Ueben in symmetrischer Inversion (Hamelin)?

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Zu der Frage, ob das Spiegeln immer "so lang" dauert -
Vielleicht hilft es, sich nochmals bewusst zu machen, dass man keine Melodie spielen möchte, sondern wirklich nur eine gespiegelte Bewegung ausführt. Möglicherweise erleichtert es die Herangehensweise, so etwas zunächst nur beidhändig und im Fünftonraum zu spielen und die Finger bereits auf den Tasten liegen zu haben.
Man kann "irgendwas" spielen und versuchen, den "Spiegel-Schalter" umzulegen, und alles automatisch mit den Händen gespiegelt ablaufen zu lassen, ohne sich auf bestimmte Tonfolgen zu konzentrieren.
Im Prinzip liegt das vermutlich mehr in der Natur des Menschen, als in "Oktaven" zu denken bzw. spielen, nur ist man als Klavierspieler eben darauf getrimmt.
Also - mal beide Daumen aufs D, die restlichen Finger auf "Entchen"-Haltung, und irgendwas spielen - aber gespiegelt.

Das klingt eher nach "mach es dir erstmal schwer, dann wirkt es hinterher einfacher" und das finde ich etwas banal.
Ich bin mir sicher, dass die Übung nicht nur deshalb Fortschritte erzielt, weil man Beidhändig eine vermeintlich größere Schwierigkeit zu bewältigen hat, sondern weil im Hirn tatsächlich etwas passiert. Es handelt sich nicht um Cortot-Übungen...
Ich finde meist beidhändige Bewegungen letztendlich einfacher als Läufe der linken Hand allein.
Man muss sich nur erst daran gewöhnen.


Das stimmt, aber es haette ja durchaus so sein koennen, dass es bei zwei Spiegelachsen eben nicht aufs gleiche rauskommt, an welcher man spiegelt, dann kaeme man ja vollends durcheinander.
Es gibt übrigens ein Linkshänder-Klavier, bei dem die Tasten links hoch und rechts tief sind. Vielleicht liegt dann dort das C dort, wo ein normaler Mensch sein E hat?
Man kann die komplizierte Brücke über eine Spiegelachse eigentlich weglassen und die Tastatur wirklich wie im Spiegel betrachten. Dann erübrigen sich auch solche Verwirrungen um die eine oder andere Achse :D
 
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Im Prinzip liegt das vermutlich mehr in der Natur des Menschen, als in "Oktaven" zu denken bzw. spielen, nur ist man als Klavierspieler eben darauf getrimmt.
Also - mal beide Daumen aufs D, die restlichen Finger auf "Entchen"-Haltung, und irgendwas spielen - aber gespiegelt.

Es ist ja generell so, dass Fingerbewegungen mit beiden Händen viel leichter fallen, wenn sie symmetrisch ausgeführt werden als wenn sie parallel ausgeführt werden. Wenn man z.B. versucht, in sehr schnellem Tempo mit Zeigefinger und Daumen beider Hände parallel im Oktavabstand die Töne C und E zu spielen, so dass immer die beiden C's und die beiden E's zusammenkommen (Fingersatz links: 2-1, rechts: 1-2), dann ist das ganz schön schwierig. Man gerät leicht in die symmetrische Bewegung hinein, bei der immer beide Daumen und beide Zeigefinger zusammen anschlagen, wobei dann aber nicht mehr beide C's und beide E's zusammenkommen. Vielleicht unterstützt und "stabilisiert" diese Form des symmetrischen Spiels die motorischen Abläufe der Hände. Die linke Hand unterstützt quasi die rechte und die rechte Hand zugleich die linke.

Ich hoffe nur, dass ich nicht zu tief in diese Methode einsteige, denn sonst krieg ich womöglich die Unisono-Läufe in Beethovens Fis-Dur-Sonate, op. 78 nicht mehr hin... :floet: :mrgreen:

Um das an einem absolut lebensnahen (:D) Beispiel zu veranschaulichen hat folgende Klaviatur in einer Oktave 6 Symmetrieachsen (C, D, E, F#, G#, A#) und es kommt natuerlich nicht immer aufs gleiche raus, woran man spiegelt [...].

pianovirusklaviatur.gif

Doch. Auch bei deiner Anordnung mit sechs Spielgelachsen spielt es keine Rolle, an welcher Achse man spiegelt. Es geht ja bei der ganzen Geschichte nicht um die Musik, sondern nur um die Motorik und den "Fingersatz-Spiegel". Bei einer gleichmäßigen Anordnung von Tasten nach einem bestimmten Muster, das in sich symmetrisch ist, kann man über jede Symmetrieachse spiegeln und wird auf der anderen Seite immer die genaue spiegelbildliche Entsprechung der Tastenanordnung finden.

Grüße von
Fips
 
Doch. Auch bei deiner Anordnung mit sechs Spielgelachsen spielt es keine Rolle, an welcher Achse man spiegelt. Es geht ja bei der ganzen Geschichte nicht um die Musik, sondern nur um die Motorik und den "Fingersatz-Spiegel". Bei einer gleichmäßigen Anordnung von Tasten nach einem bestimmten Muster, das in sich symmetrisch ist, kann man über jede Symmetrieachse spiegeln und wird auf der anderen Seite immer die genaue spiegelbildliche Entsprechung der Tastenanordnung finden

Stimmt, Du hast mich ueberzeugt Fips! Man muss sich (wie Du und auch Stilbluete geschrieben hat) von der Musik loesen, d.h. es ist voellig egal, an welcher Symmetrieachse man spiegelt, selbst wenn die Toene unterschiedlich sind, sind die Bewegungen gleich - und darauf kommt's einzig und allein an bei der Uebung. Danke, dass Du das nochmal so klargemacht hast!
 
Ich hoffe nur, dass ich nicht zu tief in diese Methode einsteige, denn sonst krieg ich womöglich die Unisono-Läufe in Beethovens Fis-Dur-Sonate, op. 78 nicht mehr hin... :floet: :mrgreen:

sei ohne Sorge ;)
es gibt mehr als genug, was man mit dieser "Methode" nicht hinkriegt, obwohl´s sogar symmetrisch ist und auseinanderläuft: kurz vorm Kehraus in La Campanella spielen beide Hände einen chromatischen Oktavenlauf in Gegenbewegung (auseinander) -- lästigerweise beginnen beide auf dis, und dis ist keine Spiegelachse :D
aber auch das kann man lernen und spielen, freilich ohne Tastensymmetrie
Gruß, Rolf
 
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Das Spiegeln ist natürlich nur dann gut machbar, wenn die "richtige" Hand die Noten beherrscht. Direkt vom Blatt ist es schwerer. Man sollte nicht gerade die Revolutionsetüde als Einstieg nehmen.

Aber davon abgesehen empfinde ich das Spiegeln als eine Art Modus, den man einschaltet und dann "einfach" die Bewegungen einer Hand mit der anderen nachahmt - glücklicherweise nicht 100%ig, sonst wäre die Übung reine Artistik ohne praktischen Nutzen.
 
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Ich habe diese Inversionsmethode heute mal ausprobiert und muss sagen, dass es unerwartet schnell geht, die richtigen Spiegeltasten für die jeweils andere Hand zu finden, - zumindest bei einstimmigen Läufen. Akkordische Motive und mehrstimmigen Satz hab ich noch nicht getestet. Wie der Übeeffekt ist, kann ich auch noch nicht sagen, werde das aber weiter probieren und beobachten. ;)

Grüße von
Fips
 
(1)
Das Spiegeln ist natürlich nur dann gut machbar, wenn die "richtige" Hand die Noten beherrscht.

(2)
Direkt vom Blatt ist es schwerer. Man sollte nicht gerade die Revolutionsetüde als Einstieg nehmen.

(...)

hallo.
das verstehe ich nicht:
zu (1)
wozu sollte man in das spiegeln noch brauchen?? wenns die richtige Hand kann (z.B. die l.H. bei den Läufen in der Revolutionsetüde), warum sollte die "falsche Hand" das dann auch gespiegelt tun?? das wäre unnütz

zu (2)
wer bis zur Revolutionsetüde gekommen ist, und dann dort mit der l.H. Probleme bekommt (männo, das geht nicht wie ichs will), der kann übers spiegeln was lernen, vorausgesetzt in diesem Fall dass die rechte Hand allerlei Laufwerk schon deutlich besser kann

ich denke bei solchen Sachen immer sehr praktisch und pragmatisch

Gruß, Rolf
 
Ich habe diese Inversionsmethode heute mal ausprobiert und muss sagen, dass es unerwartet schnell geht, die richtigen Spiegeltasten für die jeweils andere Hand zu finden, - zumindest bei einstimmigen Läufen. Akkordische Motive und mehrstimmigen Satz hab ich noch nicht getestet. Wie der Übeeffekt ist, kann ich auch noch nicht sagen, werde das aber weiter probieren und beobachten. ;)

Fips, das ist lustig, ich wollte gerade dasselbe schreiben! Ich hab's naemlich auch probiert und fand auch, dass ich mich ueberraschend gut eingefunden habe. Ich glaube, es liegt daran, dass man nach einer Weile gar nicht mehr nachdenkt "was ist das jetzt gespiegelt an D oder Gis?", sondern einfach ausgehend von der aktuellen Position beider Haende die Bewegungen spiegelbildlich ausfuehrt.

Ich habe das u.a. bei einem Doppeloktavenlauf abwaerts geuebt, der am Ende von Schubert-Tausig's Marche Militaire vorkommt. Meine Oktaven in der linken Hand sind deutlich schlechter als die in der rechten Hand, wo ich locker aus dem Handgelenk heraus arbeite und den restlichen Arm ruhig und entspannt lassen kann. Meine Hoffnung war, dass ich durch das Spiegeln der LH-Bewegungen in die RH etwas von dieser Lockerheit und Flexibilitaet uebertragen kann. Wie Du auch schon meintest, beim ersten Mal kann man noch nicht viel sagen, aber ich meinte sogar jetzt schon, dass es was gebracht hat. Ich werde es auch weiter beobachten.
 
Was mir heute nicht ganz klar war: Spielt man bei dieser Methode immer beide Hände zusammen oder auch einzeln? Also:
  1. die notierte Passage und gleichzeitig mit der anderen Hand die Spiegelung?
  2. die notierte Passage und erst danach mit der anderen Hand die Spiegelung (bzw. beides abwechselnd)?
So, wie ich das verstanden habe, spielt man normalerweise beide Hände gleichzeitig, mitunter aber auch mal getrennt. Vielleicht könnte mir das nochmal jemand kurz erklären... :roll:

Grüße von
Fips
 
Was mir heute nicht ganz klar war: Spielt man bei dieser Methode immer beide Hände zusammen oder auch einzeln? Also:
  1. die notierte Passage und gleichzeitig mit der anderen Hand die Spiegelung?
  2. die notierte Passage und erst danach mit der anderen Hand die Spiegelung (bzw. beides abwechselnd)?
So, wie ich das verstanden habe, spielt man normalerweise beide Hände gleichzeitig, mitunter aber auch mal getrennt. Vielleicht könnte mir das nochmal jemand kurz erklären... :roll:

Das würde mich auch interessieren, wie andere das machen. Ich habe heute beides gemacht, also gleichzeitig und abwechselnd - mal das eine, mal das andere. Ich glaube, beides hat seinen Zweck. Was ich als drittes noch gemacht habe, ist, die Spiegelhand gleichzeitig, aber stumm mitzuspielen -- so konnte ich noch leichter auf Klangfeinheiten der linken Hand achten und (hoffentlich) trotzdem noch Bewegungsideen von der "stummen" Hand übertragen. Das Spiegeln macht jetzt überhaupt keine Probleme mehr; man gewöhnt sich echt schnell daran.

Noch zwei Fragen:
-- benutzt ihr diese Übung immer nur für kurze Passagen oder auch für längere, oder (Gedächtnistraining?) sogar für ein ganzes Stück?
-- Die Variante, das beide Hände gleichzeitig spielen, aber nicht ihren normalen Part, sondern den gespiegelten Part der jeweils anderen Hand, macht wahrscheinlich keinen Sinn, oder?
 
Was mir heute nicht ganz klar war: Spielt man bei dieser Methode immer beide Hände zusammen oder auch einzeln? Also:
  1. die notierte Passage und gleichzeitig mit der anderen Hand die Spiegelung?
  2. die notierte Passage und erst danach mit der anderen Hand die Spiegelung (bzw. beides abwechselnd)?
So, wie ich das verstanden habe, spielt man normalerweise beide Hände gleichzeitig, mitunter aber auch mal getrennt. Vielleicht könnte mir das nochmal jemand kurz erklären... :roll:

Grüße von
Fips

Ich wüßte nicht, warum man nur gespiegelt und einhändig spielen sollte, das wäre in der Tat reine Gehirnakrobatik. Beidhändig ausgeführt hat diese Übung für mich den Sinn, beide Hände am bewußten Wahrnehmen vorbei ihre Bewegungen miteinander vergleichen und dabei optimieren. Wenn ich mit links die schnellen Läufe der Revolutionsetüde einigermaßen hinklimpern kann, aber eben nicht wirklich geläufig, dann stimmt möglicherweise im motorischen Ablauf etwas nicht und vielleicht könnte Rechts das besser. Wenn beide Hände diesen Lauf jetzt gleichzeitig spielen, kann die linke Hand von der rechten lernen - vorausgesetzt, die kann das wirklich besser. Daß die eine Hand von der anderen eine schlechtere Lösung übernimmt, habe ich übrigens noch nicht erlebt.

Warum Hamelin das Gehirntraining dabei erwähnt, ist mir nicht ganz klar. Vielleicht wird dadurch der ganze Spielapparat noch mehr zu einer Einheit, oder er meinte ganz einfach, daß der Effekt - daß eine Hand von der anderen lernt - im Gehirn stattfindet.
 

Hamelin

Ich meine schon, Hamelin spricht die ständige Bildung neuer Gehirn- Finger und Körperbewegungen an, wobei wohl andauernd neue Synapsen verschaltet werden.

-ausserdem lernt man so beiläufig einfach die Tastatur besser kennen- z.b. wie die tonarten B und d dur verwandt sind.

D-dur von g ab aufwärts und
B-dur von a ab abwärts

rechts: g,a,h,cis,d,e,fis
links: a,g,f,es,d,c,b

Das sind alles Produkte die nebenbei anfallen und die Orientierung auf der Tastatur weiter optimieren.

er spielt ja als Beispiel den Anfang deer cis.moll Etude von chopin- eine solche beschäftigung verinnerlicht auch den notentext ungemein, das prägt sich noch intensiver ein. Und man erreicht eine Sicherheit, die nicht mehr vom zufall abhängt, sondern im Gehirn verankert ist- und abgesehen von menschlichen Fehlern, die jedem passieren können- und dann immer klappt.
 
Ich meine schon, Hamelin spricht die ständige Bildung neuer Gehirn- Finger und Körperbewegungen an, wobei wohl andauernd neue Synapsen verschaltet werden.

-ausserdem lernt man so beiläufig einfach die Tastatur besser kennen- z.b. wie die tonarten B und d dur verwandt sind.

D-dur von g ab aufwärts und
B-dur von a ab abwärts

rechts: g,a,h,cis,d,e,fis
links: a,g,f,es,d,c,b

Das sind alles Produkte die nebenbei anfallen und die Orientierung auf der Tastatur weiter optimieren.

hallo,

was man damit sicher erreichen kann, ist eine Art "Ausgleich" zwischen beiden Händen: sicher stellen viele Rechtshänder fest, dass sich die l.H. etwas ungeschickter als die r.H. anstellt - beliebtes Beispiel sind die Skalen im 1. Satz der "Sonata facile" von Mozart. HIER kann es was bringen, wenn man der l.H. über die r.H. (die es schon besser kann) durch gleichzeitiges gespiegeltes Spielen was "beibringt". So kann man auch manche ungeschickte Bewegung der "schlechteren" Hand wegbringen - ABER dazu muss die "bessere" Hand es schon wirklich gut können.
Skalenspiel, auch Doppelgriffe, wird man so ganz gut auf höherer Qualität angleichen können.

das bringt also was!

es kann aber auch wunderlich wirken: ich habe mir vorhin den Spaß gemacht, Chopins op.10 Nr.12 (l.H. Passagen) und op.25 Nr.6 (Terzentriller & chromat. Terzenskale) a la Inversionsübung gleichzeitig zu spielen - die falsche Hand spielt genauso gut wie die richtige, aber der Klang dieser Übung ist doch sehr herb.
danach habe ich dieselben Abschnitte mal parallel gespielt: saperlot, das ist schwierig, geht aber auch - man hat halt keine symmetrische Bewegung mehr.

bringen tut das freilich nichts, wenn man die Stücke schon kann - ich halte das bei schwierigen Stellen für sinnvoll, wenn man noch am einlernen des Stücks ist: genau schauen, ob da was vorkommt, was die andere Hand schon besser kann -- und dann diese Übung machen.

Gruß, Rolf
 
anzumerken ist noch, dass das gespiegelte Üben von Alexander Goldenweiser (1875-1961) erklärt wird (es dient dem Beseitigen von einseitigen Schwächen) - es ist also kein Novum.

des weiteren ist anzumerken, dass sich oft genug klanglich scheinbar gespiegelte Tonbewegungen finden lassen, die allerdings nicht auf spiegelsymmetrischen Tastenlagen liegen - hier hilft diese Übung folglich gar nicht (bestenfalls findet man symmetrische Fingersätze)
 
Hallo,

weil ich deutlich mehr Fingerübungen für die linke Hand mache und mir dazu etwas aufgefallen ist (weiter unten unter „Beine machen“) habe ich dieses sehr interessante Thema

https://www.clavio.de/forum/klavier...71-ueben-symmetrischer-inversion-hamelin.html

gefunden. Einige Fragen werden dort bereits beantworten und Erkenntnisse erklärt.

allmählich lernen, mit der linken wie mit der rechrten Hand zu fühlen.
Hierfür hilft es, den Part der rechten Hand bei einem ruhigen Stück das man gut kann... mit der linken zu spielen, aber sie soll genauso wie die rechte klingen und es soll sich auch quasi genauso anfühlen.

Wenn es genauso klingt bedeutet das doch, dass die linke Hand das Stück „spiegelverkehrt“ spielt und das fühlt sich anders an. Oder verstehe ich da was falsch?

Außerdem ist es nützlich, allerlei (zuerst noch einfaches) Laufwerk links zu üben.

Was ist mit „Laufwerk“ gemeint?

Achte beim spielen mit der linken auf das schönste, dichteste und bequemste Legato, das du erzeugen kannst!

Am schönen Legato hindert mich immer wieder Finger 4. Die Finger 4 und 5 „kleben“ irgendwie aneinander und ich mache allerlei Fingerübungen um die Unanbhängigkeit dieser beiden Finger zu ermöglichen.

Wegen der Eigenschaft, dass wir entweder Links- oder Rechtshänder sind sind die Fähigkeiten unserer Hände immer unterschiedlich selbst wenn die Unterschiede marginal sind.

Ich bin beidhändig, schreibe aber nur links und mache das meiste rechts, vieles geht aber beidhändig.

Und sicher meinte Guendola, dass die falsche Hand von der "richtigen" lernt

So scheint es mir zu sein (zumindest bei den Fingerübungen).

und es gibt eine Menge an Möglichkeiten, als Rechtshänder der linken Hand gewissermaßen Beine zu machen.

Wie ich meiner linken Hand „Beine machen kann“ habe ich so versucht:

Ich habe gehört, dass eine Hand die andere „aus dem Tritt“ bringt, wenn sie einen Fehler macht. Im Umkehrschluss habe ich mir dann gedacht, dass die „bessere“ Hand der schwächeren (also meiner linken) Hand helfen könnte. Aufgrund meiner Erkenntnisse wollte ich im Forum fragen und bin auf das o.g. Thema gestoßen.

Ein Beispiel einer meiner Fingerübungen (meine Abwandlung einer Übung die ich im Unterricht genannt bekommen habe) die das Gefühl in den Fingern 4 und 5 verbessert haben: Alle fünf Finger nebeneinander. Ich spiele 1, 2, 4, 5 und wieder 1, 2, 4, 5 und so weiter. Augen zu, fühlen wie es sich anfühlt. 4 und 5 fühlen sich etwas anders an, sie sind träger. Und nun: Finger 3 drückt die Taste und wieder 1, 2, 4, 5 und so weiter. Und schon geraten 4 und 5 aus dem Tritt und tun sich schwer was wohl an der gemeinsamen Sehne liegt. Aber jetzt: Das gleiche mit rechts, dann sofort mit links. Die Linke ist besser. Noch besser ist die Linke wenn ich das gleiche mit beiden Händen gleichzeitig mache. Das habe ich es bei verschiedenen Fingerübungen festgestellt.

Für mich ist das ein Beweis dafür, dass nicht die Fingermotorik meiner linken Hand schlechter ist als die der rechten, sondern dass der Ursprung im Gehirn liegt. Die linke Hand ist (gemeinsam mit der anderen) in der Lage (zumindest bei diesen Fingerübungen) wie die rechte Hand zu spielen aber das Gehirn scheint die linke Hand bei Alleingängen zu blockieren.

Ist meine Erkenntnis nun richtig, dass das Gehirn blockiert ist und nicht die linke Hand? Was die nächste Frage aufwirft: Warum ist das Gehirn blockiert, wenn die linke Hand einzeln spielt? Liegt es an der unterschiedlichen Funktion und den unterschiedlichen Aufgaben der beiden Hemisphären?

Liebe Grüße
Marlene
 
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Fast 100 Aufrufe nach #35. Mag mich denn niemand erleuchten?
 
Liebe Marlene,

ob ich für Erleuchtung sorgen kann, wage ich zu bezweifeln. :p Aber ich versuch's.

Rolf meinte, dass sich die linke Hand ungefähr wie die rechte anfühlen sollte bezüglich der Geschmeidigkeit und des Tastenkontakts. Klar ist sie dann spiegelverkehrt und fühlt sich deshalb auch anders an, aber das Spielgefühl, die Verbindung von Arm, Hand, Fingerkuppe, Taste sollte ähnlich sein.

Mit Laufwerk meint er passagenähnliches Zeug, also Teile aus Tonleitern, Tonleitern selbst, Arpeggien, Motive, .... , die dann transponiert werden.

Was das legato der 4. und 5. Finger angeht, habe ich eine Frage: führst du auch den Arm mit? Wie ist deine Handstellung? Manchmal sind z.B. die Ellenbogen zu nah am Körper und dadurch sind die Außenfinger seitlich nach außen gekippt, was für sie schlecht ist (man stelle sich vor, wie man mit solch gekippten Beinen laufen könnte). Und legato ist wie Gehen: wenn du gehst, überträgst du dein Körpergewicht von einem Bein aufs andere, probier's mal aus, du gibst das Gewicht quasi weiter, übergibst es. So ist es auch beim legato und deshalb musst du den Arm nach rechts bewegen, wenn du ein schönes legato vom 4. zum 5. Finger hinkriegen willst. Du übergibst also das Gewicht des Armes bei trotzdem leichter Hand von einer Fingerkuppe zur anderen. Beim Gehen bleibt der Körper ja auch nicht an Ort und Stelle und so ist es bei diesem Legato auch beim Arm so. Spielt man 1 2 3 4 5 4 3 2 1 o.ä., wird man diese Folge mit einer Ellipse verbinden.

Ich weiß ehrlich nicht, ob da was im Gehirn blockiert ist. Ich bin keine Neurologin. Ich meine auch, dass das eigentlich egal ist. Die linke Hand ist bei den meisten ungeübt und daher ist das Gefühl, wenn sie nun Klavier spielt, anders als rechts. Deswegen ist es ja so sinnvoll, dass sie von der rechten lernen kann. Allerdings kommt es nicht selten vor, dass bestimmt Bewegungen leichter gehen als mit rechts, weil die linke Hand lockerer ist. Wie das nun bei dir ist, weiß ich nicht. Ich würde an deiner Stelle ganz einfach beobachten und nehmen, wie es ist. Bei dieser Übung geht die linke Hand bei dir leichter, also kann man das nutzen. Ansonsten ist das nicht so, vielleicht fühlt sich die linke Hand allein, wenn sie allein gefordert wird :D, also kann man von rechts abgucken. Manchmal ist man auch zu ungeduldig und verwechselt das komische und unsichere Gefühl zu Anfang, wenn die linke Hand gefordert ist, damit, dass man denkt, die linke Hand könne es nicht. Man kann ihr aber schon eine Menge zutrauen! Einfach akzeptieren, dass es ungewohnt ist, aber so entspannt wie möglich mit weicher und leichter Hand sich den Tasten annähern und einfach nach der inneren Klangvorstellung spielen. :)

Liebe Grüße

chiarina
 
Liebe Chiarina,

danke für Deine ausführliche Antwort.

Es ist kein Problem der Bewegung oder der Handhaltung oder Armhaltung etc. denn darauf achtet mein Klavierlehrer sehr genau. Was ich wissen wollte ist, was da im Gehirn abläuft, denn das Zentralorgan scheint die Fingermotorik zu behindern.

Ein besseres Beispiel als die von mir genannte Übung:

Linke Hand auf den weißen Tasten. Wenn ich versuche so schnell wie möglich nacheinander 1-5 zu spielen bleibt 4 meist oben oder drückt die Taste nur etwas runter. Finger 4 bekommt vom Gehirn oft nicht den Befehl nach Finger 3 die Taste zu drücken. Mache ich das gleiche dann mit rechts dann sausen alle fünf Finger nacheinander runter. Mache ich das gleiche dann zuerst rechts und dann links, dann ist die linke Hand etwas schneller. Somit hat sich das Gehirn wohl gemerkt wie der Bewegungsablauf sein soll und Finger 4 senkt sich links dann besser herab als vorher, wenn die linke von sich aus den Lauf (das nennt man dann wohl so) gemacht hat. Wenn dann aber die Finger 1-5 beider Hände gleichzeitig mit Tempo nacheinander die Tasten runterdrücken ist die linke genauso schnell wie die rechte Hand. Und alles schön legato. Wenn ich dann die Augen schließe und das genannte rauf und runter, runter und rauf und so weiter spiele geschieht das beidhändig in einem Tempo das die linke alleine (derzeit noch) nicht schafft.

Mir ging es bei meiner Frage also darum, dass es wohl das Gehirn sein muss das die Linke beim Solospiel blockiert und behindert und dass es kein feinmotorisches Problem zu sein scheint. Es ist theoretisch wohl unlogisch, aber rein praktisch habe ich es so erlebt. Es würde mich freuen, wenn unser Mitglied mit Fachkenntnissen eine Erklärung dafür hat.

Weil ich die linke deutlich mehr mit Fingerübungen beschäftige gibt es sogar einige Übungen, wo die linke Hand alleine besser ist als die rechte (was ich heute Morgen mit erstaunem Schmunzeln festgestellt habe). Aber alles in Allem schafft die linke Hand das Tempo und Legato der rechten nur, wenn beide Hände sich völlig identisch bewegen.

Liebe Grüße
Marlene
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Mir ging es bei meiner Frage also darum, dass es wohl das Gehirn sein muss das die Linke beim Solospiel blockiert und behindert und dass es kein feinmotorisches Problem zu sein scheint. Es ist theoretisch wohl unlogisch, aber rein praktisch habe ich es so erlebt. Es würde mich freuen, wenn unser Mitglied mit Fachkenntnissen eine Erklärung dafür hat.

Liebe Marlene,

wir können ja alle mal wie beim Kasperletheater nach der lieben Nica rufen: NNNIIICCCAAA!!! :D :kuss:

Ansonsten kann ich mir nur vorstellen, dass deine linke Hand bei der Übung einfach noch die Hilfe der rechten braucht und nichts blockiert ist, sondern nur die mangelnde Übung dafür verantwortlich ist. Dass also die linke Hand noch mit rechts "an die Hand" :) genommen werden muss, weil sie alleine noch nicht über die Straße gehen kann :D und erst mit etwas Übung dies auch allein schafft. Wenn nämlich der Bewegungsvorgang "automatisiert" ist. Vorher muss ihr noch die rechte zeigen, wie's geht. Dann ist sie (die linke) aber flott dabei.

Liebe Grüße

chiarina
 
wir können ja alle mal wie beim Kasperletheater nach der lieben Nica rufen: NNNIIICCCAAA!!!

*lol*

Marlene, Feinmotorik geht immer vom Gehirn aus. Die Muskeln machen das nicht von allein. Insofern ist es eben einfach (haha, einfach ... ... seufz) eine Frage des motorischen Lernens. Im Alltag werden meist mehr Aufgaben mit der rechten Hand erledigt, so dass die linke sich mit feinmotorischen Aufgaben meist schwerer tut. Auch wenn Du beidhändig bist, hast Du vermutlich eine Präferenz für rechts, schon alleine weil viele Gegenstände für die rechte Hand hergestellt werden.

Da hilft also nur üben. Dass es hilft, wenn die andere Hand es vormacht oder mitmacht, hängt vermutlich einfach damit zusammen, dass es viele Verbindungen zwischen den Gebieten gibt, die die beiden Hände steuern. Viele motorische Tätigkeiten erfordern die Koordination beider Hände (Knöpfe, Schleifen, Besteck etc.), so dass die Steuerung der Motorik eben oft beidseitig ist.
 

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