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Bist du selber denn betroffen? Wenn nicht, degradierst du gerade deine eigenen Beiträge (auch die lyrischen) zu diesem Thema als "Pißmarken" - - irgendwie habe ich aber nicht den Eindruck, dass das deiner Intention entspricht (denn: wozu die Mühe, Pißmarken wohlformuliert & gereimt an irgendwelchen Ecken oder Bäumchen hinzupfützen)Bestürzung, Entsetzen, tiefstes Mitleid zu empfinden, ist eine natürliche Reaktionsform für Angehörige und Freunde eines Tatopfers (übrigens: auch eines Opfer nichtsexualisierter Gewalt), also im privaten Raum, wo Gefühlskundgabe unmittelbar und ehrlich ist. Für die nicht unmittelbar Betroffenen in einer Netzdiskussion wird die Empathiebekundung (ob sie's wollen oder nicht) zum Gemenschel, zur Schreinemakers-artigen Simulation von Gefühlen. Sie ist so viel wert wie der Facebook-Daumen nach oben oder unten: eine Pißmarke unter vielen, die der user absondert, bevor er sich auf der täglichen Reise durchs www zum nächsten Empörungsanlaß weiterklickt.
Das Thema hat nun mal schlicht und ergreifend mehr Aspekte als die, Empathie für das Tatopfer zu empfinden und Solidarität mit ihm zu bezeugen. Als Aspekte kommen hinzu: Vorverurteilung des Angeklagten durch die Öffentlichkeit und Ächtung des Verurteilten über die Zeit seiner Buße hinaus.
Es kommt noch ein paar Aspekt hinzu: Mir wird langsam schlecht bei diesem anschwellenden Bocksgesang öffentlicher Empathiebekundungen..
?Für die nicht unmittelbar Betroffenen in einer Netzdiskussion wird die Empathiebekundung (ob sie's wollen oder nicht) zum Gemenschel, zur Schreinemakers-artigen Simulation von Gefühlen.
Ich kann die Gedanken von @Gomez de Riquet schon nachvollziehen. Es geht hier um einen Täter, der verurteilt wurde und der seine Strafe irgendwann antreten muss - auch, wenn er sich dem temporär entzogen hat. Gomez hat, wenn ich ihn richtig verstanden habe, dieses Urteil nicht in Frage gestellt und insofern auch die sexuelle Nötigung nicht verharmlost.
Was er anprangert, ist das öffentliche Nachtreten gegen den Täter, das diesen vermutlich bis an sein Lebensende begleiten wird. Und, ganz ehrlich, das kotzt mich auch an. Ich möchte gar nicht wissen, was passiert, wenn S. M. irgendwann aus dem Gefängnis entlassen wird und einen wissenschaftlichen Aufsatz veröffentlichen will. Welcher Verlag wird sich angesichts des zu erwartenden Shitstorms trauen, den zu veröffentlichen? Wohlgemerkt, einen Aufsatz in dem es um Musik geht, nicht um seine möglicherweise krude Rechtfertigung der Taten. Und das Schlimme ist, dass der Shitstorm ja nicht von den Frauen ausgeht, an denen er sich tatsächlich vergangen hat, sondern von gänzlich Unbeteiligten. Wieso nehmen diese sich das Recht heraus, über Schuld zu urteilen und einen Menschen - mit dem sie persönlich gar nichts zu tun haben - nach Verbüßung seiner gerechten Strafe bis ans Ende seiner Tage zu stigmatisieren und ihm keinen Platz in der Gesellschaft mehr zuzubilligen?
Ich finde, jeder hat eine zweite Chance verdient. Und meistens klappt das in unserem Land ja auch - selbst ein Mörder wird resozialisiert. Aber ein sexueller Nötiger - insbesondere ein prominenter - darf offensichtlich kein Bein mehr auf die Erde bekommen.
Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein.
Ohne, dass ich das richtig finde, wage ich den Versuch einer Antwort: Weil sie den Tätern beispielhaft das Leben so "zur Hölle" machen wollen, weil eine Vergewaltigung o.ä. für einen Mann so grauenhafte, langfristige Folgen haben soll, dass die (anderen) Männer die Schwere dieser Taten anerkennen und sich vorher überlegen, ob sie diese Gefahr für sich wirklich auf sich nehmen wollen.Wieso nehmen diese sich das Recht heraus, über Schuld zu urteilen und einen Menschen - mit dem sie persönlich gar nichts zu tun haben - nach Verbüßung seiner gerechten Strafe bis ans Ende seiner Tage zu stigmatisieren und ihm keinen Platz in der Gesellschaft mehr zuzubilligen?
Gutmenschentum wäre der nächste Schritt: die bewußte Inszenierung der eigenen Gutheit (wie immer mit dem Subtext, andere als schlecht hinzustellen, die den Gutmenschen in seiner Lieblingspose nicht ernst nehmen)
Ich wäre eher für eine Teilung (und zwar vor dem Beitrag 84). Jetzt ist ja die Diskussion in vollem Gange.Nochmal: Warum wird dieser Faden nicht nach Beitrag 84 geschlossen?!!
Warum? Der von mir hineingebrachte Aspekt hat doch ganz und gar mit dem Thema zu tun. Der Blick auf den/die Täter ist ein Perspektivwechsel, aber nicht off topic, und die Frage nach dem Umgang mit Schuld folgt unmittelbar auf den Racheschrei. Das Problem scheint mir in der Schwierigkeit zu liegen, die unterschiedlichen Situationen, in denen sich Opfer und Täter nach der Tat befinden, und das unterschiedliche Ausmaß an Leid, mit dem beide bis an ihr Lebensende leben müssen, zusammenzudenken.Ich wäre eher für eine Teilung (und zwar vor dem Beitrag 84). Jetzt ist ja die Diskussion in vollem Gange.
Das Herabschauen auf den Schuldigen hat immer eine Entlastungsfunktion. Jeder von uns schleppt Schuldgefühle (berechtigt oder nicht), Selbstzweifel und Ambivalenzen mit sich herum. "Der Mensch ist ein Abgrund" (Büchner). Der Blick auf den Gestrauchelten, den Schuldigen (in diesem Fall: auf den Sittich, wie er in der Knastsprache heißt, der auch in der Knasthierarchie an unterster Stelle steht) hat etwas Erlösendes. Aber er erlöst den Sich-selbst-Überhebenden nicht. Er ist eher die Vorstufe dazu, selber irgendwo an einer anderen Stelle zu straucheln..
Vermutlich hinterließ die überwältigende Mehrheit aller bisherigen Sexualstraftäter nicht immer etwas, was die Mit- und Nachwelt als "Werk" in den Kulturkanon aufnimmt.Die "Mee-too"-Debatte hat eine alte Grundsatzfrage neu gestellt - die nach der Vereinbarkeit und (gutem) Werk und (schlechtem) Leben.
Die Anzahl der Werke können sie schlecht reduzieren. Loos-Häuser stehen unter Denkmalschutz. Und wenn es Wei Tsin Fu gelungen wäre, seine Bruchbude in Tübingen zu Ende zu bauen, hätte der Neueigentümer das Haus sanieren, anders streichen/verklinkern lassen und es unter neuem Namen der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt.Insofern teile ich die eventuelle Befürchtung, dass die "MeeToo-Hardcore Fraktion" die Anzahl der Kunstwerke verringern könnte, nicht.
und daran wird die "MeeToo-Hardcore Fraktion" auch nichts ändern.Die Anzahl der Werke können sie schlecht reduzieren. Loos-Häuser stehen unter Denkmalschutz.
, den selbsternannten Hirnforscher, erwähnst: welches "Werk" hat dieser hervorgebracht, dass du ihn als Exempel anführst?
Seine Hirnforschung -welches "Werk" hat dieser hervorgebracht
mal davon abgesehen, ob das tatsächlich der Fall ist, stellt sich an dich die Frage, ob das für "die öffentlich gezeigte Empathie mit restlos allen völlig fremden Opfern" und für "die [öffentlich gezeigte] Entrüstung über restlos alle völlig fremden Täter" gilt, oder nur im Kontext mit Sexualstraftaten; und wenn letzteres, dann stellt sich die Frage, warum bei diesem Thema die Empathie unecht und bei anderen womöglich echt sei.... In meinen Augen ist die öffentlich gezeigte Empathie mit völlig fremden Opfern und die Entrüstung über völlig fremde Täter nicht echt.