Saiten wechseln beim Clavichord

Issa

Issa

Dabei seit
28. März 2019
Beiträge
175
Reaktionen
185
Hallo an alle,


vor kurzem habe ich mir ein gebrauchtes Silent-Clavier gekauft, um auch in den Ruhezeiten nicht auf's Clavierspiel verzichten zu müssen und weil ich vom feinen Klang und der einfachen Mechanik des Clavichords fasziniert bin.

Im Frühjahr des letzten Jahres bereits habe ich mir ein kleines, einchöriges dieser Instrumente besorgt und fand daran so viel Gefallen, dass ein größeres und doppelchöriges hermusste. Vor ein paar Wochen fand ich dann das Instrument, das auf den folgenden Bildern zu sehen ist.


IMG_2873.jpeg

Es ist in einem überholungsbedürftigen Zustand. Etwa fünfzehn Saiten im Diskant sind angerostet, da anscheinend eine Flüssigkeit in den hinteren Teil des Instrumentes gelangt ist und dort etwas Schaden im Bereich der Anhängestifte für die Saiten angerichtet hat. Vier der betroffenen Saiten sind schon gerissen und es ist nur eine Frage der Zeit, wann die anderen reißen. Allerdings habe ich im Moment noch mindestens einen Chor pro Taste.

IMG_2844.jpeg

Der Resonanzboden hat einen größeren Riss, der allerdings ausgespant wurde. Die meisten Stimmwirbel sind fest und nach ca. fünf Wochen in der neuen Umgebung hält die Stimmung einigermaßen auf a = 440 Hz.

IMG_2847.jpeg

Nachdem ich ein paar klemmende Tasten durch Bearbeitung am hinteren Ende der Tastenhebel mit Hilfe einer etwa gleich großen Klinge eines Schraubendrehers wieder Spielbar gemacht habe; durch andrücken und anreiben links und rechts an den Fassungen, wo der Tastenhebel den Metallstift, der die Taste in Position hält, greift, funktioniert die Mechanik wieder relativ problemlos. Zwei der Tangenten, also jene Metallstifte, welche die Saiten anschlagen, um den Ton zu erzeugen, trafen die Saiten nicht mehr richtig, was ich durch leichtes biegen der Tangenten in die richtige Position beheben konnte.

Jetzt habe ich ein vorerst brauchbares Instrument, möchte aber noch die fehlenden Saiten mit den zusätzlich erhaltenen ersetzten und stehe vor dem Problem, dass ich mir mit der Auswahl der richtigen Saiten unsicher bin. Bei der Gitarre ist das wesentlich einfacher...

IMG_2876.jpeg

Die fehlenden Saiten sind Gis2 und A2 sowie C3 und Cis3. Ich habe bisher versucht, die richtige Saite anhand der alten zu erfühlen. Weiß jemand Rat?

Gruß, Issa
 
Du müsstest die Saitendicke mit einer Schieblehre messen, alles andere ist Raterei. Kannst Du Schlaufen machen und Saiten ersetzen bzw.aufziehen ? Die Dicken sind ja bei den Ersatzspulen schon teilweise notiert. Wenn möglich würde ich es einem Cembalobauer in die Hand geben, wenn ein Budget vorhanden. Eventuell kann der Cembalobauer Dir auch die ein oder andere Lehrstunde gegen Bezahlung geben. Ich hatte auch mal einen Kunden, der Klavierstimmen lernen wollte. Und ich selbst hatte auch meine Lehrer und Lehrerinnen in Sachen Klavierbau.

Ich habe seit 2005 das kleine Wittmayer Cembalo meiner Eltern seelig, und mag es auch darauf zu üben. Manchmal hab ich gar keine Lust gehabt auf lauten Flügel, obwohl der Grotrian-Steinweg 185 wirklich toll für daheim ist. Von daher wünsche ich Dir viel Freude damit !
 
Zuletzt bearbeitet:
Du müsstest die Saitendicke mit einer Schieblehre messen
Habe ich, glaube ich, sogar im Keller. Dachte aber, dass die Skala nicht fein genug ist. Ich werde es morgen ausprobieren, danke.
Wenn möglich würde ich es einem Cembalobauer in die Hand geben
Das wollte ich machen, wenn ich keine Ersatzsaiten mehr habe. Was wohl nicht sehr lange dauern wird. Hab' die Cembalobauer in meiner Gegend schon rausgesucht.
Eventuell kann der Cembalobauer Dir auch die ein oder andere Lehrstunde gegen Bezahlung geben. Ich hatte auch mal einen Kunden, der Klavierstimmen lernen wollte. Und ich selbst hatte auch meine Lehrer und Lehrerinnen in Sachen Klavierbau
Da habe ich allerdings noch einiges zu lernen. Ich stimme zwar Gitarren, seit ich denken kann und seit einem Jahr das einchörige Reiseclavichord, welches wie dein Cembalo von Wittmayer ist, aber schon beim kleinen und jetzt beim fünf-oktavigen Instrument habe ich ein Gitarrenstimmgerät und mein Gehör benutzt. Mit wenig Rücksichtnahme auf Spreizung und was weiß ich. Werde ich bei Gelegenheit verfolgen.
Manchmal hab ich gar keine Lust gehabt auf lauten Flügel, obwohl der Grotrian-Steinweg 185 wirklich toll für daheim ist.
Das kann ich verstehen, auch wenn ich nur ein kleines Pianino habe (vielleicht auch deswegen..). Beim Clavichord ist ein extremes piano pianissimo möglich, bis zum Nullpunkt bzw. der Grenze des Hörvermögens. Habe mal jemanden sagen hören, dass das Clavichord dem Spieler das Spielen eines Tones zwischen 'Nichts' und 'Etwas' ermöglicht.
Vielen Dank, die wird vielleicht morgen umso größer, wenn ich die neuen Saiten aufgezogen habe. Da sind übrigens schon Schlaufen dran.
 
Mit einer guten Schiebelehre kann man auf 0,05 mm genau messen. Man sollte sich mit der Funktion des Nonius, dieser speziellen Skala am Schieber, vertraut machen.

Es gibt auch elektrifizierte Schiebelehren mit Display. Für Ungeübte einfacher in der Nutzung, aber wegen der im wichtigen Moment meist leeren Batterie weniger für den Hausgebrauch zu empfehlen.
 
Das mag stimmen. Aber eine Messung in dieser Feinheit ist nicht mehr trivial und kann von einem Laien kaum präzise werden. Schmutz und Rost verfälschen rasch das Ergebnis.
 

Ähnliche Themen


Zurück
Top Bottom