Schumann Choral mit unbefriedigendem Schluss

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Linnsebinse

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Hallo in die Runde, beim Schumann Choral aus Op.68 nr. 4 ist am Ende nur ein Zweiklang aus Terz und Grundton mit Tonikadopplung. Keine Quinte.
Jedes Mal wenn ich den Choral spiele, stolpere ich darüber, da der Schlussakkord am wenigsten kräftig klingt im Gegensatz zu den anderen Fermaten im Choral.
man könnte einfach das D hinzufügen ( was ich auch heimlich tue😉) und es Klänge viel mehr nach einem vollen Schluss.
Man würde nichtmal eine Regel verstoßen, wenn das D noch dazu käme also was hat sich der gute Robert dabei gedacht oder auch nicht gedacht?
Wie seht ihr das?
Findet ihr, da gehört noch was rein oder habe ich eine Regel übersehen? Korrigiert mich in diesem Falle bitte. 20230312_175208.jpg
 
Der Choral ist streng vierstimmig. Führt man den Alt zum d' statt zum g', muss dieser vom Leitton abspringen. Das ist in Mittelstimmen zwar tolerierbar, dennoch ein Verstoß gegen strenge Stimmführungsregeln.
 
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Außerdem soll der Schlussakkord hier ja eben gar nicht "kräftig" gespielt werden, sondern relativ leise (decrescendo über die letzten paar Akkorde).
 
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Findet ihr, da gehört noch was rein oder habe ich eine Regel übersehen?
Damit hättest Du Dich über Schumanns kompositorische Intention hinweg gesetzt. Ein zumindest vollklingender Schluss hätte das Ausfüllen eines großen Tonumfangs (weite Lage) notwendig gemacht, der Bass wäre dann wenigstens auf das G der großen Oktave geführt worden und den Vorhalt in der Altstimme hätte man zugunsten des Vollklangs mit der Quinte auf d1 abwärts abspringen gelassen. In solchen Lebenslagen handelte Schumann ganz sicher konsequent. Er wünschte einen unspektakulären Schluss mit Phrasenende in enger Lage - so schlicht wie irgend möglich, und diesen durch die strenge Stimmenführung im Vorfeld unmissverständlich vorbereitet. Ein komponiertes Decrescendo, das nicht noch zusätzlich dynamisch gekennzeichnet werden muss. Deshalb unbedingt wie vorgegeben ausführen.

LG von Rheinkultur
 
Er wünschte einen unspektakulären Schluss mit Phrasenende in enger Lage - so schlicht wie irgend möglich, und diesen durch die strenge Stimmenführung im Vorfeld unmissverständlich vorbereitet
Ob da wirklich ein rein musikalischer Wille zum Ausdruck kam? Das ist ja ein Stück für kleinere Kinder, und es ist so gesetzt, dass man durchgehend 2 Stimmen in jeder Hand spielt. In weiter Lage wäre diese konsequente Stimmverteilung nicht möglich - für Kinderhände schon gar nicht - das dürfte der eigentliche Grund für diesen Schluss sein.

Aber klar ist auch, dass der Choral unbetont aufhört - das gibt ja schon der Text vor. Ein vollgriffiger Akkord würde bei Anfängern mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer falschen Betonung führen. Aus pädagogischer Sicht ist das deshalb sehr klug komponiert.
 
Bei dem Choral handelt es sich übrigens um "Freu dich sehr, o meine Seele".
 

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