Schumann, op. 56

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Stefan379

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Ich habe eine Aufnahme der "Studien in Canonischer Form" für Pedalflügel op. 56 von Robert Schumann mit Jörg Demus entdeckt,
View: https://www.youtube.com/watch?v=4WVhGtgnA3g
offenbar auf einem "Imperial" von Bösendorfer aufgenommen.
Weiß jemand, wie diese Aufnahme realisiert wurde?
Hatte Demus einen Duopartner für die Pedalstimme, oder nahm er die Pedalstimme selbst in einer eigenen Spur auf?
Dass eine Pedalklaviatur zum Einsatz kam, kann ich mir eher nicht vorstellen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Man kann die Studien fast ohne Änderungen mit zwei Händen und ohne Pedal spielen, wenn man ein Tonhaltepedal hat.
 
Man kann die Studien fast ohne Änderungen mit zwei Händen und ohne Pedal spielen, wenn man ein Tonhaltepedal hat.
Es gibt Bearbeitungen der Opera 56 und 58 von Clara Schumann für Klavier zu zwei Händen ohne Pedal, entstanden in Frankfurt am Main Anfang 1895. Bereits damals war abzusehen, dass sich das Pedalklavier nicht am Markt behaupten würde. Einige Jahre zuvor transkribierte Debussy das Opus 56 für zwei Klaviere und Bizet erstellte eine vierhändige Fassung.

LG von Rheinkultur
 
Hör die mal Anderszewski an, der spielt das mit zwei Händen und völlig unangestrengt.
Ja, wunderbar! Er hat sich die Stücke entsprechend geschickt eingerichtet und weicht folglich auch vom Notentext ab, was aber der Wirkung dieser Stücke hier freilich keinen Abbruch tut.
Das klangliche Ergebnis, wie es bei Jörg Demus zu hören ist, kann jedoch mit zwei Händen allein nicht realisiert werden.
 
Hör die mal Anderszewski an, der spielt das mit zwei Händen und völlig unangestrengt.
Das ist richtig - und doch stört mich die daraus resultierende Praxis, dann mehr rechtes Pedal einzusetzen, um die "Pedaltöne" länger halten zu können. Debussy hat, wie ich schon sagte, diesen Zyklus für zwei Klaviere bearbeitet und den von Schumann vorgegebenen Tonvorrat auf zwei Spieler aufgeteilt. Damit gelingt die Wiedergabe sowohl ohne Pedalklaviatur als auch ohne Tonhaltepedal, das es zu Lebzeiten Debussys bereits gab, obgleich Debussys Instrumente ein solches nicht hatten.

So richtig begeistert mich persönlich allerdings die Wiedergabe der Werke für den Pedalflügel nicht, wenn man in Ermangelung einer (angehängten) Pedalklaviatur alles irgendwie auf zwei Hände aufteilt. Ist die Pedalstimme so selbständig und beweglich wie bei einem Originalwerk für Orgel geführt, muss eine ganze Menge am Notentext geändert werden oder auch wegfallen - einer der Aspekte, weshalb diese Werke inzwischen häufiger von Organisten als von Pianisten gespielt werden. Diese Problematik ergibt sich eben zwangsläufig, sobald der ursprünglich vorgesehene Instrumententypus als einstige "Zeiterscheinung" nicht mehr zur Verfügung steht. Für das Pedalklavier haben überwiegend deutsche und französische Komponisten ab der Mitte des 19. Jahrhunderts einige Jahrzehnte lang komponiert, darunter immerhin Liszt, Franck, Saint-Saëns, Alkan und Gounod - vor allem von letzterem auch Konzertantes mit Orchester. In den letzten Jahren entstand im Auftrag entsprechender Spezialisten unter den Interpreten wieder Originalliteratur, was natürlich auch dem Traditionsrepertoire zugute kommt. Gerade wenn es von den jeweiligen Komponisten genügend Literatur ohne Pedalklaviatur gibt, stellt sich die Frage nach der Notwendigkeit von Umarbeitungen entsprechender Einzelwerke.

LG von Rheinkultur
 
Gerade wenn es von den jeweiligen Komponisten genügend Literatur ohne Pedalklaviatur gibt, stellt sich die Frage nach der Notwendigkeit von Umarbeitungen entsprechender Einzelwerke.

Das sehe ich nicht so. Ich finde auch die Transkriptionen Bachscher Orgelwerke für das Klavier hochinteressant und spiele einige davon wirklich gerne. Dasselbe gilt für diverse Liszt-Bearbeitungen von Vokal- und Orchesterwerken - die Beethoven-Sinfonien, der Liebestod, die Tannhäuser-Ouvertüre, etliche Lieder etc. Meiner Meinung nach spricht nichts dagegen, diese Sachen zu spielen, obwohl an originärer Klaviermusik der genannten Komponisten wahrlich kein Mangel herrscht.
 
Frage zum Pedalflügel (hier hilft mir auch Wikipedia nicht weiter):
Wie werden dort Funktionen der vertrauten Pedale, vor allem des rechten, realisiert?
Gibt's dort Kniehebel oder gar Mundsteuerung?

Grüße
Manfred
 

O wie köstlich es wäre, in Vorbereitung auf vollgriffige Akkorde richtig fest zu beißen!

Mir ist klar, dass sowas zu Schumanns Zeiten wohl technologisch zu schwierig gewesen wäre.
Aber Tatsache ist, der Kauapparat ist anatomisch die einzige Möglichkeit, rhythmisch unabhängig von Hand und Fuß zu agieren.

In der Anfangszeit des motorisierten Gleitschirmfliegens wurde mit dem Mund Gas gegeben.

Grüße
Manfred
 
Wie werden dort Funktionen der vertrauten Pedale, vor allem des rechten, realisiert?
Gibt's dort Kniehebel oder gar Mundsteuerung?
Die obligatorischen Pedale zur Verschiebung oder Aufhebung der Saitendämpfung bleiben oberhalb der Pedalklaviatur. Die Situation ist durchaus mit der eines Organisten vergleichbar: Solange mit dem Fußschweller Veränderungen der Lautstärke vorgenommen werden sollen, ist natürlich kein beidfüßiges Spiel auf der Pedalklaviatur möglich. Allerdings erfolgt das Spiel mit dem Fuß auf der Pedalklaviatur mit Hacke und Spitze des Fußes gleichermaßen, so dass man nicht ständig mit beiden Füßen gleichzeitig auf der Pedalklaviatur agieren muss. Tonfortschreitungen in kleinen oder mittleren Intervallen sind mit einem Fuß allein meist gut zu bewerkstelligen, zwei oder mehr Töne gleichzeitig in größerem Abstand sind mit den Füßen vergleichsweise selten zu spielen. Aus @abschwebs Frage kann man eine weitere ableiten: Müsste man in diesem Falle ähnlich wie ein Organist bei dem Spiel mit den Händen auf den Manualen in noch stärkerem Maße ein sauberes Legatospiel praktizieren, da ja auf einer Orgel kein Haltepedal existiert und Töne von losgelassenen Tasten unweigerlich weg sind? Darauf ein grundsätzliches klares Ja. Dieser Umstand hat zur Folge, dass heutige Spezialisten für das Spiel von Pedalklavieren und -flügeln eher von Haus aus Organisten als Pianisten sind. Empfehlung:
https://www.ars-produktion.de/Schum...SACDs/shop_art_id/134/tpl/shop_article_detail

Ein solches Instrument zu spielen ist eine Kombination von pianistischen Techniken mit denen, die man für das Spiel einer kleinen Orgel mit angehängter Pedalklaviatur ohne weitere Spielhilfen benötigt. Organisten ist diese Konstellation wesentlich vertrauter als Pianisten.

LG von Rheinkultur
 

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