wenn ich die Augen zumachen muss, dann lege ich mir lieber eine gute CD/LP auf...
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Wenn der Regisseur nicht mal einen Klavierauszug, geschweige eine Partitur lesen kann, dann ist er -zumindest hinsichtlich der Oper- auch kein Künstler, sondern eher ein Scharlatan.
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Und da sind wir auch bei der Musik, den Sängern, Clara: Oper ist "ganzheitlich". Wenn eine Komponente (z. B. Regie) nicht stimmt , ist das Kunstwerk im XXX(Eimer wollte ich respektlos sagen).
hm... es gibt ja Bühnen mit ganz exquisiter Akustik, und die kann man notfalls auch mit geschlossenen Augen genießen (oder einfach nicht so genau hinschauen) ;) -- aber klar, ich verstehe wie Du´s meinst.
...solche Regisseure soll es geben, manche davon sind in Interviews sogar stolz darauf, keine Ahnung von Musik zu haben... ich bin guter Dinge, dass sich auch solche Kapriolen irgendwann überlebt haben, und man kann´s ja wie Verdi mit Humor sehen: "tutto nel mundo e burrla"
ich finde nicht, dass dann gleich das ganze im Eimer ist (es sei denn, da wird auf der Bühne derart geblödelt, dass das Publikum erbost zum Sturm bläst...) - wenn Solisten, Chor und Orchester ihre Sache gut machen, dann war es wert, zugehört zu haben (und schlimmstenfalls wird der Regisseur dann ausgebuht)
aber ich gebe zu: ich habe schon einige Leute nach einer Aufführung schimpfen hören, dass sie sich das nicht mehr bieten lassen und dass sie nicht mehr kommen werden (dort, wo man zehn Jahre auf Karten warten muss) - - und bei besonders spektakulären Inszenierungen sind die älteren Zuschauer weniger als jüngeren geneigt, Kapriolen zu tolerieren.
Regietheater, welches eine Oper fast zum statischen Oratorium werden lässt, welches reduktionistisch beinahe alles streicht, was man sich als schönes Bühnenbild wünschen würde - selten gelingt so etwas, aber wenn es gelingt, hat man einen neuen Blick auf das Stück werfen können: Heiner Müllers Tristan in Bayreuth wird mir unvergeßlich bleiben! Das war toll!! (ok, Baremboim hat wunderbar dirigiert, Waltraud Meyer war die Isolde, Siegfried Jerusalem der Tristan)
und gar zu traditionelle Inszenierungen wirken für mich doch etwas zopfig, da kann man ebenfalls die Augen zumachen - tja, wenn man schon Regisseure enorm hoch bezahlt und ebenso hoch schätzt, dann sind die in der Pflicht und müssen zeigen, was sie drauf haben - - wenn´s schief geht, was es gerne tut, dann ist das Skandälchen immer noch pressewirksam ;)
was mir mehr Unbehagen bereitet, sind Sachen wie "event-Opern" a la Bregenzer Seebühne etc. - dort ist von Akkustik keine Rede...
Tankred Dorsts "Ring des Nibelungen" bietet den Versuch, Realität und mythische Götterhandlung als Parallelwelten darzustellen: der Walkürenfelsen ist ein Steinbruch auf der realen, aber eben der Walkürenfelsen auf der mythischen Ebene - da sind zum Teil sehr schöne Bilder entstanden, zum Teil auch Blödsinn (Siegfried schmiedet sein Schwert im Chemiesaal einer Schule...)
übrigens mehren sich in der Theaterwissenschaft mittlerweile die Stimmen, die das Regietheater als überlebt bewerten - da gibts im ganze Bücher drüber.
liebe Grüße, Rolf