das klingt vielleicht nach Haarspalterei aber es interessiert mich wirklich. Für mich sind Prüfungen immer etwas, womit man anderen etwas beweisen kann, für einen Job, ein Studium, einen Kurs für Fortgeschrittene der Stufe X etc.
Davon abgesehen finde ich es nicht schlecht, wenn man gelegentlich etwas hat, worauf man hinarbeiten muß aber das können doch auch Konzertabende sein.
Nun, die erste Prüfung, darf noch ein Lehrer aus der eigenen Musikschule abnehmen, da hat auch noch der eigene Lehrer eine wichtige Rolle, "er darf nämlich genau daneben sitzen und gar nichts machen". Ich frag mich manchmal (meine Prüfung ist am 2. Februar 2008) ob es aufregender für mich oder meine Lehrerin ist, bin zwar schon sehr aufgeregt, aber meine Lehrerin darf normalerweise wirklich gar nichts tun oder sagen.
Die späteren Prüfungen, da kommt eine kleine Kommision, die dann die Prüfung macht. Da kann man sich dann nicht mehr die Tonleiter aussuchen oder sowas, wie ich das mache und es kommt auch bei Abschlussprüfungen vor, dass die sagen, man solle die Tonleiter nochmal spielen, weil sie schlecht war.
Klingt ziemlich engstirnig, auf Tonleitern herumzuhacken, ist auch vom Prüfer abhängig. Aber mal ehrlich, wer eine Abschlussprüfung spielen will, der solle die Tonleitern schon können, oder? - Wer spielt sie denn leichter, wenn nicht ein Pianist? Ganzton-Ganzton-Halbton-Ganzton-Ganzton-Ganzton-Halbton was hat man dann? Bin jedenfalls der Meinung, man kann Tonleitern einfach zählen und ich hab bisher glaube ich, nur zur C-Dur die Noten gesehen, aber eigentlich, weil ich damals noch nicht mal Noten konnte!
Nun der Zweck der Prüfung besteht schon darin, dass man auf einen Studienplatz mal bei uns kaum eine Chance bekommt wenn die Prüfungsnoten nicht gut sind. Denke mal wenn die Note hingegen wirklich gut sind, dann kann man leicht in Richtung Studium gehen bevor man die Abschlussprüfung hat, immerhin hat man ja auch für´s Studium selber Aufnahmeprüfung.
Außerdem bekommt man eine Urkunde und neben "sehr gutem Erfolg" kann man die Prüfung auch noch mit Auszeichnung bestehen. Ist dann schon auch unter den Schülern ganz leicht ein Kampf, wie bei mir, eine gute Freundin von mir hatte nur eine zwei, da bei der Prüfung die Note des Theorieunterichts mitberechnet wird und sie hatte grad mal so ne vier, weil sie einfach nicht wollte. Ausserdem hatte sie ihre Prüfung erst nach fünf Jahren, also wirklich erst da, wo sie spätestens sein muss und ich spiele sie noch im zweiten Jahr.
Aber ich glaube, sie wäre eine wirklich gute Pianistin, aber faul. Kann man sich das als Argument zurechtlegen, dass die Schule so schwierig ist? Ich gehe auch wieder in die Schule und am Wochenende Arbeite ich zwischen 15 und 30 Stunden ebenfalls in den Ferien (Wochenende 30 Stunden sind Ausnahmen!) und ich schaff das auch!
Was aber unbedingt angemerkt werden sollte, es wird zwar bei den meisten Lehrern wert darauf gelegt, dass die Tonleitern in Ordnung sind, aber bei den Stücken ist wirklich die Interpretation und das Musikalische absolut im Vordergrund. Das heißt es ist auch wichtig, wie man sich zB verhält, wenn man mal einen schwereren Fehler sich erlaubt oder mal hängen bleibt, passiert doch mal in der Aufregung.
Was das hinarbeiten angeht, werden die schwierigen Stücke (bei mir der Ungarische Tanz und die Mondscheinsonate, Adagio Sostenuto) gerne vorher schon vorgetragen und ich finde es toll und sehr hilfreich, wenn man vorher schon sieht, wie es dann unter Aufregung funktioniert und ebenso, wenn man von einem außenstehendem Publikum ein Feedback erhält.
Nun ein zweites ist bei mir auch, dass ich Interesse hätte, Orgel zu spielen und da ich erst zwei Jahre spiele ist da meine Prüfung erst mal sehr hilfreich, ist hoffentlich nicht zu voreilig, aber ich gehe mal davon aus, dass sie dann gut gespielt wird (mal ehrlich, meine schwäche glaube ich ist die Etüde, mit der kann ich machen wie ich will, aber da ist nur wenig, dass ich wirklich dazu bringen kann, dass es "gut" klingt). Was die Orgel angeht, hab ich schon einen Vorteil, da mich in der Musikschule fast alle Lehrer gut kennen und ich auch schon auch schon mit unserem Direktor gesprochen habe.
Nun, ich hoffe, dass ich deine Fragen zur Genüge beantwortet habe, sonst stellst halt noch mal eine Frage. Aber ich glaube in Deutschland gibt es diese Prüfungen nicht, jedenfalls nicht so, ich kenne auch einen wirklich guten Organisten aus Frankreich, der musste sowas auch nie machen, aber der hatte auch Privatuntericht. Aber ich kann mal Fragen, womit man diese Prüfung vielleicht vergleichen könne oder ob man sowas auch machen kann wenn man extern, von einer Schule aus gesehen, Unterrichtet wird.
-ich habe jetzt nun dann am Samstag meine Prüfung, bin schon sehr aufgeregt, aber eigentlich freue ich mich darauf! Ich mag es einfach unter ordentlicher Aufregung zu spielen.
-noch eine kurze Sache, zu Wettbewerben und Prüfungen: ich glaube es war der Vorletzte Bösendorfer-Wettbewerb. Sagen wir mal so als Hausnummer waren zehn Kanditaten im Finale, von mir aus vier Chinesen zwei oder drei Europäer....
auf was ich hinauswill: die haben da mal alle, besonders die Chinesen, wie auch sonst?-, wirklich sauber und technisch einwandfrei gespielt. Aber den Flügel gewann einer, der mal eben hängen geblieben ist, bei seinem Finalstück dann einfach irgendwo, "ganz wo anders", weiterspielte, nur aus dem Grund, weil die Jury der meinung war, dass er der einzige war, der dies Stück nicht nur auswendig lernte, sonder es auch gut Interpretierte.
Ich finde sowas toll! Mal eben einen aussetzer haben, irgendwo weiter und dann ..... -geht schon! Ein fünf- oder sechsjähriger sagte bei uns mal ganz locker: "Da hab ich jetzt mal kurz gepatzt, aber dass macht ja nix."