Es ist jetzt bereits einige Tage her, dass er bei uns war, aber ich hatte bisher keine Zeit zu schreiben, da ich in jeder freien Minute an die Instrumente musste.
Michael war drei Tage unser Gast und nachdem meine Familie ihn bereits im Frühjahr kennenlernte, haben sich schon alle Familienmitglieder auf ihn gefreut. Er bezog unser Gästezimmer und begann dann am ersten Tag damit, dem Flügel einen neuen Bassbezug zu verpassen. Beim letzten Mal hatte er das vorgeschlagen. Den Rest des Abends haben wir äußerst kurzweilig über Gott und die Welt, das Leben und den Tod geplaudert und Michael hat mir als erster plausibel erklären können, wie das Universum entstanden ist. Zwischendurch haben wir ein bisschen geklimpert. Der nächste Tag begann trotz kurzer Nacht früh, denn das alte Schwechten musste komplett reguliert, intoniert und gestimmt werden. Das hatten wir vor einem halben Jahr nicht mehr geschafft. Michael hat den ganzen Tag daran gearbeitet. Währenddessen musste ich arbeiten. Abends konnte ich das kaum wieder zu erkennende Klavier dann endlich spielen. Michael optimierte dann am Abend noch den Flügel, dessen neuer Bassbezug immer wieder nachgestimmt wurde, intonierte den Bass etwas nach und gab mitten in der Nacht erneut ein wundervolles Privatkonzert für meine Frau und mich. Zwischendurch missfiel ihm immer wieder der eine oder andere Ton und es wurde gestochen und gestimmt…. So gegen 3 Uhr liessen wir dann unsere Nachbarn endlich schlafen…
Am nächsten Vormittag wurde der Flügel erneut sehr subtil final ausgearbeitet und schliesslich packte der Maestro am frühen Nachmittag seine Koffer und Werkzeuge ins Auto und reiste weiter zum nächsten sehnsüchtig wartenden Klavierfreund.
Die Arbeiten am Pianino sind fabelhaft. Das alte Instrumente von 1925 ist wunderbar gleichmässig spielbar, toll intoniert und wieder richtig nutzbar. Leider verblasst es inzwischen neben dem Bechstein-Flügel, der traumhaft klingt. Michaels Vorschlag eines neuen nach Originalmassen von 1933 von Heller (ich glaube, das darf man hier ruhig schreiben) angefertigten Bassbezuges war fantastisch. Das gesamte Klangbild hat erheblich profitiert. Der Flügel ist ausgesprochen harmonisch, mit typischem Ton und perfekt ausgearbeitet. Nachdem ich vor einem halben Jahr schon begeistert war und feststellte, dass der Flügel spielt und klingt wie nie zuvor und es kaum besser sein könne, muss ich nunmehr zugeben, dass ich mich täuschte. Die perfekten Bass-Saiten in Kombination mit subtiler Nachintonation des gesamten Instrumentes und natürlich glänzender Stimmung haben das Instrument erneut deutlich spürbar verbessert. Ich bin auch nach den vergangenen Tagen immer noch und immer mehr begeistert.
Neben dem herrlichen Ergebnis von Michaels Arbeit an den Instrumenten ist aber auch alleine der Besuch des Klaviermachers eine grosse Freude und er ist uns jederzeit als Gast herzlich willkommen.
Wir freuen uns auf das Frühjahr.
Herzlichen Dank lieber Michael!!
LG Bechsteinfreund