Auf die Gefahr hin, dass irgendwer die gleiche Begründung genommen hat (habe nicht alles durchgelesen), ich habe für Bach gestimmt. Ich hätte im Prinzip genau so Beethoven oder Schubert (der fehlt - Schande!!!!) nehmen können, die mag ich genau so. Ich mag auch sehr, sehr gerne Chopin, Liszt, Mozart, Händel, Prokoviev, Rachmaninov, Reger u.v.m.
Bach ist aber irgendwie der universellste von allen. Chopin hat beispielsweise eine einzigartige elegante Expressivität mit Virtuosität gepaart, Schubert hat z.B. eine unglaubliche Innigkeit und Tiefe des Gefühlsausdruck, die sonst unerreicht ist. Aber Schubert ist besser als alle anderen in diesem "frühromantischen, innigen Ding", Bach steht irgendwie als Monument außerhalb der Epochen. Seine Musik gilt irgendwie für alles. Das ist so, als wäre Schubert der mit Abstand beste Statthalter in der Provinz irgendwo und Bach wäre Kaiser Augustus, der für die nächsten Jahrhunderte einfach alles irgendwie beeinflusst.
Das ist insofern seltsam, dass eigentlich Bach ja auch sehr von Buxtehude, Pachelbel, Vivaldi und vielen anderen sehr beeinflusst ist, Stile kombiniert hat und eigentlich gar nicht so einen komplett neuen Stil geschaffen hat, irgendwie aber doch.
Die einzigen Werke, die meiner Meinung nach vergleichbar diesen epochenübergreifenden Nimbus haben, sind die Spätwerke von Beethoven. Egal wie genial Höhepunkte der Musikgeschichte wie D960, Chopin Ballade Nr. 4, Liszt Sonate h-Moll oder auch irgendein Gaspar de la nuit oder was auch immer ist - all das ist irgendwie genial und nicht zu übertreffen in der speziellen Sache, die sie sollen, aber nichts ist so universell wie Bach.
Und bei niemandem sonst ist die Qualität so konstant. Man kann irgendeine Kantate, irgendein P&F für Orgel, irgendein Konzert, Oratorium oder was auch immer betrachten, bei Bach ist alles ein Volltreffer. Selbst der gottähnliche Beethoven hat nicht diese Konstanz, Wellingtons Sieg ist z.B. sicher nicht so genial wie andere Sachen. Liszt hat neben genialen Meisterwerken sehr viel qualitativ Schwächeres geschrieben.
Vielleicht ist nicht nur seine Religiösität, sondern auch diese Universalität ein Grund, in Bach besonders das Transzendente, religiöse Gefühle Weckende zu sehen.