Mal ganz von den Totschlagkommentaren, aber nicht minder wahren ala "Willst Du den Berg hinauf, dann geh hinauf!", "Richtig ist, was Richtig ist", "Tun, statt reden!" abgesehen, sind in meiner bescheidenen Rhythmuserfahrung doch auch ein paar gute Erfahrungen gewesen, die nicht ohne "gute Tipps", "andere Fachbereiche", "Fachwissen" entstanden wären:
Ein guter Tipp, der hier beiläufig schon mal genannt wurde: Die rhythmischen Muster (separat) üben, die ja letztlich mathematisch endlich sind. Ich denke das Wichtigste beim Üben dieser Muster ist, sie solange zu üben, bis sie wirklich gefühlt werden, soll heißen, nicht alle hintereinander wegklatschen, sondern ein Muster wählen und dieses Üben, bis es sich merklich fühlen lässt und/oder gar im Körper festsetzt. Ich stelle diese Problematik häufig im Sport fest: Es wird innerhalb einer Übungseinheit von möglichst vielen Positionen geübt, letztlich geht es aber darum ein Gefühl für eine Position zu erhalten - annäherungsweise die Kraftimpulse zu memorieren, bis diese eben imaginiert werden können. Letztlich geht es darum solange "das" zu trainieren, bis eine wirkliche Reaktion in Körper und Geist stattfindet - die muss jeder für sich wahrnehmen. (eine Art AHA-Effekt forcieren). Übrigens können dabei schwierigere Rhythmen, z.B. mit punktierten Noten, für das Gefühl deutlich besser sein - getreu dem Gesetz der Anziehung..
Was unter den Totschlagargumenten auch etwas unter den Scheffel gestellt wird: Für einen Anfänger der Rhythmusschulung, insbesondere von einem bis dato unmusikalischen, ist Klavier, dazumal ohne Lehrer (?), meines Erachtens zu komplex und da beginnt dann auch die Not: Nicht nur Klavier, sondern auch Rhythmus üben - dann fehlt noch Melodie, Gehörbildung, Theorie jeder coulour. Ganz ehrlich, mir war das am Anfang nicht bewusst. Ich wollte Klavier spielen und nicht klatschen, singen, tanzen oder hören lernen..
Das Klavierspielen funktioniert meinem Verständnis nach mit zwei Rhythmusebenen, eben Bass- und Violinschlüssel. Den Rhythmus erstmal so tief in sich zu spüren, dass die "Linke Hand nicht weiß, was die Rechte tut" ist schon nicht ganz einfach - man muss spüren lernen, dass Rhythmus einem Blick in die Ferne gleichkommt, der andächtig "die vom Wind getragenen Blätter" (die Gliedmaßen) allesamt beobachten/steuern kann - Marionettenspieler - und nicht nur jedes für sich. Zu den Rhythmusebenen von Bass- u. Violin kommt noch die "störende" Melodie, die den Rhythmus auf einer anderen Ebene lebendig macht - der Rhythmus selbst ist mechanisch gesehen nur Schlag oder Nichtschlag, da hilft kein mitwippen. Das Gefühl für Melodie entsteht durch den Rhythmus und nicht eigenständig durch die Tonhöhen.. Sich hinzusetzen und Klaviermusik nach Rhythmus zu skandieren (keine Ahnung wie es in der Musik genannt wird) ist eben auch vom Gehör abhängig (Melodie und Rhythmus trennen können) - und das Gehör braucht dazu noch das passende Musikgut: Einfache Musik, die dummerweise eben meist nicht gefällt, geradezu abstoßend ist. Summasummarum sind hier - ob bewusst oder nicht - im Thread ja komischerweise keine Klavierstücke, sondern Trommelvideos gepostet worden. Für einen Anfänger scheinen mir diese in Bezug auf Rhythmusschulung/bewusstsein wesentlich sinnvoller, eben, weil einfacher.
Wichtig ist m.E. auch, dass diese eingangs erwähnten Rhythmischen Muster tatsächlich auch als Einheit abgespeichert werden und es dadurch einfacher fällt sich Musik zu merken - was eben notwendig ist, um Beziehungen innerhalb eines Stückes herzustellen. Man lernt die kleinen Pausen zwischen den Noten wahrzunehmen, kann sie mit dem Puls in Verbindung bringen und so durchaus Stücke rhythmisch aufschreiben.
Übrigens stelle ich bei mir einen großen Unterschied zwischen "einfach mittappen" und der zugehörigen Verstandesverarbeitung fest - die hier im Thread gleichgesetzt wird und m.E. in der Problematik zentral ist: Mitklatschen/schlagen ist das eine, hinterher mit dem Muster arbeiten zu können, ein ganz anderes. Mit anderen Worten: Ich scheine den Rhythmus zwar wahrnehmen, aber nicht verarbeiten zu können - ein ähnliches Problem haben Malanfänger, die zwar MEINEN klar sehen zu können, dass die Orange auf dem Tisch liegt, dies aber MEINEN technisch nicht umsetzen zu können - das liegt aber in Wahrheit nicht an der Technik, sondern am Sehen der Bildebene, jener Ebene, die zwischen Blatt und Sujet imaginär bereits 2D in der Welt liegt und eigentlich nur als solche "abgepaust" werden müsste. Dem Malanfänger fehlt das Gefühl für die Perspektive, die durch ihre Verkürzungen Tiefe erzeugt. Die Perspektive selbst entsteht völlig eigenständig, wenn ich nur male, was ich sehe.. Ich finde es immer wieder beeindruckt wie Juroren, z.B. im Sportbereich, die in Echtzeit stattfindenden Bewegungsabläufe bewerten können, während ich nicht mal verarbeiten konnte, ob es jetzt 3 oder 4 Saltis waren, der Übergang besonders schwierig war.. etc. Das ist doch eigentlich die Faszination am Geist?!.
Jedenfalls, manchmal ist es tatsächlich die Einfachheit, die es so kompliziert macht (damit man über die Kompliziertheit Gefühlsebenen erzeugt, die einem die Wahrnehmung des Unsichtbaren erst ermöglichen?!.), und, kommt Zeit, kommt Rat, braucht es vlt. doch mehr als Übung, sondern einen passenden Impuls von außen - bevor man sich selbst kaputt macht/beraubt, weil man sich im Totschlagargument eben immer erkennen kann und dafür noch anfällig ist, im Moment der Labilität, seiner Unfähigkeit gegenüberzustehen...