- Dabei seit
- 18. Feb. 2008
- Beiträge
- 30.339
- Reaktionen
- 22.183
nein, meine ich nicht.Meinst Du nicht??
Aber bevor ich das begründe, stellt sich eine andere Frage: bist du (1) tatsächlich ein derart eklatanter Hanswurst, wie es deine oft genug skurrilen und abwegigen, dabei mit Trotz und zänkischer Wut vorgebrachten Einlassungen anzunehmen geradezu nötigen, oder (2) ist das eine provokante Pose/Rolle, um Themen und Diskussionen zu würzen?
Gebet einer Jungfrau:
natürlich hab ich das gespielt (und Tränen dabei gelacht) und natürlich ist es völlig richtig, dass das seichte Salonstückchen berühmt war und natürlich ist es rezeptionsgeschichtlich in vielerlei Hinsicht aufschlußreich, sich mit der Gartenlaube, Winnetoubestsellern, diverser Salonmusik und sogar Mode des 19. Jhs. zu befassen. Nur bedeutet das nicht, dass jeder Biedermeier- und Gründerzeitkitsch im Kunstpantheon sogleich den obersten Thron besetzt.
Das interessante am Gebet einer Jungfrau ist, dass es in jener Zeit, da auch die weniger talentierten "höheren Töchter" des Bürgertums am piano brillieren wollten/sollten, dieses möglich machte: und das mittels einer verblüffenden Unbeholfenheit*) des Virtuosität und Brillanz simulierenden Klaviersatzes und einer dazu passenden radikal primitiven Struktur. Dazu eine aus Versatzstücken zusammengestoppelte Melodie und ein "poetischer" Titel. Der Witz dabei: wäre das seichte Stückchen nur halb so schwer, wie es erscheinen möchte, hätte es keinen derartigen Siegeszug in die bürgerlichen Wohnzimmer angetreten.
Schön, dass es ein paar erhaltene Gegenstände der Alltagskultur des 19. Jhs. gibt.
__________
*) die Begleitung kennt nur dreieinhalb Akkorde, die in stets derselben Reihenfolge eingesetzt werden; die r.H. simuliert mit kinderleichten Arpeggien, kleinen Trillerchen und Schleifern (Schlußfloskeln) Pseudobillanz, dazu Oktävchen, die so langsam sind, dass sie weder irgendeine Wirkung erzielen noch Schwierigkeiten bereiten