Ungeduld - der grosse "Killer"

Wirklich interessant wäre es, wenn zwei Pianisten im Beisein des Anderen einen Umschlag öffnen, die Noten eines unbekannten Stückes entnehmen, sich in zwei verschiedene Zimmer zurückziehen und dann parallel eine Stunde daran üben würden.
Und ausserdem (kommt mir gerade): wie soll ein ehrlicher Wettstreit da überhaupt möglich sein? Der eine Pianist hat schon Vorerfahrungen bzw. pianistische Technik in irgendwas... der andere weniger... und der erstere wird unter Garantie beim "Wettkampf" dann besser abschneiden :-)

Davon ganz abgesehen: Musizieren ist kein Wettkampf. Es ist vielmehr eine wunderbare Art des Austausches unter uns Menschen... das sei einfach an dieser Stelle nochmal gesagt...
 
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Ist also doch eher etwas peinlich, was sie da abzieht.
Vor allem präsentiert sie sich ohne eine erkennbare Notwendigkeit als eine ganz sicher nicht überdurchschnittliche Prima-Vista-Spielerin, auch wenn man auf einen Vergleich mit einem erfahrenen Korrepetitor verzichtet, der ständig anspruchsvolle Klavierparts ohne Vorbereitungsmöglichkeit vom Blatt spielt. Die Einstudierungstätigkeit ist eine Privatsache - kein Kabarettist oder Humorist würde seine Wortspiele und Witze ausführlich erklären.

Ich sage ganz ehrlich: ich glaube nicht, dass jemand der über 20 Jahre lang viele Stunden am Tag Klavier spielt noch nie in den Türkischen Marsch, Claire de Lune, den dritten Satz der Mondscheinsonate oder das Fantaisie-Impromptu reingeschnuppert hat.
Jemand könnte durchaus nicht sämtliche Mozart- und Beethovensonaten sowie das Gesamtwerk von Debussy und Chopin aufführungsreif studiert haben, einen repräsentativen Teil davon hingegen durchaus. Das ist ein enormer Vorteil im Vergleich zur Einstudierung neuer Werke gänzlich unbekannter Komponisten, von denen man eher wenig Musik im Ohr hat und mit dessen Tonsprache man weniger vertraut ist. Mehr Aussagekraft hätte Literatur selten gespielter Komponisten aus dem gleichen Zeitraum, wenn es denn sein muss.

Wirklich interessant wäre es, wenn zwei Pianisten im Beisein des Anderen einen Umschlag öffnen, die Noten eines unbekannten Stückes entnehmen, sich in zwei verschiedene Zimmer zurückziehen und dann parallel eine Stunde daran üben würden. 😬
Damit hatte ich in meinen eigenen Ausbildungsjahren gute Erfahrungen gemacht: ein virtuoses Werk oder ein Werkausschnitt von ein bis zwei Minuten Spieldauer wird mit der Aufgabe vorgelegt, innerhalb von fünfzehn Minuten den Part so gut wie eben möglich zu erarbeiten. Der Professor verlässt den Raum, Hilfestellungen gibt es keine. Vorgegeben waren Opera wie Liszts H-Moll-Sonate oder der Solopart eines Rachmaninoff-Klavierkonzerts - für mich nach wenigen Jahren richtig guten Klavierunterrichts zwar kaum zu schaffen, aber ein taktisch klug angelegter Belastungstest. Es gilt dann vor allem, die sehr knapp bemessene Studierzeit für die schwierigsten Aufgabenteile zu nutzen und nicht mit weniger schwierigen oder bereits verstandenen Vorgaben Zeit zu verlieren. So ein Übungsprojekt zum Nachbereiten mitzuschneiden, das kann sinnvoll sein - aber eine solche Aufnahme würde ich selbst niemals der Öffentlichkeit präsentieren, selbst wenn ich zu gerne mit einem aberwitzig hohen Einstudierungstempo vor anderen angeben wollte. Letztlich stimmt das alte Bundeskanzlerwort: es zählt nur, was hinten rauskommt...!

LG von Rheinkultur
 
Ja, ich finde es tatsächlich etwas peinlich, wenn eine Profi-Pianistin so tut, als hätte sie noch nie den türkischen Marsch gespielt und das dann in einem Video verwurstet. Das bezog sich nur darauf und nicht auf die generellen Blattspielfähigkeiten. Insofern sind meine eigenen auch nicht relevant.
 
Und ausserdem (kommt mir gerade): wie soll ein ehrlicher Wettstreit da überhaupt möglich sein? Der eine Pianist hat schon Vorerfahrungen bzw. pianistische Technik in irgendwas... der andere weniger... und der erstere wird unter Garantie beim "Wettkampf" dann besser abschneiden :-)

Davon ganz abgesehen: Musizieren ist kein Wettkampf. Es ist vielmehr eine wunderbare Art des Austausches unter uns Menschen... das sei einfach an dieser Stelle nochmal gesagt...
Klar, aber das Format an sich ist doch schon ein "Wettbewerb" bzw. Schaulaufen. Mal sehen, was ich in einer Stunde erreiche....
Da fände ich die Sache mit zwei Pianisten noch interessanter.
 
Ich fände eine solche "Wettbewerbs-Show" zwischen Pianisten wirklich daneben. Warum? Dann denken die Leute (noch mehr), dass es bei Musik nur um "höher-schneller-weiter" geht.

Was nun so überhaupt nicht stimmt.

Nein, danke...
 
Die Einstudierungstätigkeit ist eine Privatsache - kein Kabarettist oder Humorist würde seine Wortspiele und Witze ausführlich erklären.
Jaaa... aber jetzt seid doch in Gottes Namen nicht so streng.

Es ist doch irgendwo wie bei Lang Lang: dadurch dass er diese und jene Sachen macht, bringt er die klassische Musik auch mehr in das Bewußtsein von Otto Normalbürger. Eine Arbeit, die man kaum genug wertschätzen kann.

Der "Klassik-Zirkel" ist ja immer so ziemlich "unter sich"...

So und nicht anders sehe ich das. Und irgendwelche Arroganz oder selbstdarstellerischen Tendenzen kann ich bei dieser sympathischen Pianistin auch beim besten Willen nicht feststellen. Im Gegenteil... Freude an der Sache, und Freude, sich (öffentlich) mitzuteilen...
 
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Selbstverständlich darf jeder seine Meinung dazu haben. Die Frau Göttler ist eine junge Frau und ebenso eine Sklavin ihrer Zeit, so wie die Meisten von uns es sind. Sie ist mit den aktuellen Medien aufgewachsen und tut nichts anderes als das, was viele andere auch tun. Der Eine mag es als Wettbewerb sehen, hat dabei jedoch die Bedeutung des Wortes "Challange" im Sinne der heutigen Jugend einfach nicht verstanden. Und das ist ja auch nicht schlimm. Eigentlich ist es ja nichts Neues, dass die ältere Generation die Jugend nicht mal versucht zu verstehen. Das war ja schon immer so. Besser auf der Jugend herumhacken als sich mit ihr sinnvoll auseinanderzusetzen.
Man kann ihr hier im Forum gerne alle Fähigkeiten und Talente absprechen nur weil sie einen gewissen Hang zu Selbstdarstellung hat, es ändert aber nichts daran, dass sie eine Konzertpianistin ist. Und das muss man ja auch erst einmal geschafft haben.
 
Man kann ihr hier im Forum gerne alle Fähigkeiten und Talente absprechen nur weil sie einen gewissen Hang zu Selbstdarstellung hat, es ändert aber nichts daran, dass sie eine Konzertpianistin ist. Und das muss man ja auch erst einmal geschafft haben.
Wer hat denn das bitte getan? Sie spielt doch sehr gut und war im übrigen in der Begabtenklasse der Stuttgarter Musikschule. Da gehört schon was dazu.
Und dass man in der heutigen Zeit sein Geld mit Youtube verdient, ist sicher auch kein Verbrechen.
Es ging mir nur darum, dass man es dann doch nicht nötig hat, so zu tun, als spiele man den Türkischen Marsch vom Blatt.
LG,
NaMu
 
Wer hat denn das bitte getan?
...eine ganz sicher nicht überdurchschnittliche Prima-Vista-Spielerin...

Es ging mir nur darum, dass man es dann doch nicht nötig hat, so zu tun, als spiele man den Türkischen Marsch vom Blatt.
Vermutlich hast Du ja recht. Dennoch bleibt es Spekulation. :001:
 

Hey, schaut mal... mein Faden hat es auf die Titelseite geschafft...! ;-)

Wer schreibt eigentlich immer diese Texte dazu? Das müssen eigentlich die Leute vom Mutterforum sein... (wenn ich mir Sprachstil usw. so anschaue)

2021-08-28 16_33_20-Clavio – das große Klavier-Portal _ Clavio Klavierforum.png

 
Ungeduld: ich bin da so , dass ich mir das jeweilige Stück erstmal einverleiben will. Einmal im groben Spielen können.

Dann ... lehne ich mich zurück und kann geduldig anfangen , genau zu untersuchen. Üben ist etwas , was mir mega Spass macht.
 
Möglicherweise ist diese Herangehensweise nicht mehr möglich, wenn die Stücke länger werden.
 
Ich habe heut wieder gemerkt: die Geduld zu haben, wenn etwas nicht oder nicht gut klappt, an dem Detail dran zu bleiben - also mind. 3 mal wiederholen, nachdem es dann korrekt war, das ist echt schwer, da diszipliniert zu sein. Und nicht weiterzuspielen, ins seichte Wasser kommen zu wollen. Und so verfestigen sich dann diese Dauerbrenner-Fehler.
 
Videoclips bei denen erst mal 5 min nur rumgelabert wird, klicke ich mittlerweile sehr schnell weg. Es ist doch ein sehr merkwürdiger Widerspruch: In einer Zeit, in der äußerst scharf fokussierte Information in nur wenigen Sekunden verfügbar sein soll, wird mehr heiße Luft produziert denn je. Da kam ja Werner Hofer mit seinem Frühschoppen schneller auf den Punkt. Nur konnte man bei dem nicht vorklicken sondern mußte sich an dem Gebotenem ein Beispiel nehmen und auch am Glas nippen und den Duft vom Sonntagsbraten genießen ...

Aber zum Thema:
Ungeduld ist mein Motor, sie darf nur keine Macht über mich bekommen. muß konstruktiv bleiben, muß fordernd sein. Man darf sich aber nicht aus der Ruhe bringen lassen. Und man muß sich selbst akzeptieren.
 
Im Moment bin ich eher frustriert als ungeduldig, aber Ungeduld hat mich immer begleitet. Auch das letzte Mal, als ich versucht habe, Klavierspielen zu lernen. Was dann eventuell dazu geführt hat, dass ich völlig mit dem Klavierspielen aufhören musste, weil die Schmerzen in meinen Händen nicht mehr weggingen. Ungeduld ist also grundsätzlich keine gute Sache. Was ich allerdings auch vorher schon wusste.

Ja, die Ungeduld treibt einen voran, hat sie bei mir auch getan, aber zum Schluss ist Ungeduld Zeitverschwendung. Denn mit Ungeduld erreicht man vielleicht etwas, aber mit Geduld erreicht man es zum Schluss besser und nachhaltiger (vielleicht sogar schneller). Eine Erkenntnis, die einem ungeduldigen Menschen wie mir allerdings nie etwas genützt hat. Denn ich konnte meine Ungeduld nicht bezwingen. Sie war einfach da und hat mich hektisch und gereizt gemacht.

Dagegen versuche ich jetzt anzugehen, und zum Teil gelingt mir das auch, aber trotzdem ist immer noch etwas von dieser Ungeduld da und ich muss aktiv dagegen angehen. Wenn ich das tue, hoffe ich, dass ich es diesmal schaffe mit dem Klavierlernen.
 
@Annaklena
Ja, die Ungeduld treibt einen voran, hat sie bei mir auch getan, aber zum Schluss ist Ungeduld Zeitverschwendung. :003:STIMMT
....
Dagegen versuche ich jetzt anzugehen, und zum Teil gelingt mir das auch, aber trotzdem ist immer noch etwas von dieser Ungeduld da und ich muss aktiv dagegen angehen. Wenn ich das tue, hoffe ich, dass ich es diesmal schaffe mit dem Klavierlernen.

Vermutlich wird das auch so bleiben. ... Bestimmte Grundeigenschaften werden nicht restlos verschwinden. Nur darauf kannst Du aufbauen. Der Wille ist also gross, sonst hättest Du keinen Frust. Ich glaube auch nicht, dass Du deswegen kein Klavier spielen lernen wirst. Was war denn beim ersten Versuch das Haupt"Problem". Und wie weit bist Du gekommen.

Und w i e gehst Du es nun an. Und kamen die Schmerzen, weil Du schon ein handycap hattest?

Mir geht's auch wie Dir, ich bin generell ungeduldig und die Erkenntnis, ungeduldig zu sein und geduldiger werden zu sollen hilft erstmal nicht weiter.

Dann aber doch.

Denn vor der Akzeptanz liegt der Groll, dass ich nicht gleich s o bin.
Also was kann ich tun. Ich weiss genau, was falsch läuft beim Üben und tue es doch. z.b. spiele ich ein Stück und müsste es erstmal viiiel langsamer spielen. Und jedesmal werde ich schneller ( z.b. weil die Linke Hand nur Oktaven spielt - dies allerdings nicht zufriedenstellend und die Rechte sich anpasst) Die KL hat mir gestern auch noch mal gesagt, dass ich, wenn was falsch läuft ich "geniessen" sollte, ... zu entdecken, woran es liegt. Sie spricht auch vom Genuss an den Tönen, Wiederholungen, die scheinbar langweilig sind, sie trotzdem mit Aufmerksamkeit zu bearbeiten. Zu hören was zwischen den Tönen ist. Usw. In der Klavierstunde kommentiere ich oft, was mich unzufrieden macht. Die KL lacht dann und suggeriert mir n i c h t, dass man DISZIPLIN in die Wiege gelegt bekommt. (Vorraussetzung für Freiheit) muss ich mir aneignen - diese schöne Eigenschaft.

Östliche Weisheiten lesen hilft mir auch etwas. Etwas über Geduld zu lesen.

Was will ich erreichen? Dieser Frage muss ich den Faktor Zeit nehmen und gleichzeitig einen Zeitrahmen setzen. Dazu muss ich die Aufgabenstellung so aufbrechen, dass es machbar ist.

Mein Fazit: mit dem Klavierspielen habe ich etwas gefunden, was ein guter Boden dafür ist, diese ja Tugend Ungeduld (Motor) in richtige Bahnen zu lenken und Widrigkeiten zu überwinden.
 
@Annaklena


Vermutlich wird das auch so bleiben. ... Bestimmte Grundeigenschaften werden nicht restlos verschwinden. Nur darauf kannst Du aufbauen. Der Wille ist also gross, sonst hättest Du keinen Frust. Ich glaube auch nicht, dass Du deswegen kein Klavier spielen lernen wirst. Was war denn beim ersten Versuch das Haupt"Problem". Und wie weit bist Du gekommen.

Und w i e gehst Du es nun an. Und kamen die Schmerzen, weil Du schon ein handycap hattest?:015: ( Einschub, habe gerade in einem anderen Thread gelesen, in dem.Du geschrieben hast und die Frage beantwortet bekommen und auch Deine Vorraussetzungen sind ja ganz andere, als ich annahm)

Mir geht's auch wie Dir, ich bin generell ungeduldig und die Erkenntnis, ungeduldig zu sein und geduldiger werden zu sollen hilft erstmal nicht weiter.

Dann aber doch.

Denn vor der Akzeptanz liegt der Groll, dass ich nicht gleich s o bin.
Also was kann ich tun. Ich weiss genau, was falsch läuft beim Üben und tue es doch. z.b. spiele ich ein Stück und müsste es erstmal viiiel langsamer spielen. Und jedesmal werde ich schneller ( z.b. weil die Linke Hand nur Oktaven spielt - dies allerdings nicht zufriedenstellend und die Rechte sich anpasst) Die KL hat mir gestern auch noch mal gesagt, dass ich, wenn was falsch läuft ich "geniessen" sollte, ... zu entdecken, woran es liegt. Sie spricht auch vom Genuss an den Tönen, Wiederholungen, die scheinbar langweilig sind, sie trotzdem mit Aufmerksamkeit zu bearbeiten. Zu hören was zwischen den Tönen ist. Usw. In der Klavierstunde kommentiere ich oft, was mich unzufrieden macht. Die KL lacht dann und suggeriert mir n i c h t, dass man DISZIPLIN in die Wiege gelegt bekommt. (Vorraussetzung für Freiheit) muss ich mir aneignen - diese schöne Eigenschaft.

Östliche Weisheiten lesen hilft mir auch etwas. Etwas über Geduld zu lesen.

Was will ich erreichen? Dieser Frage muss ich den Faktor Zeit nehmen und gleichzeitig einen Zeitrahmen setzen. Dazu muss ich die Aufgabenstellung so aufbrechen, dass es machbar ist.

Mein Fazit: mit dem Klavierspielen habe ich etwas gefunden, was ein guter Boden dafür ist, diese ja Tugend Ungeduld (Motor) in richtige Bahnen zu lenken und Widrigkeiten zu überwinden.
 
Was war denn beim ersten Versuch das Haupt"Problem". Und wie weit bist Du gekommen.
Und w i e gehst Du es nun an. Und kamen die Schmerzen, weil Du schon ein handycap hattest?
Ja, was war das Hauptproblem? Unzufriedenheit, Ungeduld, das auf jeden Fall. Ich habe viel zu viel von mir erwartet, habe mich überschätzt. Ich bin musikalisch - würde ich mal behaupten - und deshalb habe ich erwartet, dass mir alles zufliegt. Vom Kopf her, von der Vernunft her habe ich mir immer gesagt, um ein Instrument zu lernen, muss man üben. Das braucht Zeit. Aber vom Gefühl her wollte ich alles sofort können, war frustriert, wenn das nicht ging.

Die Zeit zum Üben hatte ich in meinem Leben auch meistens nicht, weshalb es auch nie was geworden ist. Und ich hatte vor allem als Kind kein Geld. Meine Familie hatte kein Geld, konnte sich kein Instrument und keinen Unterricht leisten. Später dann hatte ich zu viel Arbeit, um das Geld zu verdienen, das ich dann wegen Zeitmangel doch nicht für Musikunterricht verwenden konnte. Wenn man immer erst um Mitternacht von der Arbeit nach Hause kommt, unterrichtet einen kein Klavierlehrer mehr. Das kann man wirklich nicht verlangen. :003: Und so was wie Onlinekurse oder Videokurse gab es vor Jahrzehnten noch nicht. Aber ich hätte eben auch keine Zeit dafür gehabt, selbst wenn es das gegeben hätte. Selbst am Wochenende habe ich meistens gearbeitet.

Das C-Präludium habe ich ziemlich schnell gelernt, aber da war dann Schluss. Mehr konnte ich nicht.

Deshalb will ich es jetzt anders angehen. Ganz von vorn anfangen. Ja, die Schmerzen, das ist wohl ein Handycap, das ich nie loswerde. Ich hatte schon in jungen Jahren Rheuma und immer wieder Schmerzen in den Armen. Dann kamen die Schmerzen beim Klavierspielen auch in den Händen. Und ich wusste nicht, was ich dagegen machen sollte. Ich wollte doch so gern Klavier lernen. Dann habe ich geübt und versucht, die Schmerzen zu ignorieren, ging aber nicht. Ich habe gar nicht so viel geübt, aber immer zu lange am Stück. Jetzt versuche ich deshalb, in nur ganz kleinen Zeitabschnitten zu üben. 10, 15 Minuten, dann aufhören. Warten, bis die Schmerzen nachgelassen haben. Noch mal 10 Minuten spielen. Das ist wesentlich besser. Außerdem ist meine Körperhaltung am Klavier katastrophal. Möglicherweise verstärkt das die Schmerzen noch. Also will ich jetzt daran arbeiten, gerader und entspannter am Klavier zu sitzen. Vielleicht kann ich dann auch mal länger als 15 Minuten üben.

Die KL hat mir gestern auch noch mal gesagt, dass ich, wenn was falsch läuft ich "geniessen" sollte, ... zu entdecken, woran es liegt.
Interessant. Das muss ich mir merken. Sehr guter Ratschlag. Das mit dem langsamer Spielen fällt mir auch schwer. Ich bin mehr von der schnellen Truppe. :003: Wie wahrscheinlich alle ungeduldigen Menschen. Aber ich arbeite jetzt daran, wirklich sehr langsam zu spielen. 4 Schläge auf jede Achtel, wenn es sein muss. Ist nicht einfach, aber ich habe das Gefühl, es hilft mir.

Disziplin ist nicht das Problem. Ich habe das Gefühl, das wird oft verwechselt. Ich habe so viel Disziplin in meinem Leben beweisen müssen, daran mangelt es mir nicht. Aber das war eben beruflich. Beim Hobby soll alles schnell-schnell gehen. Da will man sich sozusagen auf Befehl erholen. Die kurze Freizeit möglichst intensiv nutzen. Aber natürlich mit Spielen, nicht mit Üben. Man will sich ans Klavier setzen und loslegen wie Horowitz. Oder wer auch immer das eigene Idol ist. Und das geht eben nicht. Wenn man dann ein geduldiger Mensch ist, arbeitet man sich langsam voran und kommt irgendwann wenigstens zu einem brauchbaren Ergebnis. Auch wenn man kein Horowitz mehr wird. Wenn man ein ungeduldiger Mensch ist, bricht man ab und kommt zu gar nichts. Gut, ohne die Schmerzen hätte ich nicht abgebrochen, aber trotzdem kam ich nicht in der Form weiter, wie ich mir das vorgestellt und gewünscht hatte. Das hat mich frustriert.

Sie spricht auch vom Genuss an den Tönen, Wiederholungen, die scheinbar langweilig sind, sie trotzdem mit Aufmerksamkeit zu bearbeiten. Zu hören was zwischen den Tönen ist.
Sehr schöne Beschreibung. Du hast eine sehr gute Klavierlehrerin. Das wäre natürlich hilfreich. Auch für mich. Aber leider ...

Östliche Weisheiten lesen hilft mir auch etwas. Etwas über Geduld zu lesen.
Lesen allein nützt mir da nichts. Ich müsste Meditation machen, mich da richtig reinfühlen, die Geduld erfahren. Und das habe ich bisher noch nie geschafft.

Mein Fazit: mit dem Klavierspielen habe ich etwas gefunden, was ein guter Boden dafür ist, diese ja Tugend Ungeduld (Motor) in richtige Bahnen zu lenken und Widrigkeiten zu überwinden.
Sehr guter Ansatz, finde ich. Das muss ich mir auch mal sagen.
 

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