Spielgefühl und Klangwahrnehmung

@Pianosa Danke, das habe ich nicht gewusst.
Ich kann aber nicht genau sagen, wie modern das Digi war, an dem ich damals gespielt habe. Baujahr vor 2015 und kein Topmodell.
 
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Schon, aber wenn man die Lautstärke insgesamt verändert und die Taste gleich stark drückt, verändern sich die Samples nicht. Die werden nur entsprechend lauter oder leiser abgespielt - das ist ja auch der Sinn der Sache.
Ja eben, das ist bei jedem elektrisch verstärkten Instrument so. Wer auf einem Digi (über Speaker) spielt, der stellt oft - aus Rücksicht auf andere - eine geringe Gesamtlautstärke ein. Unbewusst kompensiert er das aber zum Teil, indem er stärker anschlägt. Ich meine mich zu erinnern, dass @hasenbein das mal thematisiert hat, dass Schüler, die auf Digis üben, Probleme haben, in der Klavierstunde auf einem akustischen Klavier leise zu spielen.
 
Nee, in der Regel spielen Digi-Schüler auf einem echten Klavier zu leise.

Darüber hat sich mein Ex-KL meiner Erinnerung nach noch nie beschwert.

Drum spiele ich meinen ausschließlich komplett geschlossen
aber ich verstehe denn Sinn nicht.

@Carnina, wozu sollte man wollen, dass sich das Spielen deutlich zäher und schwergängiger anfühlt, wie @Flieger geschrieben hat? Beide Deckel zu schließen hat doch negative Auswirkungen auf den Klang, und mit Decke noch mehr.
 
und ich verstehe denn Sinn nicht.

@Carnina, wozu sollte man wollen, dass sich das Spielen deutlich zäher und schwergängiger anfühlt, wie @Flieger geschrieben hat? Beide Deckel zu schließen hat doch negative Auswirkungen auf den Klang.
Ja das ist auch der Sinn der Sache. Man betrügt sich nicht um einen großen, vollen Ton. Alles zuklappen und dann üben um ihn zu erzeugen.
 
Der Sinn ist, leiser zu sein.
@Carnina, wozu sollte man wollen, dass sich das Spielen deutlich zäher und schwergängiger anfühlt, wie @Flieger geschrieben hat? Beide Deckel zu schließen hat doch negative Auswirkungen auf den Klang, und mit Decke noch mehr.
Nein, ich habe geschrieben, dass es sich zäher anfühlt, nachdem ich unten den Schaumstoff montiert habe. Wenn der Deckel geschlossen ist, kann der Resonanzboden immer noch nach unten abstrahlen und der Boden reflektiert den Klang in den Raum. Durch das Schließen des Deckels alleine hat sich für mich das Spielgefühl nicht geändert. Nur der Klang wurde etwas weniger brilliant und laut.
 
Also ich klappe meinen Flügel immer komplett auf, nicht nur zum Vorspielen, sondern auch zum Üben. Und denke, dass ich mich dadurch eher zum gefühlvolleren Anschlag erziehe. Allerdings habe ich meinen S&S-O auch rel. weich intonieren lassen (wir haben Terracotta-Boden, nur unter dem Flügel ist ein runder Teppich).
Meiner Meinung nach bringt man sich bei komplett geschlossenem Flügel um Obertöne, die für einen singenden Klavierton hilfreich sind. Voraussetzung ist, dass sich die Begleitstimmen zurücknehmen und schön weich bleiben (dank jahrelanger Mäßigung durch offenen Flügel).

So glaube ich, dass man sich einen schöneren Klavierton anerzieht, wenn man lieber alles auf macht, jedoch versucht, sich eher zurückzunehmen. Meine alte Klavierlehrerin sagte immer, laut spielen kann jeder. Leise spielen ist eine Kunst. Ist natürlich überspitzt, aber trotzdem...
 
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Und denke, dass ich mich dadurch eher zum gefühlvolleren Anschlag erziehe.
Ich glaube du bist Profi wenn ich das richtig verfolgt habe. Daher will keinesfalls in Abrede stellen dass man das so machen sollte.

Aber wenn man lernt, hilft es einem aber nicht wenn man ein pianissimo und Fortissimo in einem größeren Saal spielen können will. Man kann das lernen in dem man regelmäßig und viel in großen Sälen übt (die Möglichkeit wird kaum einer haben) oder man imitiert es zuhause. Man gewöhnt sich mit geschlossenem Flügel einfach daran auf einem dynamischen Level zu spielen das in einem größeren Raum nötig ist. Dort kann’s dann sein dass das Piano einem Wohnzimmer-Forte entspricht bzw. man das Forte dann garnicht erst zusammenbringt geschweige denn durchhält. Ich soll konsequent am geschlossene Flügel üben. Mein Vater hat auch ausschließlich voll geschlossen geübt. Ein weiterer positiver Effekt ist dass man sofort hört wenn einzelne Töne/stimmen nicht durchkommen. Die sind dann nämlich einfach gleich komplett „weg“. Und man hört sich nicht müde. Und man muss sich viel mehr bemühen im Bass keinen Matsch zu produzieren.
 
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So glaube ich, dass man sich einen schöneren Klavierton anerzieht, wenn man lieber alles auf macht, jedoch versucht, sich eher zurückzunehmen. Meine alte Klavierlehrerin sagte immer, laut spielen kann jeder. Leise spielen ist eine Kunst. Ist natürlich überspitzt, aber trotzdem...
Laut spielen ist nicht schwer. Schön laut spielen schon eher.

Wenn ich aber ein fff von Rachmaninoff üben will, dann muss das mit einer gewissen Kraft geschehen. Da der Raum klein (und nicht umfassend akustisch optimiert) ist, klingeln mir nach 10 Minuten bei offenem Flügel die Ohren. Wenn ich mich da entsprechend zurücknehme, trainiere ich mir auch etwas Falsches an.

Klar, im Idealfall hätte ich den perfekten Übungsraum und einen offenen Flügel. Mangels dieses Übungsraumes ist für mich der geschlossene Flügel die beste Option. Meiner hat auch geschlossen noch genug Kraft, keine Sorge. Da hört man auch zwischen pp und ppp noch Unterschiede und die einzelnen Stimmen zu differenzieren kann man auch noch gut üben.
 

@Carnina: ich bin kein Profi, sondern habe mein Geld als Softwareentwickler verdient und bin jetzt im Ruhestand angekommen. Habe allerdings die ganze Kindheit und Teenagerzeit Unterricht gehabt und lasse mich auch jetzt noch bei Veranstaltungen hören, alleine oder mit Kammermusik. Und vielleicht liegen die Dinge bei mir anders, weil ich auch Orgel spiele und da gewohnt bin, gerade bei historischen Orgeln, mit sehr großen Tastendrücken klarkommen zu müssen. Daher ist Kraft in den Fingern nicht das Problem bei mir, zumindest nicht, was das Klavier angeht.

Und zugegebenermaßen ist auch unser Wohn/Esszimmer ziemlich groß, so dass sich der Flügelklang ausbreiten kann. Aber selbst bei voll geöffnetem Deckel ist die Dämpfung des aufgeklappten Notenpults wahrnehmbar. Wenn man es herunterklappt oder besser ganz rausnimmt, ist der Klang am allerbesten. Geht eben nur bei Auswendigspiel oder Improvisation. Manchmal lege ich mir die Noten aber auch waagerecht hin ohne Pult, dann geht auch nix vom Klang verloren bei der Spielposition. Ich wünschte, ich hätte ein geschnitztes historisches Notenpult, dann geht der Sound neben den Noten noch etwas durch.

Man sollte eben nur bedenken, dass ein geschlossener Flügel nicht nur den Klang leiser macht, er macht ihn vor allem auch obertonärmer und dumpfer. Vermutlich, wenn Styropor unter dem Resonanzboden geklemmt wird, noch mehr.

Aber auch in größeren Räumen kann man viel weicher spielen als ein "Wohnzimmer-Forte", ohne Sorge haben zu müssen, dass es nicht hörbar ist. Der Zuhörer wird bei leisen Klängen zum Klavier "hingezogen". Wer hat nicht schon einen Soloklavierabend erlebt, wo sich größte Intensität gerade bei flüsterleisen Klängen einstellt? Voraussetzung ist eben, sich immer dichter an den Auslösepunkt hangeln zu können, ohne dass Töne verhungern - ob im Konzertsaal oder zu Hause im kleinen Wohnzimmer. Wenn ich Aufnahmen höre, z.B. Barenboim WTK oder seine Einspielung der Lieder ohne Worte, kann man erleben, wie flüsterleise, superweich und gleichmäßig sich Begleitstimmen zurücknehmen können, während die Melodiestimme ihr Lied singt. Das ist aus meiner Sicht ein lebenslanges Training - die Frage ist eben, was die besten Trainingsmethoden dafür sind.

Jeder hat eben seine eigene Herangehensweise, ich wollte nur meine hier erwähnen. Und wie schon geschrieben, habe ich beim letzten Hammerkopftausch die Intonation rel. weich stechen lassen aufgrund der rel. harten Akustik (ich bereue, dass wir Terracottafliesen verbauen ließen statt Parkett - hatte Bedenken wegen Fußbodenheizung). Daher sind ganz andere Voraussetzungen da als z.B. bei Flieger mit beengterem Raumangebot und/oder hartem Flügelklang auch bei weichem Anschlag, oder ggfs. Nachbarn usw.
 
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Manchmal lege ich mir die Noten aber auch waagerecht hin ohne Pult, dann geht auch nix vom Klang verloren bei der Spielposition. Ich wünschte, ich hätte ein geschnitztes historisches Notenpult, dann geht der Sound neben den Noten noch etwas durch.
Wenn die Noten drauf liegen, ist das geschnitzte Notenpult nur mehr bedingt effektiv.
Wenn du mehr direkten Klang willst, kannst du die Tastenklappe herausnehmen. Dann kommt der Klang frontal zu dir.
 
Manchmal auch hinderlich, ich bin nicht nur ein Mal oben mit den Fingern angestoßen...

Stößt du bei manchen Sprüngen absichtlich vorne an? Kannst du mir da ein Beispiel geben?

Ich berühre sie nur selten. Und ich habe sie außer für Testzwecke immer eingebaut. Ich kann also nicht sagen, ob sie mir an manchen Stellen fehlen würde.
 
Oha! Interessant! Ist mir völlig neu. Stellt es demnach für Dich bei bestimmten Stücken eine Einschränkung dar, wenn die Oberfläche matt ist? Oder wird es nur etwas unbequemer?
Es gibt in der Tat ein paar Stücke, die ich an matten oder furnierten Instrumenten nicht gerne spiele - z.B. Liszts Mephistowalzer, Debussys „Pour les accords“, Boulez’ 12 Notations (Nr. 6), Brahms’ Paganini-Variationen etc.

Im Notfall geht das zwar, aber es erhöht den Stress deutlich.
 

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